Bewerberliste für die Spielmacher-Rolle bei den Knights ist länger geworden
Grand mit Dreien

Kirchheims Basketballer werden für eine ordnende Hand auf dem Spielfeld noch einmal Geld locker machen. Das steht seit Dienstagabend fest. Und: Es soll schnell gehen. Der Ex-Kirchheimer Tim Burnette ist nur ein möglicher Kandidat für die Spielmacherposition. Die anderen heißen Ahmad Smith und Besnik Bekteshi.

Kirchheim. Wer hätte das gedacht: Acht Spieltage in der Pro A sind vorüber und in Kirchheim dreht sich munter das Personalkarussell. Die sportliche Talfahrt der vergangenen Wochen setzt Energien frei und macht offenbar finanzielle Reserven locker. Die Gesellschafterversammlung der Knights hat am Dienstagabend beschlossen, zu handeln und einen neuen Spielmacher zu verpflichten, der Ordnung ins Chaos bringen soll. Tim Burnette galt zu Wochenbeginn noch als wahrscheinlichste Lösungsvariante. Der US-Amerikaner ist derzeit ohne Vertrag, bekundet Interesse und wäre folglich sofort einsatzbereit. Doch inzwischen vernimmt man in Kirchheim Signale aus ganz anderer Richtung. Signale, die es zumindest ratsam erscheinen lassen, nichts zu überstürzen.

Beim Aufsteiger in Gotha ist Feuer unterm Dach. Chefcoach Marko Simic wurde gestern entlassen, nachdem der 24-Jährige erklärt hatte, er erreiche die Mannschaft nicht mehr. Vorläufiger Tiefpunkt: das 60:83 vergangenen Sonntag im Derby gegen Jena, in dem deutlich wurde: Hier spielt eine Mannschaft gegen den Trainer. Die beiden „Alpha-Tiere“ Leo Niebuhr und Jan Lipke, so heißt es aus Quellen in Gotha, würden die Spaltung des Teams vorantreiben. Interner Zwist, der Spuren bei einem hinterlässt, der ohnehin als sensibler Typ gilt: Ahmad Smith bekundet seit Tagen offen, dass er die Thüringer lieber heute als morgen wieder verlassen würde. Der Spielmacher, der als Synonym für den letztjährigen Erfolg in Kirchheim gehandelt wird, macht aus seinen Sympathien für seinen Ex-Klub keinen Hehl.

„Ja, wir telefonieren wöchentlich, wenn nicht täglich miteinander“, bestätigt Knights-Coach Frenkie Ignjatovic. Er ist nicht der einzige, der Smith die Tür in Kirchheim weit aufhalten würde. „Eine Rückkehr Ahmads wäre für uns sicher eine attraktive Option. Er hat jedoch einen gültigen Vertrag“, sagt Sportchef Michael Schmauder. „Solange Gotha keine Freigabe erteilt, ist das kein Thema.“ Die kommenden Tage dürften Klarheit schaffen, denn Smith selber soll nach Informationen in einschlägigen Internetforen verkündet haben, er werde neben Niebuhr und Lipke nicht mehr für die Rockets auflaufen.

Kirchheims Coach ist zuversichtlich, dass unter der Teck schnell eine Entscheidung fallen wird und hält es für nicht ausgeschlossen, dass bereits morgen Abend beim nicht öffentlichen Testspiel gegen Erstligist Tübingen, ein neues Gesicht auftauchen könnte. In Expertenkreisen ist man sich derweil einig, dass die Kirchheimer Aktien im Fall Smith durch den Rausschmiss Simics eher gefallen sind. Zumal sich die Verantwortlichen in Gotha für die Suche nach einem Nachfolger eine zweiwöchige Frist gesetzt haben. Bis dahin leitet Interims-Trainerin Yvonne Schäfer den Übungsbetrieb bei den Thüringern. Bevor man den neuen Trainer nicht kennt, wird man sich bei den Rockets mit voreiligen Personalentscheidungen vermutlich zurückhalten.

Anders sieht es im Fall Besnik Bekteshi aus. Auch dessen Rückkehr zu seinem Heimatverein nach Kirchheim ist plötzlich wieder ein Thema. Zwar nicht als Patentlösung für die Rolle des Spielmachers, eher als Bonus-Kraft. Einer wie er passte derzeit wie der Deckel auf den Topf: defensivstark und mit deutschem Pass. Der 19-Jährige selbst brachte den Stein ins Rollen und seinen Namen ins Gespräch. Der Junioren-Nationalspieler ist mit seiner Reservistenrolle in Ludwigsburg unzufrieden, stand in bisher fünf Spielen in der BBL durchschnittlich fünf Minuten auf dem Feld. Dass eine tragende Rolle in der erstarkten Pro A ein deutlich sinnvollerer Beitrag zur Förderung eines deutschen Talents wäre als das Bankdrückerdasein eine Etage höher, ist nicht nur die Meinung seines Mentors Frenkie Ignjatovic. Eine Freigabe Bekteshis, möglicherweise mit einer Doppellizenz, wäre darüber hinaus ein klares Bekenntnis zum Kooperationsmodell, das nicht wenige im Kirchheimer Umfeld bereits für gescheitert hielten. Gestern Abend fand am Rande des Trainings ein Vieraugen-Gespräch zwischen Bekteshi und Ludwigburgs Teammanager Mario Probst statt.

Fast zur gleichen Zeit traf sich im Kirchheimer Gewerbegebiet die Knights-Führung mit ihren Geldgebern. Dabei dürfte das Thema Spieleretat ganz oben auf der Tagesordnung gestanden haben. Neue Kräfte kosten zusätzliches Geld, sofern es nicht gelingt, an bestehenden Verträgen zu rütteln. Finanzchef Siegfried Meissner baut schon mal vor: „Wir werden unseren bisherigen Kurs soliden Wirtschaftens auf keinen Fall verlassen.“