Lokalsport
Italien gegen Türkei: Wie der Kirchheimer DJ Rockmaster B dem EM-Auftakt entgegenfiebert

Fußball-EM Die Auftaktpartie am Freitag zwischen Italien und der Türkei sorgt in der Multi-Kulti Familie Büyüktokatli-Spadavecchia aus Kirchheim für gespannte Vorfreude. Von Peter Eidemüller

Das verflixte siebte Jahr soll für verheiratete Paare angeblich allerhand Hürden, Handicaps und Herausforderungen bereit halten. Ob das für Beyhan Büyüktokatli und Cristina Spadavecchia ebenfalls gilt, wird sich spätestens am Freitag gegen 22.45 Uhr zeigen. Wenn das EM-Eröffnungsspiel in Rom zwischen Italien und der Türkei abgepfiffen ist, dürfte das seit sechs Jahren verheirate Südländer-Duo wissen, wessen Heimatland die besseren Kicker stellt.
Büyüktokatli (42) ist türkischstämmiger Deutscher, Ehefrau Cristina (35) Italienerin mit Wurzeln in Eislingen, beide leben in Kirchheim, wo sie ihren Farben am Freitag ab 21 Uhr jeweils die Daumen drücken. „Lahmacun oder Pizza – was ist besser?“, lacht Büyüktokatli im Vorfeld des Duells, das es auf dem grünen Rasen letztmals vor 15 Jahren gab, als sich Türken und Italiener in einem Freundschaftsspiel 1:1 trennten.
Mit einem Remis könnte Büyüktokatli, den man nicht nur in Kirchheim als umtriebigen DJ Rockmaster B kennt, auch heute leben. „Ich wünsche mir ein unterhaltsames Spiel, das 2:2 ausgeht“, sagt er, der sich beim Anfeuern übrigens nicht nur gegen seine bessere Hälfte durchsetzen muss: Schwiegerpapa Corrado Spadavecchia ist als langjähriger Schiedsrichter in der Region nicht nur anerkannter Fußball-Fachmann sondern auch glühender Tifoso, der bei jedem Länderspiel der Azzurri mit Haut und Haaren mitfiebert. „Italiener halt“, lacht der Schwiegersohn, der sich unter der Woche in der familieninternen Whatsapp-Gruppe bewusst zurückgehalten hatte, was die Planungen eines gemeinsamen TV-Abends anging. „Ich wollte nicht der erste sein, der mit Sticheleien anfängt“, grinst Büyüktokatli, der gleichzeitig betont, dass etwaige Rivalitäten nur zum Spaß bestünden.
Vor dem Hintergrund ist der Mulitkulti-Familie immerhin eine schwierige Entscheidung abgenommen worden: Büyüktokatli, sein Schwiegervater und sein deutscher Schwager wollten eigentlich live in Rom dabei sein, hatten sich Anfang vergangenen Jahres auch um Karten beworben – ohne geklärt zu haben, für welchen Block. „Ich setz mich doch nicht im Türkei-Trikot zu tausenden Italienern“, erinnert sich Büyüktokatli nicht nur an seine Worte von vor 16 Monaten. Umgekehrt hätte sich Signore Spadavecchia im Olympiastadion der ewigen Stadt wohl kaum unter rote Mondsternfahnen schwenkende Fans begeben – bevor sich das Trio einigen konnte, hatte die beginnende Coronapandemie ihren Reiseplänen aber auch schon einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Hoffen auf ersten türkischen Sieg
So wird der Clan das insgesamt elfte Aufeinandertreffen der fußballbegeisterten Nationen am Fernseher verfolgen – angesichts der Tatsache, dass die Türkei noch nie gegen Italien gewonnen hat, allerdings nicht ohne Vorahnungen: „Wenn wir verlieren“, orakelt Beyhan Büyüktokatli, „wird mir das von meiner Familie in Zukunft wahrscheinlich ständig unter die Nase gerieben.“ Im siebten Jahr einer Ehe eine durchaus verflixte Aussicht.

Spanisch-schwedisches Duell wirft seine Schatten voraus

Das EM-Fieber wird spätestens am Montag auch Familie Montero aus Kirchheim befallen: Wenn Spanien und Schweden ab 21 Uhr in Sevilla die Klingen kreuzen, sind die Daumendrücker-Rollen klar verteilt. Carlos Montero feuert seine iberischen Landsleute an, während es Ehefrau Louise mit den „Tre Kronors“ aus ihrer nordischen Heimat hält. „Natürlich hänge ich dann die Schwedenfahne in groß auf und dekoriere ein bisschen“, verrät die 42-Jährige.
Erfahrungen mit Fußballfeiern haben die Eltern zweier Töchter dabei durchaus: Als Schweden bei der WM 2018 in der Vorrunde auf Deutschland traf, feierte Mama Louise ihren 40. Geburtstag – just am heimlichen schwedischen Nationalfeiertag, dem „Midsommardag“ mit vielen Gästen in der heimischen Garage: „Das war toll“, erinnert sie sich, „es hat sich aber niemand mit Torte beworfen und den Schnaps habe ich auch bis nach dem Spiel versteckt.“
Einen Tipp hat die aus dem mittelschwedischen Avesta stammende Mediengestalterin für das Duell am Montag übrigens nicht: „Der Bessere möge gewinnen“, lacht Louise Montero. pet