Lokalsport
Hahnweide-Wettbewerb biegt auf die Zielgerade ein

Segelfliegen Am Samstagabend geht die 55. Auflage des internationalen Segelflug-Klassikers zu Ende. Nicht nur die Wettertrendwende zur Wochenmitte hat den „HWW 23“ geprägt. Von Reimund Elbe

Segelfliegen: Ein Mix aus Mut, Können, Konzentration, Kondition. Über Stunden befinden sich die Pilotinnen und Piloten in der Luft, legen Hunderte Kilometer zurück. Für den notwendigen organisatorischen Wettkampfrahmen sorgen die jeweiligen Veranstalter. Beim Hahnweide-Wettbewerb führt die Fliegergruppe Wolf Hirth Regie. Rund 50 Helferinnen und Helfer sind beschäftigt.

Ob es das Vorbereiten des Frühstücks in der Fliegerhalle betrifft, das Einkaufen von Lebensmitteln und Deko für Abendveranstaltungen oder generell das Erfüllen der Gästewünsche. „Letztendlich ist der Hahnweide-Wettbewerb auch ein gesellschaftliches Ereignis in der Luftsportszene“, weiß Segelflug-Weltmeister Tilo Holighaus. Um solch ein Event erfolgreich zu stemmen, steht vor allen Dingen das Thema Sicherheit in der Prioliste ganz oben.

Beim Hahnweide-Wettbewerb 2023, in der Szene kurz HWW 23 genannt, bereiteten zu Beginn große Regenmengen Kummer. „Dadurch war der Boden in unserem Start- und Landebereich stark aufgeweicht“, erinnert sich Rainer Rauch, Sportleiter der Fliegergruppe. Nur nach enger Absprache zwischen Meteorologe, sportlicher und Wettkampfleitung dürfen Pilotinnen und Piloten überhaupt abheben.

Dr. Josef Dahlem, seit rund drei Jahrzehnten erfahrener Wetterdienst-Checker beim Hahnweide-Wettbewerb, ist der Mann, der frühmorgens den Trend vorgibt. Hat er keine Einwände, folgen die nächsten Schritte. „Die Teilnehmer erhalten grundsätzlich alle ein exaktes Briefing“, betont Rauch. Dieses umfasse nicht nur Infos zur Tagesaufgabe inklusive Wendepunkte, sondern auch gesetzlich vorgeschriebene Details über Frequenzen für den Bordfunk, erlaubte Flughöhen in einzelnen Regionen oder gar Flugverbotszonen – wie beispielsweise über militärisch genutztem Gelände.

„Im Cockpit selbst haben wir Piloten allerdings durchaus noch Spielraum, um zum Beispiel Regenwolken zu umfliegen oder spekulativ in einer anderen Region nach einer besseren Thermik zu suchen“, erläutert Tilo Holighaus. Segelfliegen beinhaltet somit auch viele taktische Züge. „Sogar beim Start wird manchmal abgewartet, um erst einmal zu sehen, was die Konkurrenz macht“, sagt der Kirchheimer schmunzelnd.

Wer optimal taktiert und manövriert, setzt am frühen Abend nach stundenlangem Flug zur Landung an. Mit bis zu 200 Kilometer pro Stunde fegen die Sportflugzeuge dabei über den Dettinger Buckel heran. „Bei der Landung selbst sind es noch rund 100 Kilometer“, weiß Holighaus.

Wer es nicht bis zum Fluggelände schafft, muss auf eine Außenlandung setzen, bekommt dadurch jedoch Abzüge in der Tageswertung. „Der Landebereich kann dabei durchaus ein Acker sein“, berichtet Holighaus aus Erfahrung. Grundsätzlich hätten alle immer gedanklich einen Plan B im Kopf.

Der Hahnweide-Wettbewerb 2023 steht nicht nur fürs rein Sportliche, dient zudem als Umschlagplatz für neue Informationen in der Szene, neue Flugzeuge oder für weitere Innovationen. Der polnische Pilot Mateusz Zakrzewski beispielsweise stellt eine neue Software vor. An Wendepunkten in der Luft kann es durchaus eng hergehen – mit der neuen Software sollen die Gefahren weiter minimiert werden. „Grundsätzlich haben wir zudem für die fünf Klassen unterschiedliche Aufgaben und Routen, um Ballungen im Luftraum möglichst zu reduzieren“, betont Rainer Rauch.

Beim Hahnweide-Wettbewerb 2023 hatten die rund 110 Teilnehmer aus 16 Nationen zunächst mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die ersten drei von vier Flugtagen wurden wegen komplizierter Wetterlagen komplett gestrichen.

Seit Mittwoch läuft es dagegen wie geschmiert. Die ersehnte Sonne sorgt für meist hervorragende Thermik. Das Warten hat sich gelohnt – eine zentrale Erkenntnis, wenn der Hahnweide-Wettbewerb am Samstagabend zu Ende geht.

Ergebnisse gibt es unter www.wettbewerb.wolf-hirth.de