Nove Mesto na Morave: Kaum ein Name strahlt derzeit aktuell im Mountainbike-World-Cup heller. Seit 2011 ist das Biathlon-Stadion in Mähren der Inbegriff des Offroad-Radsports: eine herausfordernde Strecke mit Wurzeln, Steinfeldern, steilen Anstiegen und auch einigen Flachstücken, die das sich in den technischen Abschnitten auseinanderziehende Fahrerfeld immer wieder zusammenlaufen lässt – und so die Spannung für viele Tausend Zuschauer, die jedes Jahr zum tschechischen Weltcup pilgern, immer wieder ansteigen lässt.
Knapp 100 Starter pro Klasse
Meist war Nove Mesto Auftakt für die europäischen Weltcup-Rennen. So auch in diesem Jahr. Doch eines ist neu: Weltcup-Veranstalter Warner Brothers Discovery hat die Zugangsregeln deutlich verschärft. Waren es sonst jeweils bis zu 150 Starter in der Elite- und U23-Klasse, sind es 2025 nicht mal mehr ganz 100. Man will elitärer werden. Für die beiden Top-Mountainbiker aus Weilheim, Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV) und Kira Böhm (Cube Factory Racing), sind die Beschränkungen kein Problem. Beide zählen zu den besten Fahrern der Welt: Schwarzbauer ist derzeit Zehnter der Weltrangliste, Böhm in ihrem ersten Elite-Jahr 22..
Beide waren nach dem Bundesliga-Rennen in Heubach am vergangenen Wochenende nach Tschechien gereist. Da sie erst am Sonntag auf der geringfügig veränderten, leicht gekürzten Strecke trainieren durften, nahmen beide getrennt voneinander die Umgebung von Nove Mesto unter die Stollenreifen. Doch während Schwarzbauer von einer entspannten 85-Kilometer-Tour berichtete, hatte Böhm Pech: Auf den letzten Kilometern geriet sie in einen Wettersturz, ein kalter Gewitterregen prasselte auf sie nieder: „Ich musste mich von meinem Team abholen lassen“, konnte sie am Donnerstag schon wieder darüber lachen, nachdem sie auf der Worldcup-Strecke im und am Biathlon-Stadion trainiert hatte: „Aber auch heute hat es den ganzen Tag geregnet.“
Früher Start kein Problem
Doch der Waldboden in Nove Mesto verträgt eine Menge Flüssigkeit. Und da es in den nächsten Tagen trocken bleiben soll, rechnet Böhm mit den bekannt guten Bedingungen: „Die Strecke macht wie immer richtig Spaß“, schwärmt die 22-Jährige. Und dass der Start für die Elite-Weltcups ungewöhnlich früh ist, schreckt die Studentin nicht: „Letztes Jahr, als ich noch in der U23-Klasse gestartet bin, musste ich schon um 9 Uhr ran.“ Dieses Jahr ist ihr Start um 10 Uhr, die Männer müssen um 12 Uhr ran. Für Böhm auch kein Problem: „Ich muss am Montagmorgen ohnehin in der Uni in Freiburg sein, da ist es gut, wenn wir früh loskommen.“ Weniger glücklich ist Luca Schwarzbaue mit den frühen Startzeiten: „Ich bin mehr ein Abendmensch“, so der 28-Jährige. Aber er ist Profi genug, um die Bedingungen zu akzeptieren: „Letztlich ist es für alle gleich.“
Auch Patricia Hafer (Stevens Racing Team) aus Nürtingen ist in Nove Mesto. Zwar gibt es schon seit vielen Jahren keinen Junioren-Weltcup mehr, doch das „UCI Junior Series“-Rennen ist Kult: Viele Nationalmannschaften aus Übersee lassen hier den Nachwuchs schon am Weltcup-Luft schnuppern. Schließlich ist Nove Mesto die einzige der insgesamt zehn Weltcup-Destinationen, die auch einen hochklassigen Wettbewerb für die U19-Fahrerinnen und -Fahrer anbieten und sich so die Stars von morgen auf einer echten Weltcup-Strecke messen können.
Defekt war schuld
Trotz eines 39. Platzes in Heubach geht Hafer zuversichtlich ins tschechische Rennen. Denn das schlechte Ergebnis ausgerechnet beim Bundesliga-Rennen auf der Alb war lediglich einem technischen Defekt zu verdanken: „Ich hatte Ende der ersten Runde einen Platten und musste weit bis zur nächsten Tech-Zone laufen, bis ich das Laufrad wechseln konnte“, berichtet Hafer über ihr Pech in Heubach: „Die Form ist gut und sicher noch auf dem Niveau von Engelberg“, wo Hafer vor drei Wochen ebenfalls bei einem Rennen der Junior-Series den achten Platz belegt hatte. „Ich mag die Strecke hier in Nove Mesto“, so Hafer, die schon vor einem Jahr hier angetreten war.