18 Kurzepisoden rund ums Turnier
Helden, Opfer, Schlemmer

Turngemeinde = Turniergemeinde: Nachdem die TG Kirchheim zum ersten Mal seit Einführung des 1996 eingeführten einwöchigen Modus‘ Gastgeber des Zeitungs-Cups war, zogen die Verantwortlichen ein positives Premieren-Fazit. „Einfach nur herrlich“, so Silvia Kretzschmar, die sich über die gesamte Turnierwoche verteilt über 2 951 zahlende Zuschauer freuen konnte.

Einmal kam die Polizei: Weil ihm die „Players Night“ am Donnerstag zu laut erschien, rief ein Anwohner die Polizei. Entertainer DJ Diable reagierte prompt und senkte, mit gezielter Bassregulierung, die Dezibel-Zahl in den grünen Bereich. Ansonsten hatten die staatlichen Ordnungshüter erstaunlich wenig zu tun während der Musik-Events auf dem TG-Areal. „Weder Bier- noch Schnapsleichen“ bilanzierte TG-Fußballabteilungsleiter Wolfgang Kretzschmar.

Ce tritt nicht nach. Cesare D‘Agostino, von allen nur kurz „Ce“ gerufen, hat sich nach dem 1:0-Sieg seines TSV Wernau im Achtelfinale gegen den AC Catania Kirchheim kein verbales Revanchefoul geleistet – der 35-Jährige war vor einem Dreivierteljahr nach internen Querelen als Coach der Catanesi zurückgetreten. Dass ausgerechnet er seinen Ex-Klub mit einem verwandelten Elfmeter aus dem Turnier kegelte, ließ den in Schlierbach wohnenden D‘Agostino kalt. „Ehrlich, ich habe mit niemandem beim AC Catania ein Problem. Ich freue mich einfach nur, dass wir ins Viertelfinale gekommen sind.“

Kippe im Mundwinkel, Bierglas in der Hand: Im Stile eines echten Anti-Sportlers holte sich Albershausens Patrick Hoffmann den Preis für das 150. Turniertor ab – die Zigarette danach scheint bei Amateurkickern schwer in Mode. Während der Turnierwoche ward so mancher Spieler gesichtet, der nach Auswechslung oder Schlusspfiff das Trikot vom Leib streifte und gierig zum Glimmstängel griff. Schöne Vorbilder, die Herren Hobbyfußballer!

Bewegungsmelder arbeitslos: Zum Schutz vor nächtlichen Langfingern hatten die TG-Verantwortlichen am mit teurem Lautsprecher-Equipment ausgestatteten Turnier-Turm drei Bewegungsmelder installieren lassen. Dieses Sicherheitssystem sowie die regelmäßige Nachtwache zweier Hunde mitführenden TG-Security-Männer schreckten alle potenziellen Diebe ab: Das Alarm-Licht am Turm ging nicht einmal an.

Ohne schwerwiegende Spielerverletzung blieb das TG-Turnier sieben Tage lang – bis sich im Finale am Sonntag Oliver Milosevic (Verdacht auf Kreuzbandriss) schwer verletzte. Ansonsten musste das Kirchheimer DRK um Sanitätsdienstleiter Martin Schlor innerhalb ihrer 150 Einsatzstunden etwa 50 Mal Erste Hilfe leisten, meistens nach Prellungen, Bänderdehnungen und Schürfwunden von Spielern. Einige Kinder fingen sich Wespenstiche ein.

Trainer immer informiert: Am Samstag düste Goran Popovic (TG Kirchheim) in einen zweiwöchigen Mallorca-Urlaub ab – nicht ohne seinen Laptop mit Internet-Zugang. „Ich muss ja wissen, wie die TG spielt“, sagte er.

Euro-Eddy not amused: Edgar Schmitt, Trainer des TSV Essingen mit Bundesligavergangenheit beim Karlsruher SC, war am Samstag nicht mehr zu halten, nachdem die WFV-Pokalpartie seines TSVE gegen den VfL II im Stadion nicht wieder angepfiffen worden war. „Das kostet uns eine Menge Geld. Bestimmt hat der Schiedsrichter heute noch einen anderen Termin, den er unbedingt wahrnehmen wollte“, polterte Schmitt. Referee Bergmann hatte die Partie wegen sintflutartiger Regenfälle unterbrochen und nicht wiederangepfiffen. Kurios: Eine Dreiviertelstunde später wurde im Stadion das Teckbotenpokal-Viertelfinale Nabern gegen Jesingen angepfiffen.

Nächster Halt: Neidlingen. Unterm Reußenstein findet nächstes Jahr die 51. Auflage des Teckbotenpokal-Turniers statt. Dort, wo sie 1996 zum ersten Mal das einwöchige Event zelebrierten, laufen die Planungen bereits auf Hochtouren. Die Neidlinger überlegen, mit 20 statt 24 Mannschaften zu spielen. „Entschieden ist aber noch nichts“, betont TVN-Abteilungsleiter Marlon Lamour.

