Owen. Nein, es war nicht alles schlecht. Wenn die Not groß genug ist, muss man den Erfolg im Kleinen suchen. Dass er aus letztjährigen Bankdrückern aktuelle Leistungsträger formte, wäre ein Erfolg, der sich Vasile Oprea zuschreiben ließe. Viel mehr blieb dem 58-Jährigen Handballlehrer aus Rumänien auch gar nicht übrig, denn auch Bankdrücker muss jeder Trainer erst einmal haben. Zu wenig spielerische Klasse, zu wenig Spieler überhaupt. Das Grundproblem des TSV in dieser missratenen Saison verleitet Oprea zu dem Satz, er sei mit seiner Arbeit in Owen zufrieden.
Fachlich ist Oprea wenig vorzuwerfen, außer der Tatsache, dass es ihm nicht gelungen ist, der Mannschaft ihren Schlendrian auszutreiben. Fehlzeiten im Training, Undiszipliniertheiten im Spiel. Ein Versäumnis, das auch von den Verantwortlichen zu spät erkannt wurde. Als feststand, dass Oprea während der laufenden Saison beim Team Esslingen den Feuerwehrmann geben würde, stellte die Abteilungsspitze der Mannschaft die Vertrauensfrage. Die sprach sich klar für den Trainer aus. Das musste genügen. „Er hat seine Arbeit in Owen terminlich in keiner Weise vernachlässigt“, sagt der sportliche Leiter des TSV, Markus Nothwang und räumt ein: „Im Nachhinein hätte man in der Situation vielleicht anders reagieren müssen.“
Jetzt steht Steffen Klett als Trainer-Nachfolger in den Startlöchern. Anders als geplant, denn der seitherige Spielmacher des Württembergligisten SV Fellbach war eigentlich als Spielertrainer vorgesehen. Bis zum 14. Februar, als er im Abstiegsduell mit Ditzingen 20 Sekunden vor Schluss zum Wurf hochstieg und sich bei der Landung verheerend das Knie verdrehte. Innenband gerissen, der Außenmeniskus zerfetzt. Die Diagnose niederschmetternd. In der kommenden Saison ist mit dem 27-Jährigen auf dem Spielfeld nicht zu rechnen, sollte er überhaupt irgendwann noch einmal Handball spielen. Nun ruhen alle Hoffnungen auf dem zweiten der beiden Brüder, denn Bastian Klett wechselt nach Saisonende ebenfalls zu seinem Heimatverein. „Für ihn tut es mir am meisten leid“, sagt der künftige Trainer über seinen jüngeren Bruder, der bei den Fellbachern einer der Toptorschützen war. „Für ihn ist die Bezirksklasse ein verlorenes Jahr.“
Für Markus Nothwang soll es das nicht werden. Er hofft auf einen grundlegenden Neubeginn. „Die Mannschaft muss jetzt begreifen, worum es geht,“ sagt der sportliche Leiter. „Sie muss vor allem wieder Spaß am Handball haben.“ Nothwang weiß, dass es im Sommer für alle Beteiligten Neuland sein wird, das sie betreten. Auch für Steffen Klett ist es das Premierenjahr als Trainer. Die Hoffnung, dass nach zuletzt zahlreichen Wechseln mit dem diplomierten Sportlehrer wieder mehr Kontinuität auf der Bank Einzug hält, ist groß. Der Handschlag-Vertrag gilt für zwei Jahre. Insgeheim wird gehofft, das mehr daraus wird.
Nothwang setzt auf Geduld und langen Atem: „Ob wir gleich wieder hoch gehen, ist für mich sekundär“, sagt er. Die Mannschaft soll wieder Werbung in eigener Sache machen und verloren gegangene Sympathien zurück gewinnen. „Wir sind nun mal gezwungen mit dem eigenen Nachwuchs zu arbeiten“, sagt der 41-Jährige, der vermeiden will, dass der Druck auf die Mannschaft vom Start weg zu hoch wird. „Auch in der Bezirksklasse wird Handball gespielt.“
Noch ist die Saison nicht vorbei. Am Samstag wartet ein letzter Charaktertest auf den TSV, wenn es zum Tabellenführer ins Filstal geht. Der dürfte keine Gnade kennen, denn das HT Uhingen-Holzhausen hat den Meisterwimpel noch nicht sicher in der Tasche. Zwei von bisher erst drei Saisonniederlagen hat der Spitzenreiter gegen den Verfolger aus Lenningen einstecken müssen. Bleibt die Rehkugler-Sieben ähnlich cool wie am Wochenende, kann sich der Führende keinen Ausrutscher leisten.
