Frust oder Freude? Die Gefühlswelt aller Beteiligten in den Jesinger Lehenäckern war am Samstag nach dem Ende des Derbys zwischen dem heimischen TSV und dem Namensvetter aus Weilheim ambivalent. Auf der einen Seite haderte das (Jesinger) Publikum ebenso wie der sportliche Leiter Stefan Haußmann mit der Art und Weise, wie die Gestenklopfer vor allem in der zweiten Spielhälfte gegen den als Absteiger feststehenden und mit vier Akteuren der zweiten Mannschaft angetretenen TSV Weilheim agiert hatten. Auf der anderen Seite stand die Freude über einen eminent wichtigen 4:2-Sieg im Abstiegskampf. Vor einer (offensichtlich bundesligabedingten) Mini-Derbykulisse von nur rund 70 Zuschauern traten die Einheimischen die Partie hochmotiviert und ballsicher an, waren zwingender und schneller als die Weilheimer. Folge: Schon nach neun Minuten schlenzte Davor Messerschmidt einen Freistoß aus 18 Metern zum 1:0 ins Tor. Ein Doppelschlag von Sascha Flegel sorgte schon früh für eine Vorentscheidung (18.,19.), ehe Simon Kottmann gar auf 4:0 erhöhte (38.). Der Weilheimer Anschlusstreffer durch einen von Morris Maier verwandelten Foulelfmeter (43.) war die erste Torchance der Gäste.
Nach dem Seitenwechsel hielten bei den Jesingern Lethargie und Unkonzentriertheit Einzug, und fast wäre schon in der 56. Minute der Weilheimer Anschlusstreffer gefallen, als Fabio Santoro aus zehn Metern abzog und TSVJ-Goalie Patrick Weigel zu einer Parade zwang. Auch wenn die Weilheimer nun besser mitspielten, waren es doch die Jesinger, die durch Sascha Flegel, Marvin Schleich und Jonathan Willig gute Chancen hatten, diese jedoch nicht konzentriert zu Ende spielten. Die Quittung kam quasi postwendend durch einen schön vorgetragenen Konter, den der spielende Weilheimer Co-Trainer Max Pradler zum 4:2-Endstand abschloss (89.). „Wir waren in der zweiten Halbzeit nicht zielstrebig genug und es fehlte die Konsequenz im Torabschluss“, resümierte Haußmann nach dem Schlusspfiff. Weilheims Trainer Salvatore de Rosa bemängelte die Anfälligkeit seines Teams in der Abwehr sowie die Unfähigkeit, Zweikämpfe anzunehmen und fiebert dem Saisonende entgegen: „Ich bin froh, wenn die nächsten zwei Wochen schnell vorbei gehen und wir neu ansetzen können.“
Neidlinger Enttäuschung
Die letzten Spiele gegen den bereits abgestiegenen SC Geislingen II und beim TSV Harthausen ausnutzen muss hingegen der TV Neidlingen nach dem 2:2 beim TSV Oberboihingen. Enttäuschung machte sich bei TVN-Spielertrainer Patrick Kölle breit: „ Wir hatten die besseren Chancen und hätten die Partie eigentlich gewinnen müssen.“ Tatsächlich waren die Neidlinger in Halbzeit eins die spielbestimmende Mannschaft und gingen durch Lukas Pflüger folgerichtig in Führung. Zwei weitere gute Chancen versemmelte der TVN-Coach selbst. Nach dem Seitenwechsel verschliefen die Gäste die erste Viertelstunde und lagen überraschend 1:2 durch Gegentreffer von Ben Twardygrosz und Noah Wagner zurück. Doch die Elf vom Reußenstein kam durch den Spielertrainer zum Ausgleich. In der Schlussminute hatte Markus Sekan den Siegtreffer auf dem Fuß, schob das Spielobjekt aber am Tor vorbei. „Jetzt müssen wir aus den letzten beiden Spielen sechs Punkte holen und auf Schützenhilfe hoffen“, gab Kölle die Marschrichtung für den Rest der Saison aus.
Kirchheimer Schützenfest
Ganz ohne Schützenhilfe kann sich der VfL Kirchheim den Relegationsplatz sichern. Mit dem 8:0-Kantersieg gegen den bereits abgestiegenen TSV Neckartailfingen taten die „Blauen“ zudem etwas fürs Torverhältnis und kamen damit bis auf zwei Treffer an Verfolger 1. FC Eislingen ran – ein am Ende der Saison vielleicht wichtiger Zwischenspurt, geht es doch am Sonntag zu Meister FC Esslingen, bevor am letzten Spieltag die Heimaufgabe gegen den unberechenbaren viertplatzierten SV Ebersbach ansteht. Die „Tailfinger“, vor Wochenfrist noch 4:2-Sieger gegen den TSV Deizisau, versuchten trotz der am Ende hohen Niederlage dagegenzuhalten. Zwei gefährliche Torchancen waren das Ergebnis. Der VfL, der entsprechend der Trainervorgabe alle Aktionen sauber zu Ende spielte und viel Ballbesitz und damit Dominanz hatte, legte mit dem Erfolg den Grundstein für den notwendigen Schlussspurt gegen die beiden anstehenden gefährlichen Gegner. Dass die acht Treffer durch Marcel Helber (8.), Theo Gut (15.), Nico Hummel (32.), Emir Sahdanovic (36.), Melvin Alavac (52.) und Salih Egrlic (65., 82., 83.) von sechs verschiedenen Torschützen erzielt wurden, spricht zudem für den ausgeglichenen Kader der Kirchheimer. Trainer Ohran: „Wir haben noch zwei schwere Spiele. Da müssen wir die Konzentration hochhalten.“
Esslinger sind Meister – Gedränge im Keller
Die Meisterschaftsfrage in der Fußball-Bezirksliga ist seit Samstag endgültig geklärt. Der FC Esslingen ist nun auch rechnerisch nicht mehr von Rang eins zu verdrängen, steigt in die Landesliga auf und kann die Sektkorken knallen lassen. Neun Punkte Vorsprung haben die Reichsstädter vor den letzten beiden Partien der Saison. Enger sieht es in den hinteren Regionen der Tabelle aus. Während der TSV Denkendorf, der TSV Weilheim, der TSV Neckartailfingen und der SC Geislingen II als Absteiger feststehen, hat der TSV Harthausen mit 35 Punkten durchaus noch den Relegationsplatz im Blick. wai