Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Zwischen den Touristen, die vom Flughafen Málaga aus an die Strände der Costa del Sol strömen, tummelt sich seit Montag auch der erfolgreichste Radsport-Export der Teckregion: Jannik Steimle bereitet sich auf seinen zweiten Einsatz in seinem neuen Team vor: Ab Mittwoch steht der 27-jährige Weilheimer für die Schweizer Equipe Q 36.5 in Almunecar am Start zur 70. Auflage der Andalusien-Rundfahrt.
„Sehr knackig“, sagt Steimle über die fünf Etappen, die bis Sonntag mit Tagesumfängen zwischen 160 und 190 Kilometern aufwarten. „Von den Beinen her wird das die ersten beiden Tage eklig“, sagt er vor dem Hintergrund einer suboptimalen Vorbereitung: Nachdem er sich auf der vorletzten Etappe der Valencia-Rundfahrt Anfang des Monats erkältet hatte, war die komplette vergangene Woche kein Training möglich. „Wir hatten lange überlegt, ob ein Start sinnvoll ist“, so Steimle, „aber mittlerweile habe ich die Erkältung im Griff und außerdem wäre es schwer, die Belastung einer Rundfahrt ins Training einzubauen.“
Soll heißen: Lieber unter Rennbedingungen im Wettkampfmodus Kilometer mit dem Team sammeln, als zu Übungszwecken allein über den Asphalt in der schwäbischen Heimat rollen. Die zweite Schleife in Südspanien binnen zwei Wochen soll ohnehin dem Formaufbau in Richtung des ersten Saisonhighlights dienen: Übernächstes Wochenende steht in Belgien das „Opening Weekend“ an, wo nacheinander die Eintagesrennen Omloop Nieuwsblad und Kuurne–Brüssel–Kuurne auf dem Programm stehen. Ab Mitte März geht es dann mit Tirreno–Adriatico, Mailand–Sanremo sowie den Eintagesrennen in Flandern Schlag auf Schlag. „Ich habe noch knapp fünf Wochen Zeit für den Feinschliff, bis es drei Wochen lang richtig ernst wird“, blickt Steimle mit gespannter Erwartung voraus.
Gesteigert wird diese durch die Erinnerung an seine letzte Teilnahme an der Andalusien-Rundfahrt für Quick Step: Vor zwei Jahren hatte das Etappenrennen für einen Formschub gesorgt, den Steimle auch dieses Mal gerne mitnehmen will. „Das Ziel ist, stärker aus der Rundfahrt rauszukommen, als ich rein bin“, sagt er.
Möglich machen sollen das auch seine Teamkameraden von Q 36.5, die in Radsportkreisen keine Unbekannten sind: Der Engländer Mark Donovan ließ vergangenes Jahr als Gesamtfünfter bei der Tour of Britain aufhorchen und war vergangenes Wochenende unter den top 20 bei zwei Eintagesrennen in Spanien. Tobias Ludvigsson ist mehrmaliger Landesmeister seiner schwedischen Heimat und hat wie der belgische Klassiker-Spezialist Frederik Frison auch schon an der Tour de France teilgenommen. Dass das Pro-Team aus der Schweiz durchaus Potenzial hat, bewies Steimles Kollege Matteo Moschetti erst am vergangenen Sonntag, als er sich beim 192-Kilometer-Rennen in Almería im Zielsprint nur dem Niederländer Olav Kooij (Visma) geschlagen geben musste.