Nach dem 0:0 gegen Ehingen stellt man sich beim VfL auf Abstiegskampf pur ein
„Haben sehr langen Weg vor uns“

Dicht an dicht standen die Zuschauer rings um den Kunstrasenplatz an der Lindach. 400 meldete der Stadionsprecher, deutlich mehr als in der Regel zu seligen Oberligazeiten, die am Freitagabend zur Premiere der Verbandsligasaison zwischen dem VfL Kirchheim und der TSG Ehingen (0:0) gekommen waren. Erlebt die Stadt unter der Teck etwa einen neuen Fußballboom?

Kirchheim. Das Spiel selber war nicht unbedingt dazu angetan, große Begeisterung zu wecken. Die technisch besseren Aufsteiger aus Ehingen wurden ihrem Ruf als Ballermänner der Landesliga (96 Tore) nicht gerecht, bei den nervösen VfL-Spielern blieb vieles Stückwerk. Eine Auftaktniederlage sollte unbedingt vermieden werden. Die Angst vor einem entscheidenden Fehler, der die Ursache dafür hätte sein können, lähmte die Glieder.

So musste sich der VfL mit einem torlosen Unentschieden zufrieden geben, das erste „zu Null“ nach acht mehr oder weniger torreichen Vorbereitungsspielen, gesichert von einer stabilen und von Gaetano Caruana gut organisierten Abwehr. Und in der stürmischen Ehinger Schlussphase vom Ex-Göppinger Torwart Manuel Doll, der den Punkt mit Blitzreaktionen gegen Gunther und Sopic rettete. In der 89. Minute stand ihm dann das Glück zur Seite, als ein 22-Meter-Freistoß von Sopic gegen den Torwinkel klatschte. Das Mittelfeld verzettelte sich in vielen Einzelaktionen, die Offensivabteilung ließ den Zug zum Tor vermissen. In aussichtsreicher Position wurde immer wieder quer gespielt, anstatt mutig den Abschluss zu suchen.

Keine Frage: Der VfL muss sich spielerisch noch steigern, wenn er die Klasse halten will. Aber kann er das? Interessant in diesem Zusammenhang die Analyse des erfahrenen Spielleiters Janusz Szuta: „Unser 23-Mann-Kader zerfällt in drei etwa gleich große Gruppen. Die erste ist reif für die Verbandsliga. Die zweite kratzt daran. Und die dritte hat noch nicht die Qualität dafür. Wir haben einen sehr langen Weg vor uns. Wenn wir im Winter so viele Punkte gesammelt haben, dass wir im Mittelfeld stehen und beruhigt Weihnachten feiern können, sind wir glücklich.“ Seine und die Hoffnungen des Trainers ruhen auf Michel Forzano und Michael Hofstetter, die demnächst zur Stammformation stoßen werden.

Verstärkungen von außerhalb sind nicht mehr zu erwarten. „Wir haben uns von der Söldnermentalität verabschiedet, wir haben gar nicht die Mittel dafür. Finanziell sind wir nicht wettbewerbsfähig. Zum Glück sind 16 Spieler im Kader, die schon als Jugendliche beim VfL waren. Das bindet, auch wenn sie nur ein Taschengeld bekommen“, so Fabian Preuß, einer der beiden Abteilungsleiter.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Für den VfL zählt in dieser Saison nur der Klassenerhalt. Abstiegskampf pur und nichts anderes ist angesagt. Die Frage ist nun, ob die Fans, von denen viele am ersten Spieltag aus Neugierde gekommen waren, die Zielsetzung verinnerlichen und wiederkommen, um die Mannschaft zu unterstützen. Nur, wenn das der Fall ist, darf man unter der Teck von einem neuen Fußballboom sprechen.