Als der Mann am Mikro mit brüchiger Stimme erkennbar um Fassung rang, wurde es plötzlich still im Zelt. Der Abschied, das war für alle spürbar, fiel ihm nicht leicht. Vier Jahrzehnte lang hat Jürgen Lehmann dem Handball in der Region und darüber hinaus seinen Stempel aufgedrückt. Als Stripppenzieher, Nachwuchsförderer, Idealist und letztlich auch als Geschäftsmann hat „Leo“, dessen Spitzname längst zur unauslöschlichen Marke geworden ist, am Sonntag beim SV-Cup die offizielle Handball-Bühne verlassen und sich in den Ruhestand verabschiedet. Nicht ohne am Ende nocheinmal den roten Teppich auszurollen. Mit der 100-fachen Nationalspielerin Xenia Smits vom Meister und Pokalsieger aus Bietigheim, Frisch-Auf-Kreisläufer Kresimir Kozina und dem Owener Eigengewächs und
Einer war – zumindest in Owen – bisher nicht dabei, obwohl er sich im Lenninger Tal bestens auskennt: Heiner Brand hat diese Scharte am Sonntag ausgewetzt und dafür gesorgt, dass „Leos“ Abschiedstour am Sonntagmittag mit einem satten Paukenschlag endete. Lehmanns Unternehmens-Nachfolger Alexander Ide hatte den Coup unter strengster Geheimhaltung eingefädelt und der Mann, der als erster Handballer als Spieler und Trainer den WM-Titel nach Deutschland holte, hat spontan zugesagt. Seine knappe Begründung: „Für Leo immer.“
So erfuhren die Zuschauer im Owener Turnierzelt nicht nur, was eine stets gutgelaunte Xenia Smits schon mal aus der Fassung bringen kann, was „Krescho“ Kozina in der neuen Saison mit Frisch Auf plant oder Fabian Gutbrod nach dem Karrierende macht, sondern erlebten auch eine in Ehren ergraute Handball-Legende, die munter aus dem Nähkästchen plauderte. Gleich mehrere Trainingslager hat Heiner Brand mit der deutschen Mannschaft im Lenninger Tal absolviert. Dass die schweißtreibende Arbeit der DHB-Auswahl nicht allzu sehr auf die Stimmung drückte, war Aufgabe von Jürgen Lehmann, der sich ums Rahmenprogramm kümmerte – vom Tennisturnier beim TC Owen bis zum Rad-Bergzeitfahren auf der alten Oberlenninger Steige. Eine Disziplin, die vor allem deshalb in Erinnerung geblieben ist, weil ein gewisser Stefan Kretzschmar, damals einer der besten Linksaußen im Welthandball, sein Velo völlig entnervt ins Gebüsch feuerte. Der schlichte Grund: „Er hat sich damals geärgert, dass er nur Vierter geworden ist“, meinte der Mann mit dem markanten Schnauzer schmunzelnd.
Eine Bildergalerie und Videos von den Turniergästen gibt es unter www. teckbote.de und auf Instagram.