Einmal drüber schlafen, wirkt Wunder. Im Luxus-Ressort Öschberghof bei Donaueschingen hat sich Jannik Steimle einen Tag Auszeit gegönnt. Nach mehr als fünfeinhalbstündiger Hitzeschlacht im DM-Straßenrennen am Sonntag hieß es: Entspannung für Körper und Geist beim Golfen. Danach erschien das Gesamtbild vom Wochenende schon in hellerem Licht. Platz fünf im Einzelzeitfahren, ein vierter Platz im Straßenrennen – damit war der Weilheimer in der Addition schärfster Konkurrent des alles dominierenden Bora-hansgrohe-Teams. Oder wie das größte deutsche Radsport-Portal titelte: der Schnellste vom Rest.
„Ich kann zufrieden sein mit dem Ergebnis“, meint Steimle, der ein taktisch kluges Rennen fuhr. Auf dem 215 Kilometer langen Rundkurs zwischen Donaueschingen und Bad Dürrheim mit einigen giftigen Anstiegen hatte er seine Kräfte gut eingeteilt und sich am Ende im Duell um Platz vier gegen den Erbacher Jonas Rutsch auf seine Sprintstärke verlassen können. Dass es zu mehr nicht reichte, lag auch an der nominellen Übermacht von Bora, die mit dem neuen deutschen Meister Emanuel Buchmann, Nico Denz und Maximilian Schachmann die vorderen drei Ränge abräumten. Zuvor hatte sich die Mannschaft bereits im Einzelzeitfahren neben dem Titel vier weitere Top-Ten-Plätze gesichert. „Das ist wie Fußballspielen allein gegen elf“, zieht Steimle den Vergleich. „Du dribbelst durchs Mittelfeld und stehst vor der Viererkette“. Vier Kilometer vor dem Ziel waren es eigentlich nur zwei: Steimle hatte das Verfolger-Duo Denz und Schachmann bereits in Sichtweite, doch keine Unterstützer, die zu einer Tempoverschärfung bereit gewesen wären. „Ich hatte Schiss, dass ich am Ende eins übergezogen bekomme, wenn ich die Lücke alleine zu fahr“, sagt er. Also lieber Kräftesparen, auf die eigene Endschnelligkeit vertrauen und Platz vier sichern.
Was der unterm Strich wert sein wird, dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen, wenn BDR-Bundestrainer Andre Greipel seine Mannschaft für die WM Mitte August im schottischen Glasgow nominiert. Vergangenes Jahr in Australien trug Steimle das Trikot mit dem Bundesadler. Eine Nichtberücksichtigung wäre für ihn auch diesmal enttäuschend, trotz der schwachen ersten Saisonhälfte. Anders als im Vorjahr liegen zwischen dem Ende der Tour de France und dem Straßenrennen bei der WM nur zwei Wochen. Das wird Einfluss haben auch aufs Mannschaftsgefüge. Deutsche Stars wie Nils Politt und Emanuel Buchmann werden im August drei Rundfahrt-Wochen in den Beinen haben, andere wie Maximilian Schachmann oder Lennard Kämna haben dagegen ihren Tour-Verzicht bereits verkündet. Bei Steimle zeigt die Leistungskurve wieder nach oben. Er könnte sich im Juli voll auf die WM konzentrieren und dort ausgeruht an den Start gehen. In den nächsten Tagen geht es für ihn mit einem Teil des Teams von Soudal-Quick-Step ins zweiwöchige Höhentrainingslager in die Dolomiten. Nächster entscheidender Renntermin wäre erst wieder die am 15. August beginnende Dänemark-Rundfahrt.
Namens-Roulette auf dem Alleenring
Viele Kontakte, aber noch nichts Spruchreifes: Bei der 2. Kirchheimer Radsportnacht am 29. Juli werden die Zuschauer in der Innenstadt wohl auch in diesem Jahr Worldtour-Profis aus nächster Nähe erleben können. Feste Zusagen gibt es zwar noch keine, doch Mitveranstalter Jannik Steimle rechnet fest damit, dass der eine oder andere Kollege aus der Beletage des Radsports an diesem Tag mit ihm am Start stehen wird.Das Rennen in der Altstadt ist eines der Highlights im Veranstaltungskalender. bk