Heiningen. Wer hätte das gedacht? Da bemühen sich die Jesinger Bezirksliga-Fußballer seit drei Wochen um einen Sieg, verlieren zuletzt sogar nacheinander gegen die tabellarischen Hinterbänkler TSG Salach und den TSV RSK Esslingen, und kreieren dann am Sonntag einfach mal so eine kleine Sensation durch einen von Philipp Haußer zelebrierten Lucky Punch in der Nachspielzeit. „Wenn wir gegen die vermeintlich ,kleinen‘ Vereine verlieren, müssen wir halt bei und gegen die ,Großen‘ gewinnen“, brachte es TSV-Coach Césare D’Agostino mit einem Augenzwinkern auf den Punkt.
4:3 (2:0) gewannen die Gerstenklopfer beim favorisierten und fein besetzten Landesliga-Absteiger 1. FC Heiningen. Der Erfolg war keiner der zufälligen Art. Mit einer etwas defensiveren Grundausrichtung als zuletzt boten die Jesinger dem FCH von Beginn an Paroli. Césare D’Agostino und Ferdi Er hatten ihre Truppe gestern optimal auf den Gegner eingestellt, und so stand auch die in den vorherigen Spielen zuweilen zu arglos agierende Defensivreihe gestern überwiegend sehr ordentlich. Vorne hatte Alessio Setzu bereits nach einer knappen halben Stunde eine gute Chance, scheiterte aber an FCH-Goalie Nick Bopp. Sascha Flegel war es dann, der nach einer sehenswerten Kombination das 0:1 markierte (36.). Nur vier Zeigerumdrehungen später erhöhte Setzu mit einem perfekt ins Tor gedrehten 20-Meter-Freistoß das 0:2. Es war eine verdiente Halbzeitführung gegen einen Gegner, der zwar technisch überlegen agierte, seine sprichwörtlichen PS aber nicht auf den Rasen brachte.
Im zweiten Spielabschnitt hatte ein kleiner Jesinger Abwehraussetzer die maximale Wirkung, und so gelang Tim Glaser der Anschlusstreffer zum 1:2 (50.). Die TSV-Crew steckte den Tiefschlag gut weg und erhöhte durch Marvin Heth auf 1:3 (68.). Was bei den Jesingern folgte, war ein kurzfristiger Rückfall in alte Zeiten. Die Mannschaft wurde leichtsinnig und kassierte als Quittung das 2:3 per Foulelfmeter von Antonio Carfagna (82.). Dennis Flegel war zuvor im Strafraum mit Ferhat Hamamci aneinander geraten und hatte den, zumindest zweifelhaften, Elfmeter verursacht. Als kurz darauf Umut Sat den Ausgleich markierte (85.), wähnten sich die Einheimischen schon auf der Siegerstraße. Doch dieses Mal ergaben sich die Gerstenklopfer nicht ihrem Schicksal, sondern drehten ihrerseits noch einmal auf. Ferdi Er scheiterte mit einem Kopfball kurz vor Schluss noch an Torspieler Bopp (89.), ehe Philipp Haußer der sogenannte Lucky Punch in der Nachspielzeit gelang.
Der Mittfeld-Dauerläufer der Jesinger nahm aus 25 Metern Entfernung Maß, traf mit einem wuchtigen Schuss und der perfekten Schusstechnik genau in den Torwinkel und veranlasste die Jesinger Ersatzbankbesatzung zum Sturm auf den Torschützen, der entsprechend geherzt wurde. „Heute hatten wir Herz und Leidenschaft. Vielleicht haben wir so ein Spiel gebraucht“, so der Schlusskommentar von Coach D’Agostino. Tim Trento