Ein bereits Abgeschriebener wird zur alten und neuen Leitfigur
„Ich habe mich innerlich von 
hier nie wirklich verabschiedet“

Vier Monate war er weg. Was wie ein Abschied für immer aussah, wurde zum unerwartet raschen Comeback. Bryan Smithson ist der alte und neue Kopf im Aufbauspiel der Knights. Einer, der für das Spiel des neuen Trainers wie geschaffen scheint.

Bryan, ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen. Was ist seit Ihrem Weggang aus Kirchheim passiert?

Smithson: Es waren vier ziemlich ausgefüllte Monate. Ich habe zuhause nur eine kurze Auszeit genommen und recht schnell wieder angefangen zu trainieren. Schließlich musste ich mir darüber klar werden, wo es hingehen soll in der neuen Saison.

Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?

Smithson: Ich habe Kontakt mit vielen Teams gehabt, habe viele Anfragen erhalten und war selbst intensiv auf der Suche. Es war nichts dabei, das für mich wirklich gepasst hätte.

Ging es dabei immer um einen Job in Deutschland?

Smithson: Offen gestanden ja. Ich hatte zwar auch Angebote aus Europa, aber mich hat die BBL immer gereizt. Ich wollte dort zuerst meine Chance suchen und mich danach auf die Pro A konzentrieren.

Warum wieder Kirchheim?

Smithson: Ich habe mich innerlich von Kirchheim nie wirklich verabschiedet, weil ich hier eine gute Zeit hatte und auch viele Freundschaften geschlossen habe. Es war einfach nur zu früh für eine Entscheidung als die Knights kurz nach Saisonende auf mich zukamen.

Sie sind einer der wenigen, die beide Mannschaften kennen, die letztjährige und die neue. Worin liegt der größte Unterschied?

Smithson: Erfahrung. Das ist ein wichtiger Punkt. Wir haben in diesem Jahr viele junge Spieler, die zum ersten Mal in der Pro A spielen. Dafür ist die Mannschaft athletischer geworden. Es ist ein komplett anderes Team als zuletzt. Wir werden schneller spielen, schnelles Passspiel, Pressdeckung, schnellere Seitenwechsel. Dadurch wird es auch für die Zuschauer spektakulärer werden.

Also ein Spiel, das Ihnen entgegenkommt?

Smithson: In der Tat. Tempo und Ballbehandlung sind sicher einige meiner Stärken. Das ist ein großer Vorteil für mich. Ich denke, wenn es für mich passt, dann passte es auch für die Mannschaft.

Rechnen Sie persönlich mit mehr Freiheiten als in der vergangenen Saison?

Smithson: Wenn man mit mehr Tempo spielt, schafft das schon an sich mehr Freiheiten. Wir werden trotzdem eine Struktur und Kontrolle brauchen. Aber du hast dadurch als Spieler natürlich ganz automatisch mehr Raum für spontane Ideen als bei einem strikten Halbfeld-Spiel.

Viel wird davon abhängen, wie gut Sie mit Keith Gabriel harmonieren, der dieses Spiel ja auch verinnerlicht.

Smithson: Keith und ich sind eigentlich ganz verschiedene Typen. Er ist der athletischere, explosivere, einer der auch für die Galerie spielt und mehrere Positionen besetzen kann. Er ist mehr ein Combo-Guard. Ich denke, wir werden uns prächtig ergänzen.

Lassen Sie uns über Schwachpunkte reden. Was muss besser werden?

Smithson: Ich meine, unsere Stärke ist gleichzeitig auch unsere Schwäche, weil sie ein hohes Risiko birgt. Die jungen Spieler müssen sich entwickeln und wir Erfahrenen müssen sie dabei unterstützen. Wie gut und vor allem wie schnell das gelingt, davon wird abhängen, ob wir erfolgreich sind. Das wird eine kontinuierliche Entwicklungsarbeit sein.

Sehen sie sich als Leitfigur innerhalb der Mannschaft?

Smithson: Ganz klar. Ben, Radi und ich, wir sind diejenigen, die gefordert sein werden, den Jüngeren Stabilität zu geben.

Der Mannschaftsgeist ist also intakt?

Smithson: Absolut, und das ist etwas, das für die Verantwortlichen hier in Kirchheim spricht. Ihnen ist es erneut gelungen, eine Mischung zu finden, die auch menschlich zusammen passt. Ich habe das vergangene Saison schon erlebt und nun wieder.

Wie fühlt es sich an, wieder in Kirchheim zu sein, abseits der Halle?

Smithson: Ich liebe es. Ich mag die Stadt und ihre Menschen. Momentan wohne ich noch im Hotel. Ich freue mich darauf, in eine passende Wohnung zu ziehen. Um die Weihnachtszeit wird dann auch meine Freundin aus den USA hierher kommen. Wir fühlen uns beide unheimlich wohl hier. Das alles passt. Ich könnte momentan nicht glücklicher sein.