Lokalsport
Im Handball geht es ans Eingemachte

Schiedsrichternot Der Mangel an Unparteiischen wird ab September vermutlich zum ersten Mal zu Spielausfällen führen. Das Präsidium im HVW schlägt Alarm und reagiert mit ersten Maßnahmen.

Das Thema ist existenzbedrohend für den Handballsport: Der eklatante Schiedsrichtermangel hat die Klausurtagung des Präsidiums im Handballverband Württemberg (HVW) bestimmt. Schiedsrichterwart Dirk Zeiher (Geislingen) hatte die Alarmglocken geläutet und deutlich gemacht, dass der Spielbetrieb auf Verbandsebene unter den gegebenen Umständen in der kommenden Saison nicht durchgängig möglich sein wird.
Zu lange haben die Vereine sich darauf verlassen, dass zu den Spielen an den Wochenenden Schiedsrichter kommen. „Die Zeiten sind nun endgültig vorbei, und leider haben es die Vereine selbst zu verantworten“, machte Zeiher deutlich.

 

Auch in den Bezirken ist es bereits fünf nach Zwölf.
Dirk Zeiher
Schiedsrichterwart im HVW zum bedrohlichen Mangel an Unparteiischen.
 


„Bei nur 50 zur Verfügung stehenden Schiedsrichterteams, aber 56 Wochenendspielen auf Verbandsebene ist die Rechnung schnell gemacht,“ verdeutlicht er. Zu viele, die die Pfeife, teils auch aus Frust, abgegeben haben und zu wenig Neueinsteiger aus den Bezirken haben die Situation soweit verschärft, dass jetzt nicht mehr alle Spiele besetzt werden können.
Doch auch in den Bezirken ist es bereits „Fünf nach Zwölf,“ wie Zeiher betont. Auch dieser Umstand wird dazu führen, dass nicht flächendeckend mit Team-Schiedsrichtern für die höchste Bezirksebene gerechnet werden kann. Darüber hinaus wird ab dem Spieljahr 2022/2023 das Thema Punktabzug für die höchstklassige Mannschaft von Vereinen, die ihr Schiedsrichter-Soll nicht erfüllen, immer wahrscheinlicher.
Stufenplan soll Abhilfe schaffen
Der Verband hat nun gemeinsam mit seinen Bezirken erste, mittelfristig wirkende Lösungsansätze erarbeitet. So wurden Beschlüsse für die Einführung eines Stufenplans in der Schiedsrichterausbildung gefasst. Neben dem bereits existierenden Kinderhandball-Spielleiter wird nun auch der Jugendhandball-Spielleiter als Stufe 2 (zugleich auch Vorstufe zum Schiedsrichter-Neuling) eingeführt. Der verbindliche Einsatz der Jugendhandball-Spielleiter soll ab dem Spieljahr 2023/2024 in allen Bezirken gelten. Ab diesem Zeitpunkt müssen für jede gemeldete C-Jugend-Mannschaft dann auch zwei Jugendhandball-Spielleiter vom Verein bereitgestellt werden. Ein „Freikaufen“, wie es zurzeit beim Schiedsrichter-Soll noch möglich ist, wird es dann nicht mehr geben. Die einzelnen Punkte werden durch amtliche Bekanntmachung oder die Durchführungsbestimmungen für das im September beginnende Spieljahr in Kraft gesetzt.    hb

 

HVW verabschiedet Notfallplan

Als erste Maßnahme gegen die Schiedsrichternot hat das HVW-Präsidium einen Notfallplan verabschiedet:
Mannschaften, die nicht auf Verbandsebene spielen, müssen sich im Notfall auf eine verfügbare Person als Schiedsrichter einigen. Dass trotz Appells erneut 80 Prozent der Spiele von den Vereinen auf Samstag gelegt wurden, verschärft die Lage. Wer jetzt noch Spiele auf Freitag verlegen möchte, kann dies kostenfrei mit Zustimmung des Gegners melden. Ein zusätzliches Bonbon: Der Wochentagzuschlag entfällt.
Bei der Genehmigung einer Spielverlegung wurden zusätzliche Voraussetzungen beschlossen: Die Genehmigung eines Antrags auf Spielverlegung hängt davon ab, ob der Schiedsrichtereinteiler zum neuen Termin einen Unparteiischen zur Verfügung hat. Können Wochenendspiele bis Freitag, 12 Uhr, nicht besetzt werden, informieren die Staffelleiter beide Vereine der betroffenen Paarung rechtzeitig.