Lokalsport
Jannik Steimle bei der Tour de Suisse: Generalprobe für DM

Radsport Der Weilheimer steht am Sonntag am Start bei der 87. Auflage der Tour de Suisse. Das Augenmerk liegt auf dem Prolog zum Auftakt, bei dem der 28-Jährige in die Top Ten fahren will. Von Peter Eidemüller

Fiebert der Tour de Suisse entgegen: Jannik Steimle. Foto: pr

Acht Tage, 950 Kilometer, 19.000 Höhenmeter – die nackten Zahlen zur 87. Auflage der Tour de Suisse nötigen auch einem Jannik Steimle Respekt ab. „Vom Papier her ist das die schwerste Schweiz-Rundfahrt aller Zeiten“, sagt der 28-Jährige vor dem Start am kommenden Sonntag, auf den der Weilheimer ganz besonders hinfiebert. Schließlich steht mit dem Zeitfahren zum Auftakt gleich mal Steimles Paradedisziplin auf dem Programm. „Eine Toptenplatzierung ist da ganz klar mein Ziel“, sagt er vor der 4,8 Kilometer Schleife in Vaduz, auf der er auch eine Duftmarke im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften am 21. Juni in Donaueschingen setzen will. „Ich sehe die Tour auch hauptsächlich als finales Trainingsrennen für die DM“, verrät er.

Zumal er mit dem Ausgang der Rundfahrt kaum etwas zu tun haben dürfte. Insgesamt vier Bergankünfte, darunter am Gotthardpass, geben die Rolle des Weilheimers beim prestigeträchtigen Heimrennen seines schweizer Teams Q36.5 quasi vor. „Da hoffe ich einfach, gut über die Berge zu kommen und meinen Kollegen helfen zu können“, sagt er, der sich auch auf der zweiten und dritten Etappe mit ihrem hügeligen und flachem Profil Chancen auf ein gutes Ergebnis ausrechnet. Wie es geht, weiß er aus Erfahrung: Bei seiner bislang einzigen Tour de Suisse überzeugte Steimle vor drei Jahren im Dress von Quick-Step unter anderem mit einem siebten Platz im Prolog.

Mut macht ihm dabei auch sein letzter Rennauftritt am vergangenen Sonntag. Bei den Brüssel Cycling Classics über 218 Kilometer rollte er mit nur einer halben Minute Rückstand auf den Sieger auf Platz 24 ins Ziel. „Ich hab mich bockstark gefühlt, aber trotzdem gemerkt, dass ich nach dem Höhentrainingslager in Österreich nicht genug Pause hatte.“ Die Quittung dafür hatte Steimle am Mittwoch vorvergangener Woche bekommen, als es ihm beim Circuit Franco Belge über 190 Kilometer vorzeitig den Stecker zog.

Kein Wunder also, dass diese Woche nochmals ein Auge auf die richtige Trainingssteuerung legte. Erschwert wurde dies nicht etwa durch Formschwankungen, sondern Naturgewalten: Rund um seine Wahlheimat Schorndorf standen bis Anfang der Woche viele Straßen und Wege unter Wasser, in der 40.000-Einwohner-Stadt selbst war die Lage laut Steimle angespannt. „Rund um Schorndorf gibt es seit einigen Jahren viele Überlaufbecken, die haben zumindest die Stadtmitte gerettet“, berichtet er. Indirekt betroffen vom Hochwasser war er dennoch: Steimles Schwiegereltern wohnen im weitgehend überfluteten Rudersberg, wo sie stundenlang in ihrem Haus eingeschlossen waren. „Da war innerhalb von zwei Stunden Land unter, viele Nachbarn haben alles verloren“, so Steimle, dem angesichts der vielen Schäden in der Region zumindest kurzfristig der Spaß am Sport vergangen war.

Gedenken an Gino Mäder

Nachdenklichkeit wird Steimle auch bei der Tour de Suisse begleiten: Im vergangenen Jahr war mit dem schweizer Profi Gino Mäder ein langjähriger Freund des Weilheimers bei der Abfahrt einer Bergetappe tödlich verunglückt. „Gut, dass man wieder dran erinnert wird“, sagt Steimle, „bei der Zahl der Rennen vergisst man so was leicht.“ Die Veranstalter gedenken dem tragischen Unfall, indem sie Mäder den höchsten Punkt des Rennens auf dem Nufenenpass widmen: Ab diesem Jahr heißt das Dach der Tour „rideforgino-Bergpreis“.