Zusammen ist man weniger allein – was 2007 als Titel einer französischen Tragikkomödie diente, passt 2025 perfekt zur Hallen-Thematik in Kirchheim. Da der Stadt rein rechnerisch bekanntlich zwei Hallen für Schul- und Vereinssport fehlen und die Bozic Knights als sportliches Aushängeschild der Stadt ab 2028 eine lizenztaugliche Heimspielstätte brauchen, bietet sich ein Schulterschluss zwangsläufig an – zusammen ist man eben nicht nur weniger allein, sondern kann auch Probleme besser lösen.
Wie das gehen kann, haben die Verantwortlichen der Ritter nun in einem Zoom-Meeting erörtert. Moderiert von Hallensprecher Daniel Zirn, beantworteten die beiden Knights-Geschäftsführer, Chris Schmidt und Bettina Schmauder, Fragen rund um das Thema. Zentrale Aussage: Wenn die Stadt sich entschließen sollte, eine neue Halle für Schulen und Vereine am bereits beschlossenen Standort am Schlossgymnasiumsparkplatz zu bauen, warum dann nicht gleich so, dass nicht nur Zweitligabasketball in Kirchheim eine Zukunft hat, sondern weitere Mehrwerte geschaffen werden?
Zur Diskussion stehen bekanntlich eine klassische Dreifeldhalle für 400 Zuschauer für rund 16 Millionen und die sogenannte mittlere Variante für 2700 Zuschauer, die etwa drei Millionen Euro mehr kosten und durch eine Betreibergesellschaft vermarktet würde. „Wenn das politische Signal für die Halle kommt, dann setzen wir alles daran, dieses Finanzierungsdelta zu überbrücken“, betonte Bettina Schmauder, nicht ohne zuzugeben, dass dann eine weitere Herausforderung warten würde: die Verkehrs- und Parksituation. „Das Mobilitätskonzept ist in der Tat aktuell noch eine offene Flanke“, so Schmauder.
EWS-Arena als Blaupause
Eine Lösung wäre allerdings nötig, sollten in einer entsprechenden Halle weitere zuschauerträchtige Events stattfinden. So haben nicht nur bereits die Zweitligahandballerinnen der TG Nürtingen Interesse bekundet. Auch aus Kultur, Unterhaltung und Wirtschaft gibt es den Wunsch, Messen, Konzerte und Firmenveranstaltungen zu organisieren. „Zwischen Stuttgart und Göppingen gibt es keine vernünftige Halle für Events ab 2000 Zuschauern“, stellte Moderator Daniel Zirn fest.
Keine Kollisionen
Die oft geäußerte Kritik, dass Vorbereitungen für Großveranstaltungen mit Schul- und Vereinssport kollidieren würden, konnte im Rahmen des Zoom-Meetings übrigens widerlegt werden. Der zugeschaltete Kasra Malek berichtete als stellvertretender Geschäftsführer der EWS-Arena in Göppingen nicht nur von reibungslosen Abläufen und Organisation, sondern bestätigte auch die hohe Auslastung der Arena. „Wir müssen schon lange keine Akquise mehr machen“, antwortete Malek auf die Frage, ob Kultur in Göppingen überhaupt Thema sei. Jüngstes Beispiel: Comedian Bülent Ceylan sorgte vor zwei Wochen für ausverkauftes Haus in der Stauferstadt.
Dass Events wie dieses laut Malek nur rund 25 Prozent der Hallennutzung gegenüber 75 Prozent Schul- und Vereinssport ausmachen, wäre laut Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt auch in Kirchheim nicht anders. „Der kostendeckende Geschäftsbetrieb der mittleren Variante wird mit etwa 60 Veranstaltungen angesetzt und gerechnet. Wir wollen außerdem das Narrativ widerlegen, dass es sich um eine reine Halle für die Knights handeln würde“, verwies Schmidt außerdem darauf, dass der Trainingsbetrieb der Profis weiterhin in der Sporthalle Stadtmitte stattfinden würde.
Signal erwartet
Das ungeachtet aller Synergieeffekte und Mehrwerte größte Problem konnte freilich nicht im Zoom-Meeting gelöst werden: die Finanzierung. Vor dem Hintergrund klammer städtischer Kassen, kaum vorhandener Fördermöglichkeiten und weiterer Großprojekte in Kirchheim kam die Frage auf, ob sich nicht jene Unternehmer an den Baukosten beteiligen könnten, die unlängst per Unterschriftenliste für den Bau einer Halle getrommelt hatten. „Solange es kein politisches Signal für einen Bau gibt, ist es zu früh, um darüber zu reden“, verwies Bettina Schmauder auf den nächsten wegweisenden Termin: An diesem Wochenende wollen Verwaltung und Gemeinderat in einer Klausurtagung alle Großprojekte in Kirchheim priorisieren. Angedacht sind vier Töpfe, in denen in Fünf-Jahres-Schritten weitergeplant werden soll – landet der Bau einer neuen Halle im ersten Topf, hätten die Knights grünes Licht, um ihre Planungen für die Überbrückung des Finanzierungsdeltas und aller weitere Punkte anzugehen.
Dass die Zeit dabei drängt, ist bekannt: Ab der Saison 2028/29 entspricht die Sporthalle Stadtmitte nicht mehr den Anforderungen der 2. Liga. Sollte bis dahin allerdings ein unterschriebener Baubeschluss vorliegen, könnten die Knights laut Chris Schmidt mit Ausnahmeregelungen zwei weitere Jahre an der Jahnstraße weiterspielen.