Lokalsport
Jannik Steimle: Mit Überstunden zur Flandern-Rundfahrt

Radsport Der Weilheimer geht mit viel Selbstbewusstsein in das flämische Monument am Ostersonntag. Von Peter Eidemüller

Bereit für den Start: Jannik Steimle. Foto: Q36.5

Antwerpen. Dabei sein ist alles? Das war einmal. Vor seinem nach 2022 zweiten Start beim populärsten und bedeutendsten Frühjahrsklassiker in Belgien gibt sich Jannik Steimle angriffslustig. „Ich traue mir eine Top-20-Platzierung zu“, sagt der Weilheimer vom Team Q36.5 vor der 108. Auflage der Flandern-Rundfahrt, die am Ostersonntag wieder rund 750 000 Radsportfans an die Strecke durchs flämische Hügelland locken dürfte.

Auf den epischen 272 Kilometern von Antwerpen nach Oudenaarde warten auf die Fahrer sieben Kopfsteinpflaster-Passagen und 18 Hellinge, giftig-steile Kurzanstiege mit bis zu 22 Prozent Steigung. „Das ist noch mal eine ganz andere Hausnummer als die bisherigen Eintagesrennen“, sagt Steimle, der nach der Generalprobe am Mittwoch freiwillig Überstunden geschoben hat: Nach den 200 Kilometern bei Dwars Door Vlaanderen hat er noch 70 Kilometer zusätzlich absolviert. „Nur, um die Länge für Sonntag in die Beine zu bekommen“, wie er sagt.

Fit fürs Finale

Dass sowohl die Flandernrundfahrt, als auch das ähnlich lange Monument Paris-Roubaix eine Woche später, ab Kilometer 180 entschieden wird, könnte Steimle in die Karten spielen. „Bislang habe ich mich immer am besten gefühlt, wenn es in die letzten zwei Stunden ins Finale ging“, bilanziert er, „die Beine sind momentan mega.“

Allerdings hat gerade das jüngste Rennen erneut die Erkenntnis geliefert, dass Erfolg im Radsport nicht nur von der Form abhängt – mit Wout van Aert war bei Dwars Door Vlaanderen nicht nur ein Szenestar, sondern auch einer der Top-Favoriten für die Klassiker gestürzt und fällt nun wochenlang aus – nach einer Unachtsamkeit an einer vermeintlich unspektakulären Stelle in einer vermeintlich unspektakulären Rennsituation. „Du musst in jeder Sekunde aufpassen und hoch konzentriert sein. Das strengt den Kopf genau so an wie die Beine“, weiß Steimle, der am Mittwoch in zwei Schlüsselmomenten hinter einer Sturzsituation ausgebremst worden war und so ein besseres Ergebnis als Platz 42 verpasste. „Da entscheiden oft Kleinigkeiten, ob eine Lücke entsteht, die dann mühevoll wieder zufahren musst.“

Ob und wie dies am Sonntag eine Rolle spielt? Jannik Steimle geht zumindest von einer hektischer Flandernrundfahrt aus, zumal keines der Topteams, allen voran Visma ohne van Aert, aktuell die Schlagkraft habe, um das Rennen von vorne zu fahren. „Bis kurz vor dem Ziel wird es da keine Ruhe geben“, spekuliert er darauf, dass für ihn persönlich dabei sein diesmal wirklich nicht alles sein könnte. Zumal ein Top-Resultat das passendste vorgezogenes Geburtstageschenk wäre: Am Donnerstag kommender Woche wird Steimle 28.Peter Eidemüller

Eurosport überträgt die Flandern-Rundfahrt live im Fernsehen. Beim Free-TV-Sender Eurosport 1 ist der Klassiker der Männer ab 9.45 Uhr am Sonntag zu sehen.