Schwüle Hitze, harte Strecke: mit diesen wenigen Worten lässt sich der Mountain Worldcup im kanadischen Mont Saint Anne beschreiben. Schon morgens um 8.30 Uhr Ortszeit hatte Kira Böhm aus Weilheim über die hohe Luftfeuchtigkeit hoch über dem Sankt-Lorenz-Strom, eine halbe Autostunde nördlich der Provinzhaupt-stadt Quebec, gestöhnt. Doch trotz Magenbeschwerden kam die 19-Jährige dann doch überraschend gut mit den unangenehmen Bedingungen in dem Skiressort zurecht, auch wenn sie „nicht richtig pushen“ konnte. „Dann wäre heute sicher noch mehr drin gewesen“, sagte die Abiturientin im Ziel des U23-Rennens..
Am Ende stand dennoch das beste Weltcup-Resultat ihrer noch jungen Karriere auf der Anzeige: Platz sieben mit einem Rückstand von 5,21 Minuten auf die Tagessiegerin Noelle Buri (BiXS) aus der Schweiz. Entsprechend war sich die Fahrerin vom Walcher Racing Team gar nicht so recht sicher, ob sie sich nun mehr freuen oder mehr ärgern sollte. Immerhin hatte sie gerade die zweite halbe Norm für ihre Teilnahme bei den Weltmeisterschaften in Les Gets in drei Woche gelöst: „Ich bin zufrieden und ich bin nicht zufrieden“, meinte sie etwas unentschlossen.
Bei Luca Schwarzbauer fiel die Einordnung deutlicher aus: „Mein Motor hat bei der Hitze gestreikt. Ich habe gekämpft, aber es ist nichts dabei herausgekommen.“ Am Ende stand für den Reuderner vom Team Canyon CLLCTV der 27. Platz zu Buche: „Es war einfach aussichtslos. Ich habe es wirklich versucht, und die Beine waren gar nicht so schlecht.“ Doch ein heftiger, warmer Regenschauer während des Frauenrennens, also unmittelbar vor dem Start der Männer, machte die schwülwarme Luft nochmal eine Stufe dämpfiger, nach der kurzen Abkühlung kletterten die Temperaturen wieder fast an die 30-Grad-Marke. „Die Luftfeuchtigkeit war einfach brutal“, beschrieb Schwarz-bauer, der vergangene Woche im feuchtkühlen Snowshoe/USA noch den sechsten Platz belegt hatte, die Wetterbedingungen am Mont Sainte Anne: „Das waren brasilianische Verhältnisse.“
Während Schwarzbauer mittlerweile gelernt hat, mit trockner Hitze umzugehen („wenn ich sie auch nicht wirklich mag“), ist für ihn die Kombination aus hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit eine absolute Herausforderung: „Es gibt wohl kaum schlimmere Wetterumstände für mich“, so Schwarzbauer, dessen Gesicht schon bei normalen Bedingungen mehr als bei anderen mit Schweißperlen übersät ist. „Die Form ist nicht das Problem“, ist sich der 25-Jährige sicher. Das zeigten nicht nur die guten Ergebnisse der vergangenen Wochen in Lenzerheide (Schweiz), Vallnord (Andorra) und Snowshoe (USA). „Zwei sechste Plätze in Snowshoe und der neunte Platz beim Shorttrack am Freitagabend hier in Mont Sainte Anne, das kann sich schon sehen lassen“, kann Schwarzbauer auf gute Resultate verweisen und eine insgesamt positive Bilanz seiner Nordamerika-Reise ziehen, ehe in zwei beziehungsweise drei Wochen die Europameisterschaften in München und die Weltmeisterschaften in Les Gets in den französischen Alpen anstehen.
Sieg geht nach Frankreich
„Trotz der Hitze bin ich technisch sauber gefahren“, zieht Schwarzbauer dann aber doch noch etwas Positives aus der Hitzeschlacht von Mont Sainte Anne, die mit einer eindrucksvollen Solofahrt fast über die gesamte Renndistanz von 25,7 Kilometer der Franzose Titouan Carod für sich entscheiden und so den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere feiern konnte. Carod hatte sich schon früh aus einer sechsköpfigen Gruppe gelöst und seinen Vor-sprung auf weit über zwei Minuten ausbauen können. Am Ende, nach einer Siegerzeit von 1.24,48 Stunden, blieben davon noch 1,41 Minuten auf den zweitplatzierten Schweizer Filippo Colombo (beide BMC MTB Racing Team) über.
Der Schweizer Nino Schurter, nach seinem heftigen Sturz beim Shorttrack in Snowshoe immer noch gehandicapt, verpasste als Sechster das erweiterte Podium knapp. Bester Deutscher wurde mit seinem besten Weltcup-Ergebnis der Münstertaler Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) als Elfter mit einem Rückstand von 3,15 Minuten auf Carod. Für Schwarzbauer, der nach der ersten vollen Runde noch Achter war, dann aber immer weiter zurückfiel, blieb die Uhr knapp sechs Minuten nach dem Sieger stehen. Dass er in der letzten Runde auch noch Schelbs Teamkollegen Niklas Schehl (26.) passieren lassen musste, ist da nur noch ein Schönheitsfehler in der schwülen Hitze von Mont Sainte Anne.