Gmünds neuer Trainer Rainer Kraft polarisiert
Hoffnungsträger 
oder Blender?

In Gmünd setzen sie alle Hoffnung auf ihn, in Kirchheim schütteln viele nur den Kopf: Die Verpflichtung von Rainer Kraft als neuer Coach bei Fußballoberligist FC Normannia Gmünd sorgt für unterschiedliche Reaktionen.

Kirchheim. Menschlich top, sportlich flopp oder umgekehrt? Die Meinungen über den Menschen und den Fußballtrainer Rainer Kraft gingen nicht erst während seiner Zeit in Kirchheim weit auseinander. Noch bevor er im Sommer 2010 beim VfL anheuerte, warnten vermeintliche Insider aus dem Dunstkreis seiner vorherigen Trainerstationen VfR Aalen und Stuttgarter Kickers vor der Verpflichtung des gelernten Physiotherapeuten.

Nach seiner Zeit in Kirchheim, die im Juli vergangenes Jahres mit dem finanziell bedingten Rückzug des Oberligateams jäh endete, stimmten auch viele Meinungsmacher an der Jesinger Allee in den Kanon der Kritiker ein: Zu wenig kompromissbereit, zu unerfolgreich, zu eigensinnig sei der Mann aus Stuttgart, unkten damals viele, die in Kraft gar den Alleinschuldigen für den Untergang der Oberligamannschaft sahen und ihn als Blender verspotteten.

Der Ruf des 49-Jährigen hat dadurch offenbar keinen Schaden genommen, im Gegenteil. Schließlich galt er in Gmünd nach dem kurzfristigen Abgang des bisherigen Coaches Dieter Märkle sofort als Topfavorit auf den Trainerposten. „Er hat alle Kriterien unseres Anforderungsprofils erfüllt. Er soll mit der Mannschaft schnell von den Abstiegsrängen wegkommen“, erklärt der FCN-Oberste Roland Zink. So redet niemand, der nicht voll von den Fähigkeiten seines neuen Angestellten überzeugt wäre, zumal Zink auch den Mannschaftsrat in die Entscheidung einbezogen haben soll. Allerdings haben viele Gmünder Fans die Sorge, dass Kraft die Normannia nur als Sprungbrett für höhere Aufgaben ansieht, so wie Märkle vor ihm.

Inwieweit die Episode Kirchheim bei Rainer Kraft Spuren hinterlassen hat, ist derweil offen. „Das Thema ist abgehakt“, sagte er gestern knapp am Telefon, nicht ohne im Nachsatz den Wunsch nach Rehabilitation zu äußern. „Ich betone nochmals, dass ich beim VfL kein Budget hatte, über das ich allein verfügen konnte. Wie viel Geld ausgegeben wurde, entschieden andere.“