Lokalsport
Heimspiel mit Teil-Happy End

Mountainbike Beim Weltcup in Albstadt kann Luca Schwarzbauer seine Form nicht bestätigen, während die Böhm-Schwestern zufrieden sind. Von Armin Küstenbrück

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemiehaben am Wochenende wieder tausende radsportbegeisterte Fans das Bullentäle in Albstadt-Tailfingen gesäumt. Dort erwarteten sie einen Zweikampf zwischen dem Olympiasieger von Tokio, Tom Pitcock aus Großbritannien, und dem amtierenden Schweizer Weltmeister Nino Schurter – und sie wurden nicht enttäuscht: Zwei Runden langen lieferten sich der 35-jährige Schurter und sein 13 Jahre jüngerer Herausforderer ein spannendes Duell, ehe Pidcock das ohnehin schon hohe Tempo nochmals erhöhte. Schurter konnte nicht folgen. Nach sechs Runden und einer Startrunde hatte der Weltcup-Führende Schurter exakt 20 Sekunden Rückstand auf Pidcock, der den Weltcup-Auftakt im brasilianischen Petropolis vor vier Wochen ausgelassen hatte. Platz drei ging an den ehemaligen rumänischen U23-Weltmeister Vlad Dascalu.

Eigentlich wollte auch der Reudener Luca Schwarzbauer wenn nicht um das Podium, dann doch zumindest um einen Platz in den Topten mitkämpfen. Die Bedingungen dafür schienen gut: Körperlich fühle er sich in Topform, hatte Schwarzbauer vor dem Heim-Weltcup verlauten lassen. Das stellte er dann auch am Freitagabend unter Beweis: Beim Shorttrack-Race fuhr der 25-Jährige ganz vorne an der Spitze des 40 Mann starken Feldes, das vor allem um die begehrten Startplätze beim Rennen über die olympische Distanz kämpfte. Schwarzbauer konnte damit nicht nur den anderen sein Tempo aufdrücken, sondern ging in dem schnellen Rennen auch potenziellen Stürzen aus dem Weg. Erst in der vorletzten Runden begannen die Attacken, Schwarzbauer fand sich – auch bedingt durch einen Crash vor ihm – am Ende der Spitzengruppe wieder. Doch er konnte sich wieder nach vorne kämpfen, dem Sieger Sam Gaze aus Neuseeland aber nicht mehr gefährlich werden. Am Ende stand für Schwarzbauer Platz vier Buche.

Damit durfte er zwar knapp nicht zur Siegerehrung, aber am Sonntagnachmittag aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen. Doch Ähnlich wie vor vier Wochen in Petropolis konnte er konnte er das hohe Tempo der Protagonisten nicht lange mithalten, auch wenn sogar als Führender nach der langen Startgerade in Albstadt aus der ersten Kurve kam. Schon am Ende der zweiten Runde war er nur noch auf Platz 23 finden. Trotz deutlich spürbarer Magenkrämpfe gelang es ihm aber, die Position annährend zu halten. Am Ende wurde er mit 3,30 Minuten Rückstand auf Pidcock als 25. klassiert. Doch mehr als die für ihn enttäuschende Platzierung waren es die Schmerzen, die ihn schon seit Brasilien plagen, „aber nur, wenn ich mich wirklich ausbelaste.“

Deswegen war Schwarzbauer vor seiner Abfahrt am Montag zum nächsten Weltcup-Stopp am kommenden Wochenende im tschechischen Nove Mesto na Morave noch schnell zu einer eingehenden Untersuchung im Stuttgarter Marienhospital. „Es ist wohl eine muskuläre Geschichte“ gibt Schwarzbauer zusammenfassend die Aussage der Ärzte wieder, einem Start in Nove Mesto stehe nichts im Wege. „Wir werden also mit Physiotherapie und einer geänderten Position auf dem Rad daran arbeiten. Ob das bis zum nächsten Sonntag schon Wirkung zeigt, wird man sehen müssen“, zeigt sich Schwarzbauer vorsichtig optimistisch: „Körperlich habe ich ja beim Shortrace wieder zeigen können, dass meine Beine wirklich fit sind.“

Zufriedene Schwestern

Schwarzbauer war aber nicht der einzige Starter aus der Teckregion beim Albstädter Weltcup: für Kira Böhm war es nach ihren Abiturprüfungen in den vergangenen Wochen das erste Rennen der schon nicht mehr ganz so jungen Saison bei den U23. „Daher bin ich mit dem 38. Platz eigentlich ganz zufrieden: Mein Ziel war einfach zu überleben“, lachte Böhm nach dem Rennen. Schließlich hatte sie erst kürzlich neben dem Abistress auch eine Corona-Infektion überstanden: „Es hat vor allem richtig Spaß gemacht, endlich wieder Rennen zu fahren. Ihr Schwester Lara, Gymnasiastin in der elften Klasse und im ersten Juniorinnen-Jahr, hat da schon mehr Erfahrung: Immerhin stand sie schon ganz erfolgreich bei den UCI Junior Series-Rennen im spanischen Banyoles (40.) und Haiming (24.) hatte sie schon internationale Rennluft geschnuppert: „Albstadt war aber schon eine ganz andere Hausnummer“, zeigte sich die 17-Jährige beeindruckt vom internationalen Starterfeld. Von fast ganz hinten musste Böhm starten und wäre fast noch auf der startgeraden von einem Sturz vor ihr aufgehalten worden: „Es war ziemlich chaotisch, aber dann konnte ich mich ganz gut vorarbeiten.“ Am Ende wurde sie 48. der Juniorinnen und viertbeste Deutsche. „Bisher bin ich bei Rennen ja fast immer alleine im Wald gefahren, aber in Albstadt waren schon am Samstagvormittag die ersten Zuschauer da, die einen angefeuert haben“, freute sich Lara Böhm über die für sie noch ungewohnte Atmosphäre.