Lokalsport
High Diving: Deutschlands bester ist ein VfL-Turner

Exotensport Manuel Halbisch hat sich als erster Deutscher für eine WM im High Diving qualifiziert. In Japan belegte der 25-Jährige aus Baltmannsweiler Platz 18. Von Klaus Schlütter

Eindrucksvolle Flüge gehören zum Repertoire von Kirchheims Kunstturner Manuel Halbisch. Etwa beim Sprung über den Bock oder beim Abgang vom Reck. Aber nichts ist annähernd so spektakulär wie seine Schrauben oder Salti beim High Diving aus schwindelerregenden 27 Metern Höhe mit Sinkgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern.

Angefangen mit der zweiten Sportart hat alles im Alter von elf Jahren, als Manuel auf Anhieb Süddeutscher Meister im Kunst- und Turmspringen wurde. Mit 16 wurde er in die Jugend-Nationalmannschaft berufen und es ging immer weiter auf der Karriereleiter unter den Fittichen von Landestrainer Wolf-Dieter Schmidt und Heimcoach Rainer Mark­wirth, die das Talent, den Mut und seinen Trainingsfleiß schätzen.

Spross einer Turnerfamilie

Ein paar Mal im Jahr geht der Zweitliga-Turner vom VfL Kirchheim „fremd“. Dann widmet sich der 25-Jährige dem High Diving, wie diese nicht-olympische Sportart offiziell genannt wird. Wegen der Verletzungsgefahr wird nicht mehr von Klippen wie früher, sondern von einem Stahlgerüst aus gesprungen. Schon vor vier Jahren hatte sich der Spross einer Turnerfamilie aus Baltmannsweiler für die WM in Südkorea qualifiziert, konnte aber verletzungsbedingt nicht teilnehmen. Nun hat es endlich geklappt. „Manuel hat in den vergangenen Jahren immer wieder seine Leistung unter Beweis gestellt“, betonte Bundestrainer Christoph Bohm.

Einziger Deutscher bei der WM

Der WM im japanischen Fukuoka war ein Weltcup-Turnier Ende Mai in Fort Lauterdale/USA vorausgegangen, bei dem Halbisch bester von drei deutschen Teilnehmern in der noch jungen, in Deutschland wenig verbreiteten Sportart war. Mit 245,70 Punkten belegte er unter 31 Startern den 22. Platz und qualifizierte sich damit als erster und einziger Deutscher für eine WM. Bohm: „Das hatte er sich durch seine guten Ergebnisse beim Weltcup verdient.“

Vier Sprünge – mehr geht nicht

Beim High Diving werden in zwei Tagen vier Runden absolviert, mehr hält der Körper bei der hohen Eintauchgeschwindigkeit nicht aus. Die beiden Durchgänge teilen sich auf in zwei Pflichtsprünge mit gedeckeltem Schwierigkeitsgrad und zwei Kürsprünge, für die es keine Begrenzung gibt. In der Pflicht sprang Halbisch den Handstand vorwärts mit eineinhalb Salto – in der Kür mit zweieinhalb Salti – dazu jeweils eine halbe Schraube. „Beide Sprünge waren solide. Mein Ziel waren die top 20. Ich denke, im Großen und Ganzen kann ich zufrieden sein“, so sein Fazit. Und das unter erschwerten Bedingungen. Erst war es windig. Später musste der Wettbewerb wegen eines Gewitters sogar 45 Minuten unterbrochen werden.

Olympia das nächste Ziel

Halbischs vier Sprünge brachten 246,00 Punkte. Damit landete der WM-Neuling auf dem 18. Platz von 23 Startern. Sein nächstes großes Ziel ist Olympia 2024 in Paris, wo High Diving nach wie vor keine olympische Disziplin ist. Wenn ja, wäre der Rumäne Constantin ­Popovici, der in Fukuoka mit 472,80 Punkten alle in den Schatten stellte, haushoher Favorit auf Gold.