Arbeiten, wo andere Urlaub machen – Radprofi Jannik Steimle aus Weilheim bereitet sich aktuell unter der Sonne Spaniens auf seine sechste Saison als Berufspedaleur vor. Seit Montag vergangener Woche spult der 28-Jährige mit seinen Kollegen des Schweizer Teams Q36.5 in Calpe zwischen Valencia und Alicante Trainingskilometer bei bis zu 20 Grad runter. „Hart und intensiv“, beschreibt Steimle die Einheiten von bis zu sieben Stunden, mit denen die Beine fit für die ersten Einsätze der Saison gemacht werden.
Los geht die in zwei Wochen mit drei Eintagesrennen auf Mallorca, bei denen erstmals unter Wettkampfbedingungen die Form getestet werden soll. „Ich bin so fit wie noch nie zu diesem Zeitpunkt im Jahr“, ist Steimle zufrieden mit dem Status quo, den er allerdings nicht überschätzen will. „Ich muss mich fast schon einbremsen, damit die Form bis März und April auf dem Höhepunkt ist.“
Die Frühjahrsklassiker in Belgien, Holland und Frankreich bilden den ersten Höhepunkt in Steimles Saison, in der es für den Wahl-Schorndorfer bekanntlich auch um einen neuen Vertrag geht. „Druck“, sagt er, „mache ich mir deshalb keinen. Du musst dich einfach auf das verlassen, was du zu leisten imstande bist.“ Was, das hat er vergangenes Jahr gezeigt, als er mit dem Sieg beim GP Denain in Frankreich den einzigen Saisonsieg für Q36.5 eingefahren hat.
Alle Augen auf Pidcock
Zupass kommt Steimle, dass er vorläufig aus dem Rampenlicht ist, nachdem das Pro-Tour-Team mit der Verpflichtung von Tom Pidcock einen der erfolgreichsten Radsportler der vergangenen Jahre verpflichtet hat. Der zweifache Mountainbike-Olympiasieger, Tour-Etappen-Gewinner und Cross-Weltmeister will nach seinem Wechsel von Ineos Grenadiers für den Schweizer Zweitligisten Siege bei Eintagesrennen einfahren. „Für mich ist das positiv“, sagt Jannik Steimle über seinen neuen Teamkollegen. „Damit ist erst mal viel Druck weg.“
An den eigenen Ambitionen ändert die Verpflichtung des 25-jährigen Briten nichts. Zumal Steimle sich endlich wieder 100-prozentig auf den Profialltag konzentrieren kann, nachdem die Komplikationen rund um die aus der rechten Schulter entfernten Metallplatte, die nach einem Sturz vor zwei Jahren eingesetzt werden musste, vollständig auskuriert sind. „Es fühlt sich gut an, dass die Wunde keine Probleme mehr macht, auch für den Kopf“, sagt Steimle.