Seit rund einem Vierteljahrhundert spielt sie Handball, am Samstagabend schließt sich für Benitta Quattlender in einem sächsischen Ort namens Großröhrsdorf der Kreis. Die Auswärtspartie des Zweitligisten TG Nürtingen beim HC Rödertal wird die Weilheimerin allerdings wohl notgedrungen von der Bank aus betrachten. Das vordere Kreuzband im rechten Knie ist angerissen, Andenken an die Partie gegen die TSG Mainz-Bretzenheim rund drei Wochen.
„Das Risiko ist zu groß“, sagt die 29-Jährige. Vergangene Woche war die TG-Kapitänin noch bewusst jenes Risiko eingegangen, was freilich an besonderen Umständen lag. In der letzten Saison-Heimpartie der TG Nürtingen gab’s für Benitta Quattlender im wahrsten Sinne einen großen Bahnhof, sie selbst sorgte für großes Kino: Die schwer am Knie Lädierte stand gegen den HSV Solingen-Gräfrath, am rechten Bein komplett bandagiert, in der Startformation, sorgte anschließend bei ihrem Kurzeinsatz mit dem ersten TG-Treffer für Emotionen – frenetisch gefeiert von den Turngemeinde-Sympathisanten unter den rund 730 Zuschauern. Weitere große Gefühle folgten. Als sie bei der Abschiedszeremonie in ihrem Statement („ich bedanke mich bei allen, besonders bei meiner Familie und meinen Freunden“) mit Tränen in den Augen stockte, gab’s von der Tribüne Spontanapplaus.
Quattlender kann auf eine Laufbahn zurückblicken, die nur ganz wenige Handballerinnen aus der Region vorweisen können: Schon als Kleinkind Zuschauerin bei Bundesligapartien von Frisch Auf Göppingen, mit knapp fünf Jahren die ersten Schritte im Handball beim TSV Weilheim, mit 14 Jahren der Wechsel zum TV Nellingen, dort unter anderem in der Junioren-Bundesliga am Start. Seit knapp elf Jahren trägt sie das Trikot der TG Nürtingen: ein Jahr in der Dritten Liga, seit nun zehn Jahren in der Zweiten Bundesliga. Sichtungslehrgänge, die Süddeutsche Meisterschaft sowie die Deutsche Vizemeisterschaft mit den B-Juniorinnen des TV Nellingen liefern weitere Fakten für eine spannende Handball-Vita.
„Am meisten freue ich mich jetzt darauf, mehr Freizeit zu haben“, merkt Benitta Quattlender an, zumal Familie und Freunde in den vergangenen Jahren fast immer hätten zurückstecken müssen. Inwieweit sie dem Handballsport in der Region in anderen Funktionen erhalten bleibt – noch ungeklärt.