Kirchheim. Der Blick auf die Tabelle ist für manchen Jesinger Fußball-Fan noch gewöhnungsbedürftig. Mehr als ein Jahrzehnt ist es nämlich mittlerweile her, seit die „Gerstenklopfer“ letztmalig ganz oben in einer Kreisliga-A-Tabelle auftauchten – der Aufstieg in die Bezirksliga war damals die angenehme Folge.
Solch hehre Ziele möchte Jesingens Trainer Klaus Müller trotz der Eroberung des Spitzenplatzes zwar noch nicht ausgeben, doch der Coach macht vor der Partie beim gut gestarteten Aufsteiger FV 09 Nürtingen II keinen Hehl daraus, dass ihm die aktuelle Situation gefällt. „Es ist beeindruckend, wie die Automatismen im Team immer besser greifen“, erläutert der Taktiktüftler, dessen Team aus den vergangenen vier Partien nicht nur zwölf Punkte holte, sondern mit 17:3-Toren der Konkurrenz das Fürchten lehrte.
Das knappe 1:0 über die KSG Eislingen in der zweiten Runde des Bezirkspokals am vergangenen Dienstag zeigte zudem, dass mit Christian Dangel offenbar genau der richtige Mann für die Offensive verpflichtet wurde. Der Ex-Neidlinger traf nicht nur entscheidend im Cup-Wettbewerb, sondern zuletzt zweifach im Ligabetrieb beim 5:0 über den TSV Holzmaden. „Christian ist zudem ein exzellenter Vorlagengeber“, lobt Müller. „Das ganze Team funktioniert immer besser“, reiht sich Jesingens Abteilungsleiter Peter Clewes in die Lobeshymnen ein.
Da allerdings nach dem sechsten Spieltag die Saison bekanntlich noch nicht zu Ende ist, bleibt der Sprung an die Ligaspitze nur eine Momentaufnahme für das Team von Klaus Müller. Dennoch: Sollten die Jesinger übermorgen im Stadion Wörth punkten und auch danach erfolgreich bleiben, könnte auf das Team von Trainer Müller ein „Goldener Oktober“ warten. Bei einer Niederlage oder einem Remis könnte die Poleposition für die Jesinger jedoch gleich am Sonntag wieder passé sein.
Interessenten für das Besetzen des Spitzenplatzes gibt es nämlich genug – die SGEH zum Beispiel. Am gestrigen Donnerstag noch im Bezirkspokal im Einsatz, kommt es nur rund 70 Stunden später zum Duell mit dem TV Unterlenningen. SGEH-Trainer Georgios Karatailidis, der sein Team im Bezirks-Cup nicht gerade zu Höchstleistungen animierte („der Pokal ist mir nicht wichtig“), wird sich vor dem Match gegen den TVU verbal wieder deutlich mehr ins Zeug legen – vor allen Dingen, weil die Gäste (Tabellendreizehnter) vergangenen Sonntag mit dem überraschenden 3:1 über den TSV Altdorf ein erstes Ausrufezeichen gesetzt hatten.
Nicht nur die SGEH als Tabellenzweiter ist aktuell punktgleich mit dem Spitzenreiter aus Jesingen, auch der TSV Grafenberg weist 13 Zähler auf. Die Fußballer des SV Nabern mussten am vergangenen Sonntag nahe des Vulkankegels „Florian“ leidvoll erfahren, dass die Grafenberger gut drauf sind. Der TSVG – genau ein Gegner nach dem Geschmack des Weilheimer Trainers Timo Ascherl. „Wir haben mit dem ersten Saisonsieg am vergangenen Sonntag in Neckartenzlingen endlich ein Erfolgserlebnis gehabt“, rekapituliert der einstige VfL-Jugendspieler, „ich spüre, dass wir immer besser in Fahrt kommen.“ Angst vor den Grafenbergern kennt Ascherl nicht. „Wir wissen, dass wir eigentlich viel weiter oben in der Tabelle stehen müssen, und genau dort wollen wir auch hin.“ Das TSVW-Heimspiel beginnt bereits um 13 Uhr.
Beim SV Nabern hat der Verlust der Tabellenspitze schon allein deshalb nicht für Frust gesorgt, weil das Team von Trainer Viktor Oster auch in jenem sechsten Saisonspiel bewies, dass es als Aufsteiger in der Kreisliga A mithalten kann. Das sonntägliche Duell gegen die SF Dettingen ist voller Brisanz: Die Sportfreunde kämpfen nach einer auffälligen Pleitenserie (1:5 gegen den TSV Jesingen, 1:4 in Holzmaden, 1:3 gegen den FV 09 Nürtingen II) um Anschluss an das obere Tabellenfeld. Wenn Schiedsrichter Nurullah Soylu (Ebersbach) am Sonntag um 15 Uhr die Partie anpfeift, dürfte für Kurzweil auf dem Oberen Wasen gesorgt sein.
Wie die SFD müssen auch der TSV Holzmaden (beim Neuling KSV Nürtingen) und die TG Kirchheim (beim TV Bempflingen) auswärts ran. Für die Holzmadener, tabellarisch nahe eines Abstiegsplatzes verortet, ist ein Sieg auf der altehrwürdigen Schreibere an der Stuttgarter Straße in Nürtingen fast schon Pflicht. Die TG, mit acht Punkten Tabellenneunter, droht bei einer Niederlage vorerst im Mittelfeld der Liga abzutauchen.