Lokalsport
Geht der Tanz durch den Stangenwald weiter?

Inline Die amtierende Doppelweltmeisterin im Riesen- und Parallelslalom, Manuela Schmohl aus Unterensingen, hält sich ihre sportliche Zukunft offen. Von Jens S. Vöhringer

Für die Inlineskater ist es im Jahr 2020 besonders ruhig gewesen. Wettkämpfe gab es corona-bedingt nur im Jugendbereich, die Saison glich daher fast einem Komplettausfall. Wie und ob es 2021 weitergeht, das ist derzeit nur zu ahnen. Das gilt auch für eine der erfolgreichsten Inlinerinnen weltweit. Ob Manuela Schmohl vom SC Unterensingen noch eine weitere Saison dranhängen wird, ist derzeit völlig offen.

Aufhören oder nicht, das hat sich Schmohl nicht erst seit Kurzem gefragt. Bei der 30-Jährigen gesellten sich bereits vor über einem Jahr, im Sommer 2019, noch andere Fragen hinzu. Die nämlich nach dem Schlussstrich, wenn es am schönsten ist oder in ihrem Fall gar die nach dem Karriereende in absoluter Topform.

Am dritten August-Wochenende des vergangenen Jahres hatte Schmohl im spanischen Villablino die Konkurrenz im Weltcup- sowie bei der Europameisterschaft im Parallelslalom regelrecht in Grund und Boden gefahren. Sie holte beide Titel, stellte allerdings schon da die Ungewissheit einer sportlichen Zukunft auf Rollen in den Raum. „Sie kann sich derzeit nur selbst schlagen“, sagte ihr Vater, der damalige Bundestrainer Emil Schmohl. Also: Aufhören am Höhepunkt, nach einer Saison, in der sie im Juli zudem Weltmeisterin im Riesen- sowie Parallelslalom geworden war?

Wie alles unter normalen Bedingungen im darauffolgenden Jahr ausgesehen hätte, kann nur gemutmaßt werden. Sicher ist aber, dass die alles entscheidende Frage auch heuer wohl eine unbeantwortete bleibt. „Ich werde es mir über den Winter noch mal überlegen“, hält sie sich alle Optionen offen.

Manuela Schmohl hat sich fit gehalten. Auch während Corona. „Ich habe das Training ein bisschen umgestellt“, gibt sie Einblicke. Mehr Geschicklichkeit und Koordination hat sie in die Einheiten eingebaut. Die mussten teilweise auch zu Hause absolviert werden. Nicht fehlen durften natürlich weder Ausdauer- noch Konditionstraining. „Ich gehe parallel zur Leichtathletik“, sagt sie, genauer zum VfL Kirchheim, wo ihre Mutter Beate Trainerin ist. Dort stehen unter anderem Tempoläufe über 150 oder 200 Meter an, „um spritzig zu bleiben“, wie Schmohl sagt. Oder Krafttraining. Die komplette Palette also. „Ich gehöre mit zu den Ältesten, da will man den Jungen was vormachen“, erzählt Manuela Schmohl und muss schmunzeln. Ins Stangentraining stieg sie erst spät ein, da war allerdings schon klar, dass es im Pandemiejahr 2020 bis auf einige Jugendwettkämpfe wie den Regio-Cup keine Veranstaltungen für die Aktiven geben würde.

Beim Trainieren daheim standen für Schmohl auch Yoga oder Video an. Was jedoch in Zeiten großer Einschränkungen vor allem fehlte, war das Training in der Gruppe. Ihr Vater Emil zusammen mit Ralf Gökeler vom TV Unterlenningen betreute das sechsköpfige Team mit Sportlern aus Neidlingen, Stuttgart und Unterlenningen weiterhin zweimal wöchentlich. Nicht nur für seine Tochter war das eine willkommene Abwechslung. „Wir betreiben zwar eine Einzelsportart, aber man braucht jemanden, mit dem man sich messen kann“, sagt sie.

Die Frage stellt sich nun nicht nur für die Bankbetriebswirtin nach der Zukunft. Auf internationaler Ebene gestalte sich das Ganze ziemlich schwierig. „Der Weltverband hat sich auf die Fahnen geschrieben, dass es für jeden möglich sein muss, die Grenze zu passieren“, sagt Schmohl - ein zeitlich gesehen kaum absehbares Unterfangen. Auch national überwiegen die Fragezeichen.

Vereinskooperation als Lösung?

Eine Deutsche Meisterschaft für 2021 sei noch nicht geplant, zunächst müsse wie überall einmal ein Hygienekonzept umgesetzt werden. Als Alternative zu den in bekannter Manier ausgetragenen Meisterschaften zieht die einstige Skiläuferin des SC Unterensingen Kooperationen zwischen Vereinen in Betracht, um das organisatorische Risiko für einzelne zu minimieren. „Noch ist nichts geplant, wir versuchen aber eine DM auszuführen“, gewährt die in ihrem Sport bestens vernetzte 30-Jährige einen Blick hinter die Inline-Kulissen.

Auch die Frage nach der eigenen sportlichen Zukunft bleibt. Letztlich kann sie Manuela Schmohl aber nur selbst beantworten. Und tut das in gewisser Weise auch, ohne aber für komplette Klarheit zu sorgen: „Ich denke, ich werde noch mal angreifen.“