Radsport
„Hepsisau ist eigentlich immer dabei“

Am Sonntagabend war Profi Florian Lipowitz beim SWR zum ersten Mal in einer Livesendung zu Gast, am Montag stellte er sich ausgewählten Medien zum persönlichen Interview. Der Teckbote war dabei. 

Florian Lipowitz im Interview in Stuttgart: Der Dritte der Tour de France macht hierzulande seine Intervalle am liebsten auf der Hepsisauer Steige. Foto: Sandra Langguth

Sechs Wochen ist es her, dass Florian Lipowitz einen Schlussstrich unter die diesjährige Radrenn-Saison gezogen hat. Eine Saison, die das Leben des Laichingers gehörig auf den Kopf gestellt hat. „Inzwischen hat es etwas nachgelassen, aber direkt nach der Tour sind viele Autofahrer stehen geblieben, haben die Scheibe runtergelassen und wollten ein Foto mit mir machen“, erinnert sich der 25-Jährige. Sein dritter Platz bei der Tour de France hatte fast schon einen Hype um seine Person ausgelöst. Ein Umstand, der dem bodenständigen Schwaben nicht bedingungslos behagt. „Wer mich kennt, weiß, dass ich eher ein introvertierter Typ bin“, erklärt Florian Lipowitz.

Den Fragen der vier Journalisten stellt sich der Ausnahmesportler an diesem Montagmorgen in Stuttgart dennoch mit Gelassenheit. Inzwischen gehört das quasi zum Profi-Alltag dazu. „Ich habe mehrere hundert Einzelinterview-Anfragen weltweit auf dem Tisch liegen“, verrät Stefan Flessner, Medienchef des Red-Bull-BORA-hansgrohe-Pro-Cycling-Teams. Er begleitet den Laichinger von Beginn an und plant die Auftritte in der Öffentlichkeit. So auch am Sonntag, wo er sich in SWR Sport erstmals live in einer deutschen Fernsehsendung den Fragen von Moderatorin Lea Wagner stellte. „Wenn ich bei meinen Eltern bin, ist es mir allerdings am Liebsten, wenn wir gar nicht so viel über Radsport reden“, verrät der 25-Jährige, der mittlerweile im österreichischen Seefeld wohnt, wo seine Eltern vor Jahren ein Haus gekauft haben. Da begegnen dem Besucher weder Pokale noch Trikots noch Startnummern. „Ich habe nach der Tour mit meiner Freundin ausgemistet und die besonderen Trikots in eine Box gepackt. Die kann ich mir anschauen, wenn ich mal keine so einfache Zeit habe, und mir dadurch neue Motivation holen.“

Unterwegs mit Luca Schwarzbauer

Wenn er in Laichingen zu Besuch ist, dann wird er vor allem ordentlich bekocht. „Das Laugengebäck bei uns ist einfach unschlagbar. Und es gibt meistens Linsen mit Spätzle.“ Mit dem Rad ist der ehemalige Biathlet am liebsten auf der Alb unterwegs. „Ich vermeide es Richtung Stuttgart oder Göppingen zu fahren.“ Lieblingsstrecken hat der 25-Jährige rund um die Teck einige. „Aber Hepsisau ist eigentlich immer dabei“, verrät er. Die Steige sei für Intervalle einfach ideal. Nicht ohne Grund hatte er es sich damals nicht nehmen lassen, bei der Beschilderung durch die „Albstoiga“-Gruppe dabei zu sein. „Ich finde das ist eine tolle Sache und einfach schön, wenn Menschen sich für den Radsport begeistern“, lobt er das Engagement. Die Gosbacher Steige und die alte Oberlenninger Steige hätten seiner Ansicht nach ebenfalls noch eigene „Col“-Schildchen verdient. Dort ist er dann vielleicht auch mit seinem Kumpel und Mountainbike-Profi Luca Schwarzbauer aus Weilheim unterwegs. „Wenn ich da bin, melde ich mich meistens bei ihm, und wir fahren eine Runde.“ Auf welchem Rad? „Luca muss das Rennrad nehmen“, verrät Florian Lipowitz grinsend.

Dass er am liebsten ausschließlich draußen unterwegs ist, beschönigt der 25-Jährige gar nicht erst. „Da lasse ich lieber eine Einheit ausfallen, bevor ich auf die Rolle gehe.“ Als Profi mit Trainingslagern auf Mallorca, den Kanaren und dann in der Höhe sicher weniger problematisch als für Hobbysportler. „Ich glaube heute gehe ich auch nicht mehr aufs Rad“, gestand er gestern beim Blick in den düsteren Stuttgarter Himmel.

Ab und zu mal was Süßes

Mit Details der kommenden Saison hat sich der 25-Jährige noch nicht wirklich beschäftigt, auch mit den Etappen der nächsten Tour de France nicht. Die ist aber durchaus erneut sein Ziel, denn: „Eintagesrennen liegen mir derzeit noch nicht. Paris – Roubaix überlasse ich lieber den Spezialisten. Bei der Tour habe ich auch erstmal ein paar Tage gebraucht, dann lief es besser“, so der Profi bescheiden. Das Wichtigste sei für ihn – auch wenn das Radfahren mittlerweile zum Beruf geworden ist – der Spaß daran. „Wenn der mal fehlt, mache ich mir Gedanken, was danach kommt.“

Florian Lipowitz hat gerade ein viertägiges Teamcamp mit Fototerminen, ärztlichen Untersuchungen und sonstigen Terminen hinter sich und blickt dem ersten Trainingslager gespannt entgegen. Zwischen den Jahren wird sich der ehemalige Biathlet auch mal eine Woche auf den Langlaufskiern gönnen, und wenn es passt, zum Frühstück auch mal ein Croissant mit Nutella. „Natürlich kann man immer noch mehr optimieren, aber ich bin froh, dass ich mir so was auch ab und zu mal erlaube.“