Pitschepatschenass: Die triefend nasse Jeans gefühlte zehn Kilo schwer, das Shirt wie angewachsen, die Füße als Wassertreter in völlig aufgeweichten Schuhen – auch der Schreiber dieser Zeilen kam aus dem ebenso plötzlichen wie heftigen Dauer-Platzregen am Samstag nicht ungeschoren davon. Als er nach zehn Minuten vergeblichen Kampfes gegen wild um sich schlagende PVC-Schutzplanen vom Turnier-Turm schließlich flüchten wollte, kam das dicke Ende erst noch. Denn im Wetterchaos fand sich nichts mehr – weder der Notizblock mit den aufgeschriebenen Tages-Histörchen noch die Broschüre mit allen Handynummern der Verantwortlichen. Das Unwetter ging, der Datenverlust blieb.

Ohne Moos nix los: Weil der aufgebaute Süßigkeiten-Stand mit Magenbrot, Lebkuchen und Zuckerwatte dem Kirchheimer Betreiber lediglich einen Tagesumsatz in zweistelliger Höhe bescherte, war er einen Tag später schon wieder weg. Für die Crepes- und Pizza-Kollegen von nebenan lief es sichtlich besser. Sie blieben bis zum letzten Tag.

Keinen Gefallen fand Turniersprecher Claus Stepan an unleserlichen Handschriften. Weil so mancher Vereins-Spielleiter beim Niederschreiben der Spielernamen von Schönschrift so weit entfernt war wie der ASV Eislingen vom Turniersieg, musste Stepan bei der Durchsage am Mikrofon ungewollt einen Fantasienamen verlesen. Einmal wurde aus dem (richtigen) „Hollstein“ deshalb ein „Hollskin“ – das Dementi folgte prompt.

Auslosungs-Pechvogel TSV Owen. Seit der TSV Weilheim in der Landesliga spielt, sind die Owener jedes Mal in eine Vorrundengruppe mit dem Turnier-Topfavoriten gelost worden. Dem TSVW liegt der B-Ligist aus dem Täle ganz offensichtlich. Dem 5:0 im Vorjahr folgte beim 2012er-Turnier ein 6:0. „Nichtsdestotrotz ist das Turnier immer eine gute Trainingseinheit“, befand TSVO-Trainer Claus Eberle

Lebensretterin: Nur der Entschlossenheit von Silvia Kretzschmar hatte es ein 52-jähriger TG-Helfer zu verdanken, dass ihm nach einer Herzattacke am frühen Montagnachmittag während der Aufräumarbeiten nicht Schlimmeres widerfuhr. Als er plötzlich starke Brustschmerzen verspürte und ihm der kalte Schweiß ausbrach, wollte er nach Hause fahren – stattdessen alarmierte die TG-Vorsitzende den Notarztwagen. Im Kirchheimer Krankenhaus wurde dem vorgeschädigten TG-Mann ein leichter Herzinfarkt diagnostiziert und ihm sogleich zwei weitere Stents eingesetzt. „Ohne diesen Eingriff wäre ich heute wohl tot. Ich danke Silvia Kretzschmar für ihre rasche Hilfe“, sagte der Mann, der – aus Gründen seiner Privatsphäre – um Nichtnennung des Namens bat.

2 Helden von einst zählten neben Landrat Dr. Heinz Eininger zu den Überraschungs-Gästen des Turniers: Werner Heilemann (TSV Weilheim), dem beim ersten Teckbotenpokal-Finale am 6. August 1961 das erste Tor gelungen war, schaute dem 2012er-Treiben ebenso gespannt zu wie sein damaliger Gegenspieler Günther Hoyler (TSV Notzingen).

0 Bock auf Weiterspielen hatten die Kicker des FV Plochingen nach dem Platzregen im Viertelfinale gegen die TG Kirchheim. Weil die TG zur Halbzeit schon 3:0 führte, verzichteten die Neckarstädter auf einen Wiederanpfiff. „Das Spiel hätten wir eh nicht mehr gewonnen“, meinte FVP-Trainer Christian Mirbauer.

1 Rote, 1 Bier – das Standard-Abendessen so manches Turnierbesuchers während der Spiele. Es geht halt nichts über eine ausgewogene Ernährung.

2 Familienmitglieder – eine Meinung: „Ich tippe auf den TSV Weilheim als neuen Teckbotenpokalsieger“, erklärten Turniersprecher Claus Stepan und Tochter Natalie (19) am Freitag unisono. Beide lagen mit ihrer Prognose daneben – wie alle Experten.