Kirchheim. Oben top, unten Flop: Dieses Phänomen hat sich in den vergangenen Jahren in der Fußball-Bezirksliga meist schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt deutlich herauskristallisiert. Während sich das obere Tabellendrittel in den jüngsten drei Spielzeiten stets ein enges Rennen um den Aufstieg lieferte, kämpfte der Rest der Liga Woche für Woche ums bittere Überleben.
In dieser Saison jedoch scheint die Zwei-Klassen-Gesellschaft erstmals seit langer Zeit außen vor zu bleiben. Der momentan größte Abstand zwischen zwei Platzierungen beträgt gerade einmal vier Punkte – zwischen Rang zwei (SV Ebersbach) und drei (1. FC Frickenhausen). Danach folgen dicht gestaffelt bis zum Schlusslicht aus Unterboihingen alle weiteren Vereine. Mittendrin auf Platz zehn: der TSV Jesingen. Mit 14 Punkten aus zwölf Partien muss das Team um Trainerduo Cesare D’Agostino und Ferdi Er den Blick allerdings vorerst nach unten richten.
Besonders erstaunlich: Die drei Begegnungen, die die „Gerstenklopfer“ bis dato für sich entscheiden konnten, waren allesamt auf Kunstrasen (4:3 in Heiningen, 3:0 beim TV Unterboihingen und 2:1 in Ebersbach). „Und das, obwohl wir selbst gar keinen Kunstrasen haben. Das spricht offensichtlich für unsere spielerische Stärke und unser Kurzpassspiel“, fasst Marvin Heth, Mittelfeldmotor der Jesinger, zusammen. Der 26-Jährige war erst vor der Saison als Eigengewächs des TSV Weilheim in die Lehenäcker gewechselt. Schon jetzt ist er aus der Startelf der Jesinger kaum wegzudenken. „Ich fühle mich sehr wohl im Klub. Weil ich viele Kumpels im Team habe, fiel die Eingewöhnungszeit auch relativ kurz aus.“ Gefördert wurde die schnelle Integration nicht zuletzt auch deshalb, weil aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle des einen oder anderen Leistungsträgers von Beginn an einiges an Verantwortung auf den Schultern des Neuzugangs lastete – passend zu seiner Schlüsselposition auf der alleinigen „Sechs“: „Hier kann ich aufräumen und Fehler korrigieren. Und offensiv habe ich Freiheiten, auch mal den einen oder anderen Angriff einzuleiten.“
Gegen den Aufsteiger Türkspor Nürtingen will der TSV Jesingen am Sonntag den zweiten „Dreier“ in Folge einfahren. Gegen die technisch versierten Gäste wird dann vor allem die Defensive gefragt sein. „In der Abwehr hatten wir bisher etwas Probleme. Da waren wir noch nicht stabil genug. Durch die Rückkehr von Ferdi Er ist das jetzt aber schon deutlich besser geworden“, resümiert Heth. Ebenso vielversprechend für die Gastgeber ist das derzeitige Formtief der Nürtinger, die mit fünf Pleiten im Gepäck in die Lehenäcker kommen. Max Pradler