Unbarmherzig brannte am Wochenende die Sonne auf die französischen Alpen und trieb die Temperaturen im Schatten auf 26 Grad, auch noch in 1.200 Meter Höhe. Keine optimalen Bedingungen für den 26-jährigen Mountainbiker Luca Schwarzbauer, der trotz aller Erfolge Hitze immer noch als sein „Achillesferse“ bezeichnet. Doch ein Mountainbike-Weltcup kümmert sich nicht um die Wetterwünsche der Protagonisten: „Die Bedingungen sind für alle gleich“, weiß auch Schwarzbauer. Nur, dass manche halt mit bestimmten Bedingungen besser zurechtkommen. Und wer nicht nur ein einzelnes Rennen gewinnen will, sondern den Gesamtweltcup im Auge hat, der muss auch mit den unterschiedlichsten Herausforderungen zurechtkommen.
Für Schwarzbauer, der sich in seiner bisherigen Sportskarriere von Rennen zu Rennen hangelte, eine völlig neue Aufgabe: nicht mehr alles auf einen Sieg, eine Platzierung setzen. So war zumindest die Devise vor dem letzten europäischen Weltcup der Saison 2023 im Ski- und Mountainbike-Ort Les Gets in Hochsavoien, ehe der Weltcup seine beiden Finalläufe Anfang Oktober in den USA und Kanada austragen wird.
Doch ganz kam Schwarzbauer nicht aus seiner Rolle heraus. Die Erfolge der vergangenen Wochen ermutigten den Reuderner, auch in Les Gets anzugreifen, das Rennen zu kontrollieren, ganz vorne mitzufahren. Schließlich hatte er sich am Freitag – wie mittlerweile schon üblich – im Shortrack einen Startplatz in der ersten Reihe für Sonntag erkämpft. „Ich bin gegen den Kurs gefahren“, räumte er nach dem Rennen dann aber selbstkritisch ein – und meinte damit nicht, als Geisterfahrer im Feld der rund 120 Starter unterwegs gewesen zu sein. Aber er versuchte mit der Brechstange, den anderen das Tempo zu diktieren: „Ich habe zu sehr gepusht, ich wollte nicht akzeptieren, dass man die Anstiege auch ruhiger hochkurbeln kann.“ Nach zwei Runden an der Spitze musste er Lokalmatador Victor Koretzky ziehen lassen, der schon den Shottrack am Freitagabend gewonnen hatte. Unter frenetischen Anfeuerungsrufen jagte dieser über die Strecke im Bikepark von Les Gets und sicherte sich nach insgesamt acht Runden in einer Fahrzeit von 1:26:45 Stunden den Doppelsieg in seiner Heimat. Schwarzbauer hingegen musste für das hohe Anfangstempo zahlen und fiel zunächst bis auf Rang 14 zurück, ehe er sich zwei Runden vor Schluss wieder etwas fing und so einen „soliden zwölften Rang“ ins Ziel retten konnte.
Überraschend profitierte er in der Gesamtwertung vom schlechten Abschneiden des Franzosen Jordan Sarrou, der überraschend mit der Hitze von Les Gets noch weniger zurechtkam als Schwarzbauer. Nach dem zweiten Platz im Shorttrack – und damit einen Platz vor Schwarzbauer – musste Sarrou sich am Sonntag mit dem 34. Platz begnügen, nachdem er nach eigenen Angaben im Rennen einen Hitzschlag erlitt: „Aber ich wollte nicht aufgeben, nicht vor dem heimischen Publikum.“ Während Sarrou in der Shortrack-Gesamtwertung also geringfügig aufholte, verlor er in der Cross-Country-Wertung deutlich an Boden gegenüber Schwarzbauer. Doch der dritte Platz im Gesamtweltcup bleibt weiter heiß umkämpft. Selbst der zweite Platz ist für Schwarzbauer immer noch in Reichweite, da der Schweizer Mathias Flückiger mit dem zwölften Rang im Shorttrack und dem neunten Rang über die olympische Distanz sogar vier Punkte weniger in Les Gets holte als Schwarzbauer. Im Shortrack dagegen könnte Schwarzbauer sich beim nächsten Weltcup in Snowshoe in den USA vorzeitig den Weltcupsieg sichern.
Böhm hofft auf Übersee-Rennen
Für Kira Böhm aus Weilheim. war der Weltcup in Les Gets der erste Wettkampf seit der Weltmeisterschaft vor einem Monat, nachdem sie wegen einer Erkältung den Weltcup in Andorra auslassen musste. „Der Shorttrack am Donnerstagabend war ein ganzer schöner Schock für den Körper“, so die die Lehramtsstudentin nach dem Rennen: „Das war schon eine sehr intensive Belastung.“ Deswegen ging sie das Hauptrennen am Sonntagmittag etwas ruhiger an – und wurde mit dem 15. Platz belohnt: „Mein Ziel war, mir das Rennen gut einzuteilen. Das hat auch ganz gut geklappt“, bilanzierte sie später. Nachdem sie aus der ersten Runde nur als 28. zurückkam, konnte sie danach Platz um Platz gut machen und passierte als 15. Die Ziellinie, 5:05 Minuten hinter der Siegerin, der Weltmeisterin Samara Maxwell aus Neuseeland (Siegerzeit: 1:05:45 h). „Damit bin ich zufrieden“, ordnete Böhm ihr Ergebnis nach der Wettkampfpause ein: „Nach den Wochen, die nicht so optimal liefen, tut das schon ganz gut.“
Auch Böhm, die in der U23-Weltcup-Gesamtwertung nun auf dem 13. Platz liegt, wird an den Weltcup-Finalläufen in USA und Kanada teilnehmen: „Bis dahin wird meine Form auch wieder besser sein.“ Ob es allerdings noch für einen Sprung unter die Top10 der Gesamtwertung reicht, ist fraglich, denn dazu liegt sie durch ihre krankheitsbedingten Ausfälle in Val di Sole und Andorra zu weit zurück.