Die SG-Handballerinnen vor einer ungewissen Abstiegs-Relegation
In der Not auf die Zähne beißen

In rund einer Woche ist es so weit: Lenningens Handballerinnen bestreiten gegen TuS Metzingen II und HSG Oberer Neckar die Landesliga-Abstiegsrelegation. Die steckt allerdings voller Fragezeichen.

Lenningen. Weil nichts im Sport unsicherer ist als die Abstiegsregel(ung) im regionalen Handball, sitzen die Spielerinnen der SG Lenningen weiter wie auf Kohlen. Viertletzter sind sie in der Landesliga, Staffel 2, geworden und platzierungsgemäß zu Relegationsspielen beim Staffel-3-Vertreter TuS Met­zingen II (21. April/16.30 Uhr) und daheim gegen Staffel-1-Team HSG Oberer Neckar (6. Mai/17 Uhr) verdonnert. Doch die Ausscheidungsrunde mit dem Direktduell der beiden Gruppengegner dazwischen (28. April) bereitet den Lenningern Kopfzerbrechen. Denn die genaue Absteigerzahl ist bis auf Weiteres unklar – sie richtet sich bekanntlich danach, welche Teams aus höheren Spielklassen eine Etage tiefer müssen. Weil allein der letzte Oberliga-Spieltag erst am 5.  Mai erfolgt, ist klar, dass nichts klar ist: Theoretisch können aus der „Lenninger“ Relegationsgruppe ebenso drei wie gar keine Mannschaft absteigen. „Im Fußball hat man mehr Planungssicherheit“, mokiert sich SG-Trainer Bruno Rieke.

Der Mann steckt mit seinen Spielerinnen derzeit im Dilemma – auf die eigene sportliche Zukunft hat man nur eingeschränkt Einfluss. Trotzdem wird Rieke wohl, allen handballerischen Unwägbarkeiten zum Trotz, eine drittes SGL-Jahr anhängen. Klares Indiz für sein Bleiben: Rieke („unser Kader ist zu klein“) verhandelt derzeit mit drei potenziellen Neuzugängen für die Saison 2012/13. Konkrete Namen nennt er vorsorglich nicht, dafür den einzigen Hinderungsgrund, der ihn vor dem finalen SGL-Gespräch vielleicht doch noch wankelmütig werden lassen könnte: Falls Anzahl und Qualität seiner Spielerinnen in den nächsten Wochen und Monaten stag­nieren oder geringer werden würden. „Wenn die sportliche Perspektive stimmt, mache ich auch bei Abstieg weiter“, betont er.

Doch an den Bezirksliga-Niedergang denkt in Lenningen derzeit keiner, umso mehr, als die Mannschaft psychisch noch immer von der beeindruckenden Landesliga-Aufholjagd vom Schlussplatz aus zehrt: Sechs Siege in elf Spielen gab es in der Rückrunde. So was schafft Selbstvertrauen, und auf dieses setzt Rieke jetzt. „Normalerweise sollten wir heimstark genug sein, die HSG Oberer Neckar zu schlagen“, sagt Rieke. Ein Statement aus dem Bauch heraus: Ausspionieren konnte der Trainer die HSG-Frauenmannschaft zuletzt wegen der Terminüberschneidungen nämlich kein einziges Mal. Mit TuS Metzingen II war das anders. Zwei Freundschaftsspiele gab es gegen die Reserve des aktuellen Zweitliga-Spitzenreiters bereits, he­raus sprangen Sieg und Niederlage. Riekes Schluss: „Die zwei Mannschaften spielen auf Augenhöhe. Die Tagesform wird entscheiden.“

Eine Woche hat Rieke jetzt Zeit, sein Team physisch wieder auf Vordermann zu bringen, denn die 14-tägige Relaxphase direkt nach Rundenschluss mit totalem Trainingsstopp in Woche eins und Joggingeinheiten in Woche zwei ist Vergangenheit. „In der kommenden Woche geben wir wieder richtig Gas“, sagt der Trainer. In Met­zingen und gegen HSG Oberer Neckar steht viel auf dem Spiel. „Den Klassenerhalt in der Landesliga wollen wir mit aller Macht erreichen“, unterstreicht Roland Schilling, der neue SGL-Pressewart. Schilling hat Rudi Dölfel abgelöst, der nach 38 Vereins-Jahren in unterschiedlichsten Funktionen ab sofort als Ehrenamtlicher in einem anderen Verein die Prioritäten setzt. Eine dicke Zäsur für den Mister Handball des Lenninger Tals.

Dölfel wird den SGL-Frauen weiter die Daumen drücken – Rieke versucht derweil, in den zwei womöglich wichtigsten Matchs der Saison die letzten Kräfte zu bündeln. Denn personell kommen die Lenningerinnen gewissermaßen auf den Felgen daher. „Momentan sind gerade mal elf Spielerinnen verfügbar“, sagt Rieke. Mit Lena Barner (Schienbeinprellung), Saskia Schweikert (Ellbogenüberdehnung) und Sabrina Klein (Bänderriss) sind drei davon Rekonvaleszenten, doch sie müssen, wie schon in den letzten Rundenspielen, nochmals ran. Dasselbe gilt für Pia Schweikert, die in München studiert und zumindest an zwei weiteren Wochenenden nochmals zur A 8-Pendlerin wird. „Wir werden es schaffen,“, sagt „Fackel“ Rieke. Er glaubt an das Happy End, auch wenn fast alles noch unklar ist.