Lokalsport
Großer Kampf bleibt am Ende unbelohnt

Fußball-Landesliga Bei der 0:1-Auftaktniederlage des VfL Kirchheim bei Mitaufsteiger MTV Stuttgart schmerzt besonders die Rote Karte für Nico Hummel. Von Tim Trento

Tief im (Nord-)Westen der baden-württembergischen Landeshauptstadt verstaubte die Sonne am Samstag genau so wenig, wie andernorts. Dafür herrschte große Freude im Kräherwald, jenem Waldgebiet, das sich in Stuttgart zwischen dem Botnanger Sattel und dem Killesberg sanft einschmiegt. Es ist die Heimat des MTV, des Männerturnvereins Stuttgart, der vorgestern sein erstes Spiel in der Fußball-Landesliga mit 1:0 (0:0) gewann und damit für gute Stimmung in den Reihen des Großvereins sorgte. Gegner war mit dem VfL Kirchheim ein Mitaufsteiger, der am Ende etwas unglücklich unterlag.

Schaut man auf die puren Mitgliederzahlen des Gesamtvereins, sind die Stuttgarter mit rund 9 000 Sportlern fast doppelt so groß wie der ebenso als „Großverein“ titulierte VfL. Auf dem Platz hingegen war der Unterschied am Samstag nur marginal. Und so war es auch nur eine etwa fünf Minuten andauernde Phase in der zweiten Halbzeit, in der die Kirchheimer zu viele Standards in der Nähe des eigenen Strafraums zuließen. Just diesen Moment nutzte jedoch der eine knappe Viertelstunde zuvor eingewechselte MTV-Akteur Berkin Karadal nach einem Freistoß aus dem Halbfeld zur Führung per Kopfball aus Kurzdistanz (66.).

Zuvor und auch danach war es eine Partie auf Augenhöhe, in der kurz vorher schon Nico Hummel die Kirchheimer Führung auf dem Fuß hatte, bei seinem Schuss jedoch von einem eingrätschenden MTV-Abwehrbein gestört
 

„Wo wir uns bewegen, zählen Kleinigkeiten.
Armin Ohran
Der VfL-Trainer zur Spielweise seines Teams und zu den Aussichten in der Zukunft.
 

wurde (59.). Er scheiterte damit ebenso wie VfL-Neuzugang Matteo-Pio Stefania, dessen Kracher aus 16 Meter das Ziel nur knapp verfehlte (85.). „Auf dem Niveau hier in der Landesliga entscheiden Kleinigkeiten“, resümierte VfL-Coach Armin Ohran nach dem Spiel. Auch beim MTV ließen sich die Chancen während der gesamten Spielzeit locker an einer Hand abzählen. Es überwog der Kampf im Mittelfeld, der beidseitig auch mit der einen oder anderen Nickligkeit garniert wurde. „Das Spiel war von taktischen Fouls im Mittfelfeld geprägt“, bestätigte dann auch VfL-Übungsleiter Ohran.

Eine dieser Aktionen führte dann kurz vor Schluss noch zu einer schmerzhaften Dezimierung der VfL-Akteure. Nach einem Foulspiel an VfL-Mittelfeldmotor Nico Hummel ging dieser, wie auch sein Gegenspieler zu Boden. In der Absicht, die mit dem Gegner verhedderten Extremitäten frei zu bekommen, trat Hummel seinen Kontrahenten. Der unmittelbar daneben stehende Schiedsrichter Dzenis Bazdar (Mainhardt) wertete das als Unsportlichkeit und zeigte Hummel die Rote Karte, der damit wohl drei oder vier Wochen ausfallen dürfte. In den Kader zurückkehren werden schon beim nächsten Sonntag angesetzten Heimspiel gegen den SV Waldhausen die bislang im Urlaub befindlichen Melvin Alavac, Nico Crisigiovanni, Gazi Boylu , Niklas Muschalla und Berk Baybüyük. „Wir müssen uns weiterentwickeln und in jeder Partie ans Limit gehen“, gibt der einstige Oberligaspieler Ohran die künftige Marschroute vor.

Apropos SV Waldhausen: die von vielen als Meisterschafts-Mitfavorit eingestuften Kicker aus dem Aalener Stadtteil enttäuschten beim 0:1 gegen den von Tobias Flitsch trainierten JC Donzdorf ebenso wie der SC Geislingen (1:1 gegen den TSV Weilimdorf) und Türkspor Neu-Ulm (1:1 gegen den TSGV Waldstetten). Das Duell der sogenannten Geheimfavoriten entschied der TSV Bad Boll mit 4:1 gegen den TSV Neresheim klar für sich. 

Interessanter Aspekt am Rande: Bis auf den VfL Kirchheim vermochten alle Aufsteiger zu punkten. Der vom Ex-VfLer Manuel Doll trainierte 1. FC Germania Bargau gelang gestern gegen Mitaufsteiger FC Srbija Ulm ein 1:1. Die Krönung schaffte aber der FC Esslingen. Dem Bezirksliga-Meister der Neckar-Fils-Staffel gelang gegen den FC Blaubeuren, vor einigen Wochen noch Relegationsgegner des VfL, ein 6:1-Kantersieg. Verdienter Lohn: die erste (freilich wenig aussagekräftige) Tabellenführung der Saison – und eine nette Parallele zu den Bundesliga-Stars des VfB Stuttgart.