Lokalsport
Gemeinsam anpacken für den Neustart

Hilfsaktion Unter dem Motto „Der Sport hilft dem Sport“ haben sich Kirchheimer Vereine zusammengetan, um für den von der Flutkatastrophe betroffenen TuS Ahrweiler Spenden zu sammeln. Von Sandra Langguth

Das Spielfeld im Stadion ist mit Schlamm und Schutt überdeckt, im Vereinsbüro liegt das zerstörte Inventar hüfthoch aufgestapelt auf dem Boden, und bei der Turnhalle wird schnell klar – zu retten ist hier eigentlich nichts mehr. Während die Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli vor allem Menschen in Privat- und Geschäftshäusern trifft, stehen hinterher auch die Sportvereine buchstäblich vor dem Nichts. „Man kann schon sagen, dass alles den Bach runtergegangen ist“, hat Sabine Schenke, Geschäftsführerin des TuS Ahrweiler, ihren Humor inzwischen wieder gefunden. 

„Wir hatten insgesamt acht Sportstätten. Zu denen gehörte unser großes Stadion, ein Schwimmbad sowie Hallen und Gymnastikräume. Natürlich ist auch die komplette Ausstattung weg. Was nicht in irgendwelchen Räumen gelagert war, hatten die Übungsleiter in ihren Autos, und die hat es ja auch weggespült“, erklärt Sabine Schenk.

Welche Katastrophen sich dort im Ahrtal abgespielt haben, hat Doris Imrich, Geschäftsführerin des VfL Kirchheim, mit Bestürzung verfolgt. Schnell war ihr klar, dass sie den Menschen dort gerne helfen möchte. „Die Region dort bekommt ja vonseiten der Politik Unterstützung. Deshalb war die Idee, dass Kirchheimer Sportvereine gezielt einen Verein unterstützen. Und da haben wir den TuS Ahrweiler ausgewählt“, erklärt Doris Imrich.

In Hans-Jo­achim Brenner, dem Vorsitzenden des SfL, der als Dachverband alle sporttreibenden Vereine in Kirchheim vereint, fand sie schnell einen begeisterten Fürsprecher für die Aktion. „Wir haben dann versucht, auch alle anderen Vereine mit ins Boot zu holen. Das ist wichtig, denn nur gemeinsam sind wir stark, und nur so kommt auch eine ordentliche Summe zusammen“, erklärt Hans-Joachim Brenner. Ein Euro pro Mitglied sollten die Vereine aufbringen. Von den 18 der insgesamt 30 Vereine, die sich mit ihren insgesamt 12 000 Mitgliedern an der Aktion beteiligen, haben auch schon einige signalisiert, dass sie den Betrag etwas aufstocken wollen. Die Wunschsumme von 15 000 Euro könnte also durchaus zusammenkommen. „Natürlich können auch Einzelpersonen mit einem Betrag helfen“, rührt Doris Imrich für die gute Sache die Werbetrommel.

Auch Oberbürgermeister Pascal Bader ist von der Idee begeistert und ist bereits bei einem Spiel der Knights auf Spendensuche gegangen. Ziel ist, dem Sportverein bei seinem Neustart unter die Arme zu greifen. „Wir hatten auch überlegt, ob wir irgendwie mit gebrauchten Geräten helfen können, aber so etwas geht dann vielleicht auch am Bedarf vorbei.“

Als Doris Imrich im September mit Sabine Schenke Kontakt aufgenommen hat, ist diese „natürlich aus allen Wolken gefallen“. Dort hat der Verein gerade erst wieder angefangen, sich im Freien mit Kinderleichtathletik, einem Lauftreff für Erwachsene und einigen Gymnastikgruppen an so etwas wie Normalität heranzutasten. „Es ist einfach absoluter Wahnsinn, dass wir so eine Unterstützung erfahren“, ist Sabine Schenke für das Engagement dankbar, zumal dort immer noch viel im Argen liegt. „Ganz viele sind hier immer noch ohne Gas und Strom“, berichtet Sabine Schenke. Der Verein selbst konnte sich inzwischen immerhin mit einem Sportzelt behelfen. „Das ist neun auf zwanzig Meter groß. Ansonsten haben wir viel in Bürgerhäuser ausgelagert. Aber jetzt mit den verschärften Corona-Regeln wird unsere Arbeit natürlich wieder zurückgeworfen.“

VfL-Geschäftsführerin Doris Imrich möchte mit einer Delegation im Frühjahr hinfahren und das Geld persönlich übergeben, was in Bad Neuenahr-Ahrweiler richtig gut ankommt. „Das ist noch mal was ganz anderes, wenn man sich persönlich kennenlernt“, freut sich Sabine Schenke. Dass der Kontakt dann nicht enden muss, vielleicht sogar eine Art Partnerschaft entsteht, könnten sich alle Beteiligten gut vorstellen. „Vielleicht kann man ja mal ein Freundschaftsspiel auf die Beine stellen und sich gegenseitig besuchen“, schlägt Hans-Joachim Brenner vor.

Insgesamt 18 Vereine helfen mit

Aus dem Kreis der im SfL organisierten Vereine beteiligen sich der VfL Kirchheim, der Schneelaufverein Lenninger Tal, TSV Jesingen, SV Nabern, TSV Ötlingen, Schützengesellschaft Kirchheim, RKV Wanderlust, CVJM, Schachclub Nabern, Schwäbischer Albverein Sektion Schwaben, Reit- und Fahrverein Kirchheim, Deutscher Alpenverein Sektion Schwaben, Fliegergruppe Wolf Hirth, TC Kirchheim, Tauchgruppe Teck, Move Club Kirchheim, Reha Herzsport und die Knights an der Aktion.
Wer mithelfen möchte, dem TuS Ahrweiler einen Neustart zu ermöglichen, kann etwas in die Spendenbox im Sportvereinszentrum werfen oder auf das Spendenkonto des SfL überweisen: IBAN DE62 6115 0020 0007 0591 64. sl