Kirchheim. Pasquale Martinelli ist ein Freund klarer Worte. „Wenn es um die Zukunft des Kirchheimer Fußballs geht, kann ein Zusammenschluss nur von Vorteil sein“, sagt der Vorsitzende des AC Catania, der nicht zum ersten Mal die italienische Gretchenfrage stellt: Kehrt man nach 20 Jahren auf eigenen Beinen wieder zurück zum VfL, dem man 1993 entsprang?
Die Stimmung innerhalb des 75 Mitglieder zählenden Fußballklubs ist nur schwer auszuloten. „Da sind sicher ein paar dabei, die gegen eine Fusion sind“, glaubt Martinelli, der zusammen mit seinem zweiten Vorsitzenden Bippo Forzano jedoch Wortführer einer Wiedereingliederung in den VfL ist. „So wie momentan geht‘s auf jeden Fall nicht weiter“, betont der 43-Jährige, der in Sachen Fusion bereits mit den VfL-Fußballern an einem Tisch saß.
Die größte Sorge der Azzurri ist der Nachwuchs. Seit Jahren gibt es keine Jugendmannschaften mehr. Die Zeiten, in denen italienische Jungkicker automatisch beim AC das Handwerkszeug lernten oder im Aktivenbereich wie selbstverständlich an die Jesinger Allee wechselten, sind vorbei. „Früher war das gar keine Frage“, erinnert sich Martinelli, „heute hast du in fast jedem Verein in der Region einen oder zwei Italiener.“
Weiteres Problem ist der fehlende Zuschauerzuspruch: Kaum mehr als 20 Zaungäste verlieren sich bei den Heimspielen – ein Trend, der jedoch nicht nur die Catanesen trifft. Ligenunabhängig ist seit Jahren ein schwindendes Interesse am Amateurfußball zu beobachten. Martinellis Erklärung: Das Überangebot im Fernsehen. „Du kannst am Wochenende immer irgendwelche Spiele aus irgendwelchen Ligen anschauen. Wer geht da noch auf den Fußballplatz?“
Hat sich die Notwendigkeit eines rein italienischen Teams also erübrigt, wenn der Nachwuchs lieber woanders kickt und potenzielle Fans rund um die Uhr via TV mit König Fußball versorgt werden? Fakt ist, dass der fehlende Unterbau den AC Catania Geld kostet. Pro Saison sind wegen der nicht vorhandenen Jugendteams 1 000 Euro Strafe an den WFV fällig.
Ohne Nachwuchs auf dem Platz gibt‘s logischerweise auch keinen daneben. Seit Jahren sind es mit Pasquale Martinelli, Bippo Forzano und ein paar wenigen Weiteren die gleichen, die den Verein führen. „Wenn sich jemand anderes finden ließe, würde ich sofort aufhören“, sagt Martinelli, der in seinem Funktionärsposten ebenso wie Forzano als beruflich Selbstständiger regelmäßig an seine Grenzen stößt. Forzano hat bereits die Konsequenzen gezogen und seinen Abschied zum Saisonende bekannt gegeben – weniger aus Verbitterung als aus Zeitmangel.
Am Stichwort Zeitmangel dürfte auch eine Fusion der beiden Vereine bereits zur kommenden Saison scheitern. VfL-Abteilungsleiter Fabian Preuß gibt zu bedenken, dass neben einer außerordentlichen Mitgliederversammlung auch noch allerhand Formalien mit dem Verband geklärt werden müssten. Prinzipiell steht er einem Zusammenschluss jedoch positiv gegenüber. „Darüber nachzudenken, macht immer Sinn, zumal man dann eine schlagkräftige Mannschaft hätte“, so Preuß, der nach ersten losen Gesprächen mit Catania-Vertretern im November weitere bis Sommer ankündigt.
Der Rückendeckung des Gesamtvereins können sich beide Parteien übrigens sicher sein kann. „Uns würde eine Rückkehr von Catania sicher ganz gut tun“, sagt die VfL-Vorsitzende Doris Imrich. Soll heißen: An der Zustimmung des Hauptvereins wird eine Fusion nicht scheitern.
Spannender dürfte da die Antwort auf die Frage nach der Zustimmung der AC-Anhänger sein. Bei der Hauptversammlung im März wollen Pasquale Martinelli und Bippo Forzano das Thema Zusammenschluss aufs Tapet bringen. „Wenn die Mitglieder das aber nicht wollen, gibt‘s auch keine Abstimmung. Das Ganze soll schließlich nicht unter Zwang geschehen“, betont Martinelli.