Samstag war Zahltag. Nicht nur für die acht in weißen Leibchen drunten auf dem Parkett, die den Hebel auf Reserve legten, damit die Kraft noch für ein letztes Tänzchen reicht. Auch für die knapp 900 Zuschauer, die das Spiel im Sitzen oder Stehen verfolgt hatten. Eine eher mäßige Kulisse für einen Basketballabend in der Sporthalle Stadtmitte, zumal gegen einen Gegner wie Hamburg. Enttäuschend, wie eigentlich die ganze Saison über schon. Warum das so ist, wird sich manch einer am Samstag gefragt und keine Antwort darauf gefunden haben. Von denen, die Teil des ohrenbetäubenden Konzerts auf den Rängen waren, dürfte jedenfalls niemand seine Entscheidung an diesem Abend bereut haben. Bettina Schmauder, neue alleinige Geschäftsführerin der Knights, die am Rand der Haupttribüne wie alle anderen die Schlussminuten stehend verfolgt hatte, war sich sicher: „Eine bessere Werbung für diesen Sport kann es nicht geben - selbst wenn wir das Spiel am Ende verloren hätten.“
Sie haben es nicht. Weil die Kirchheimer diesmal ein wild entschlossenes Kollektiv verkörperten. Das, was man im Sport-Sprech Teamspirit nennt. 22 Assists, allein zehn davon durch Spielmacher Charles Barton, machten auch den Trainer glücklich. „Wir sind heute als Einheit aufgetreten“, meint Anton Mirolybov. „Jeder hat dem anderen vertraut.“ Wer noch zur Pause seine Zweifel hatte, ob die physisch wie zahlenmäßig unterlegenen Ritter dem Druck bis zum Ende würden standhalten können, dem genügte ein Blick in die Augen von Kirchheims Nummer drei beim Gang in die Kabine. Corban Collins, der Mann für die wilden Momente, hatte nach einer unglaublichen Aktion, die die knappe Pausenführung bescherte, sichtlich Mühe, seinen Adrenalinpegel herunterzuregeln. Ein anderer dagegen blieb selbst gegen Ende derart cool, dass man schon beim Zusehen fröstelte: Tim Koch war in den Schlusssekunden nicht nur der eiskalte Vollstrecker an der Freiwurflinie, sondern mehr als 30 Spielminuten lang der Schatten von Hamburgs Topscorer Jonathon Williams. Koch knüpfte nach seinem vielversprechenden Comeback in Ehingen nach zehnwöchiger Verletzungspause dort an, wo er im Dezember in der Karlsruher Europahalle aufgehört hatte. Dabei sagt der gebürtige Badener, der morgen seinen 29. Geburtstag feiert: „Ich bin noch nicht bei hundert Prozent.“
Zwangspause für Burnette
Die werden die Knights am Samstag in Chemnitz brauchen, denn die Probleme bleiben die alten. Ob Neuzugang Tre Burnette in der „Hartmann-Hölle“ wird auflaufen können, steht genauso in den Sternen wie die Antwort auf die Frage, wann Brian Wenzel in die Mannschaft zurückkehren wird. Burnette knickte im Schlussviertel um, humpelte vom Feld und kam nicht wieder. Gestern die erste vorsichtige Entwarnung: Es scheint weder etwas gebrochen noch gerissen zu sein. Der 24-jährige Forward wird im Training diese Woche aber auf jeden Fall fehlen. Ob es für Chemnitz reicht, soll der Teamarzt am Freitag entscheiden. Immer frustrierender wird die Situation für Brian Wenzel. Erst war ein Comeback gegen Hamburg geplant, dann wurde zurückgerudert. Inzwischen heißt es wieder: alles offen. Wenzel trainiert, fühlt sich fit, klagt nach seiner Bandscheibenverletzung aber immer noch über eine Nervenreizung. „Wir werden auf gar keinen Fall etwas überstürzen“, sagt Anton Mirolybov. „Brian muss allein seinem Gefühl folgen.“
Zumindest gestern und am Sonntag haben beide nichts versäumt. Der zusätzliche freie Montag, den die Mannschaft genoss, war eine Art Siegprämie des Trainers. Für besondere Verdienste.