Mit dem Aufstieg des SV Göppingen in die Regionalliga kehrt der Fußball-Bezirk Neckar/Fils zur neuen Saison wieder ins Rampenlicht des überregionalen Fußballs zurück. Einer, der die Gründe dieses Erfolgs sowie dessen Auswirkungen einschätzen kann, ist der langjährige Göppinger Mittelfeldstratege Nebih Kadrija (38) aus Dettingen.
Sie haben fünf Jahre in Göppingen gespielt, sind 2016 mit dem Verein in die Oberliga aufgestiegen. Wie sehr überrascht es Sie, dass der GSV nun in die Regionalliga aufgestiegen ist?
Ganz überrascht bin ich nicht, wenn man die stetige Entwicklung verfolgt hat. Aber der Aufstieg ist trotzdem eine Sensation. An dieser Stelle auch noch mal Glückwunsch an Chefcoach Gianni Coveli und sein Trainerteam sowie an das Team hinter dem Team.
Was sind Ihrer Einschätzung nach die Zutaten des Erfolgsrezepts?
Hier muss man die organische Entwicklung betrachten. Beim GSV verlief die Entwicklung sehr seriös, sodass sich das Sportliche und das Infrastrukturelle parallel entwickelt hat. Ich kann mich noch an meine Zeit in Göppingen erinnern, als wir Spieler die Sprinkleranlage zum Bewässern des Platzes selbst aufgestellt haben. Jetzt haben sie ein kleines, aber tolles Stadion, was durch den Aufstieg aber auch neue Aufgaben mit sich bringt.
Erstmals seit dem VfL Kirchheim in der Saison 97/98 spielt ein Verein aus dem Bezirk Neckar/Fils wieder in der Regionalliga. Welche Bedeutung hat dieser Erfolg für die Stadt Göppingen und die Region?
Die Stadt Göppingen bekennt sich als Sportstadt. Göppingen spielt mit den Frauen und Männern in der Handball-Bundesliga und hat nun mit dem GSV einen Fußballklub in der Regionalliga. Also wird den Leuten in der Stadt was geboten, das ist sehr schön und hervorzuheben. Gleichzeitig muss die Stadt klare Signale in Richtung GSV geben, ob sie in Sachen Aufrüstung des Stadions mitmacht, ansonsten wird der sportliche Erfolg nicht lange anhalten können. Es wäre schön, das Derby gegen die Stuttgarter Kickers in Göppingen zu sehen.
Stichwort VfL: In der Saison 2012/13 spielten Kirchheim und Göppingen in der Verbandsliga letztmals auf Punktspielebene gegeneinander. Was hat man in Göppingen seitdem anders gemacht?
Relativ einfach erklärt: Der GSV hat seit 2014 mit Gianni Coveli den gleichen Trainer. Wir müssen beim VfL schauen, dass sich das Sportliche sowie auch das Drumherum weiterentwickeln. Ich bin aber nach wie vor der Überzeugung, dass der VfL eine große Strahlkraft entwickeln kann. Zumindest wünschen wir uns das sehr.
In der Regionalliga wird die Luft zwischen Amateur- und Profibereich noch dünner als in der Oberliga. Was trauen Sie den Göppingern zu?
Die Regionalliga stellt natürlich einen Neuling wie Göppingen in dieser Liga vor sehr große Herausforderungen, weil 70 Prozent der Mannschaften bereits unter Profibedingungen arbeiten. Der GSV hat jetzt neue Aufgaben zu meistern, insbesondere mit den Auflagen seitens des Deutschen Fußballbunds. Aber ich kenne die handelnden Personen vor Ort in Göppingen, die eine unglaubliche Arbeit machen und eine große Leidenschaft für den Verein haben. Und mit dieser Gewissheit bin ich sehr zuversichtlich, dass sie das gut machen werden. Und natürlich haben sie Gianni Coveli als Trainer.
Wann und wo wird man Sie wieder als Trainer sehen?
Tatsächlich tut mir die Pause sehr gut und ich genieße die Zeit mit der Familie in vollen Zügen. Eine neue Aufgabe ist erst im Jahr 2025 angedacht.
Oberligaerfahrung mit drei Vereinen
Nebih Kadrija war von 2014 bis 2019 beim SV Göppingen, absolvierte dort 55 Partien in der Verbandsliga und 57 in der Oberliga. Im baden-württembergischen Oberhaus stand er zuvor auch für den FSV Bissingen (2012/13) und seinen Heimatverein VfL Kirchheim (2007 bis 2010) auf dem Platz. Seit 2020 war er Spielertrainer der SF Dettingen in der Kreisliga A, ehe er Anfang des Jahres kurzzeitig beim VfL anheuerte, den er nach wenigen Tagen jedoch wieder verließ. Der 38-Jährige wohnt mit Frau und Tochter in Dettingen. pet