Kirchheim. Friedrich Ludwig Jahn, der vor 200 Jahren auf der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz geschaffen hatte, wäre am Samstag auf seine Kosten gekommen. Nicht nur, weil 50 Jahre nach seinem (Turn-)Aufruf im schwäbischen Städtchen Kirchheim die ersten Turnübungen durchgeführt wurden, sondern vielmehr, weil das Galaprogramm zum 150-jährigen Jubiläum der Teck-Turner jedermanns Geschmack traf.
„GymInMotion“, die Turn- und Sportshow des Turngaus Neckar-Teck, gastierte am Samstag in ihrer dritten Auflage erstmals in Kirchheim. VfL-Funktionärin Michaela Pohl sowie Margot Münzenmaier seitens des Turngaus hatten eine tolle Veranstaltung organisiert, die schwungvoll durch die Ligaturner aus den Vereinen des Turngaus eröffnet worden war. Auf der luftgefüllten und deshalb stark federnden Airtrack-Sprungbahn zeigten die Athleten Flickflacks, Salti und Schrauben. „Bewegung macht Spaß,“ verkündete Moderator Holger Bentzien, Rundfunkjournalist und Vater einer leistungssporttreibenden Tochter, in seiner Begrüßung. Umgesetzt wurde dies anschließend von den jüngsten Turnerinnen und Turnern des Turngaus mit einer farbenfrohen Übung zu flotter Disco-Mucke.
Im wahrsten Sinne des Wortes „bodenständig“ war die Vorführung der VfL-Turnerinnen mit ihrem Programm „Dreamy Chair Connection“, in dem ein Stuhl als Sportgerät herhalten musste. Es war eine beeindruckende Show, die, so Bentzien, „nicht zur ungeübten Nachahmung empfohlen sei.“ Dafür gab’s für die Lokalmatadoren jede Menge Applaus – auch von den zahlreichen Breitensportlern aus vielen verschiedenen Vereinen des Turngaus, die den nächsten Programmpunkt selbst bestritten und Auszüge aus den breitensportlichen Aktivitäten zeigten. Beeindruckend war dabei die Altersspanne der Sportler: vom Kind bis zum Senior bewegten sich die Athleten zu flotter Musik und zeigten dabei Elemente aus Step-Aerobic, Jazzdance, Turnen und Fit4Drums – und das ganz im Mottosinn des Abends: Bewegung macht Spaß.
Dass Bewegung und Spaß durchaus auch mit optischen Genüssen einher gehen können, zeigten die Sportgymnastinnen des TSV Ötlingen. Zu den Klängen und in Anlehnung an die Thematik des Films „Burlesque“, bekleidet mit korsage-ähnlichen Einteilern, schwarzen Strumpfhosen und einer Blume im Haar, fanden sie die perfekte Mischung aus Elementen der Rhythmischen Sportgymnastik und lasziven Bewegungsabläufen und waren damit ein frech-frivoles Highlight der Veranstaltung, welches zurecht tosenden Applaus erntete.
Jenen kassierten freilich auch die aktuellen Stars des Turngaus. Die Meisterklasse zeigte an Schwebebalken, Barren, Seitpferd und auf der Sprungbahn ihre Qualität anhand von Teilen aus den jeweiligen Wettkampfprogrammen, die die anschließend auftretenden Oldies des Abends schon lange hinter sich gelassen haben. Michael Wolfgang, Thorsten Reuter, Werner Lang, Jochen Weber, Niko Warbanoff und Linus Spies waren einst Leistungssportler und hatten für die Veranstaltung eine Slapstick-Nummer mit hohem sportlichen Anspruch am Barren einstudiert, die den Geschmack des Publikums traf.
Dorothee Henzler zelebrierte danach als Eisprinzessin zusammen mit Eisfeen und Pinguinen aus der VfL-Talentschule ihr Showprogramm Antarktika und zog damit das Publikum ebenso in ihren Bann wie die Großtrampolinturner des Landesleistungszentrums Ruit, bei deren spektakulärer Flugshow nur die niedrige Hallendecke wahre Höhenflüge verhinderte.
Das sportliche Highlight jedoch, gemessen am Anspruch und den erreichten Meistertiteln, lieferte das Sportakrobatik-Duo Sophia Müller und Janina Hiller. Die Athletinnen des TSGV Albershausen zogen das Publikum mit ihrer Show aus Anmut, Beweglichkeit und Kraft in ihren Bann und sorgten für staunende, bisweilen aufgrund der „Biegsamkeit“ von Sophia Müller besorgte, vor allem aber begeisterte Gesichter.
Ein ebensolches hatte auch VfL-Turnabteilungsleiter Wolfgang Sahm während des farbenfrohen Finales: „Es war eine wunderbare, runde Veranstaltung, bei der alles wie am Schnürchen geklappt hat.“