Das Rätselraten geht in die nächste Runde. Ist die Bezirksliga wirklich derart ausgeglichen, wie es unter anderem SGEH-Kapitän Markus Kronewitter meint? „Extrem enge Spiele, überraschende Ergebnisse“, lautet sein Eindruck nach dem Saisonstart. Drei Partien, keine Niederlage – morgen bekommt es das Hardtwald-Team mit dem FTSV Kuchen zu tun. In der vergangenen Abbruchsaison setzte es Ende September im Ankenstadion ein 0:3. „Ein richtig schlechtes Spiel unsererseits“, rekapituliert SGEH-Abteilungsleiter Sven Laderer, auch Kapitän Kronewitter denkt beim Wort Kuchen mehr an Saures: Er sah damals in der 31. Minute nach einem taktischen Foul Gelb-Rot.
Dieses Mal soll es anders laufen. „Wir müssen als Kollektiv dagegenhalten, noch mehr Power in die Offensive bringen“, fordert der Kapitän, dessen Team per Sieg in die Top Fünf der Liga vorstoßen könnte. Der mutige Auftritt beim 1:1 gegen Titelfavorit JC Donzdorf vergangenen Sonntag rege die Motivation zusätzlich an.
VfL gewarnt vor Plochingen
Für den VfL Kirchheim sind die Zeiten mit Unbesiegt-Status dagegen Geschichte. „Trotz der Heimniederlage gegen Esslingen sind wir mit drei Siegen aus vier Partien im Soll“, versichert Abteilungsleiter Marc Butenuth. Die kommende Aufgabe könnte sich als komplex herausstellen. Der FV Plochingen legte einen soliden Start hin, verlor nur eine von vier Partien, ließ zuletzt mit einer engagierten Vorstellung beim FC Eislingen (0:0) aufhorchen.
FVP-Trainer Fabio Morisco, einst 2003 mit den Kirchheimern im DFB-Pokal unterwegs, freut sich auf das Wiedersehen. Der VfL habe für die Liga eine überdurchschnittliche Mannschaft. Besonderes Augenmerk gelte jedoch Torjäger Max Pradler. „Wir wissen, was der Kerl drauf hat“, sagt Morisco. Pradler führt aktuell mit acht Treffern, zusammen mit Tarik Serour (JC Donzdorf), die Bezirksliga-Torjägerliste an.
VfL-Trainer Armin Ohran geht derweil zuversichtlich ins Match auf dem Pfostenberg. „Unsere Leistungen bisher sind gut“, lobt der ehemalige Mittelfeldakteur. Die Niederlage gegen Esslingen sei zwar schmerzhaft, doch mit etwas mehr Fortune zumindest ein Punkt machbar gewesen. Der Coach kann nach eigenen Angaben personell weitgehend aus dem Vollen schöpfen, nahezu der gesamte Kader sei einsatzbereit.
Weilheimer mahnen zur Geduld
Von solchen Verhältnissen kann ein Ex-Kirchheimer derzeit nur träumen. „Die Personalsituation bei uns ist durch Verletzungen und Urlaubern sehr angespannt“, berichtet Oliver Klingler. Der Trainer des Tabellenletzten TSV Weilheim mahnt vor dem Auftritt bei der SpV 05 Nürtingen deshalb zur Geduld. Bedingt durch die Personalengpässe müssten Akteure aus der U19 und der „Zweiten“ aushelfen. „Wir werden noch einige Wochen brauchen, bis sich das Team findet“, prognostiziert der Coach.
Beim kommenden Gegner hat Klingler unter anderem Nazifou Mamanzougou („ein guter Stürmer, der fast in jedem Spiel ein Tor schießt“) als Gefahrenquelle ausgemacht. Vergangenen Sonntag sorgte der SpV-Rückkehrer beispielsweise für die 1:0-Führung beim FV Neuhausen. Das Match endete 1:1.
Jesingen setzt auf Teamgeist
Der TSV Jesingen pausierte zuletzt – Zeit, um die nach eigenem Empfinden unglückliche Niederlage bei der SGEH zu verdauen. Dass nun der Jugendclub Donzdorf anrückt, macht die Sache spannend und anspruchsvoll. „Extrem spielstark“, sei der Gegner, warnt Jesingens Coach Dieter Hiller, habe zudem individuelle Stärke. „50 Prozent in solchen Spielen entscheidet sich über Teamgeist“„, sagt er. Zudem sei es so, dass man nicht extrem viele Chancen in der Offensive bekomme, deshalb gezielt Nadelstiche setzen müsse.
Mit Alfonso Imperiale, Kevin Sen und Simon Wahler kehrten unterdessen einige Akteure nach Abwesenheit in de KAder der „Gestenklopfer“ zurück. Drei weitere personelle Optionen, um aus der Jesinger Politik der Nadelstiche Punkte zu machen.
„Diesen Tag in Neidlingen
werde ich so schnell nicht vergessen“
Der Spielabbruch in Neidlingen: vergangenen Sonntag eine Meldung mit großem Gesprächswert. Der betroffene Schiedsrichter Uwe Oesterle scheint mittlerweile den Verletzungsschock verdaut zu haben. „Irgendwie trotzdem verrückt, denn nach 34 Jahren als Schiedsrichter war das tatsächlich meine erste Sportverletzung überhaupt“, blickt der 60-Jährige auf die ungeliebte Premiere zurück.
Bei einem Spurt in der 75. Spielminute musste der stellvertretende Obmann der Schiedsrichtergruppe Backnang abrupt abstoppen. „Selbst bei meinem zweiten Hobby, dem Karate, hatte ich noch nie solche Schmerzen“, so Oesterle.
Die genaue Diagnose stehe zwar noch aus, es deute jedoch viel auf einen Muskelriss im Wadenbereich hin. „Irgendwie schäme und ärgere ich mich, dass ich die Partie in Neidlingen nicht zu Ende führen konnte“, hadert Perfektionist Oesterle, der sich selbst als „Sport-Junkie“ sieht. Schlimm sei, dass er nun mit einer Pause von mehr als einem Monat rechnen müsse.
Den kuriosen Vorschlag der Spieler, die Partie vom Mittelkreis aus zu leiten, habe er am Sonntag übrigens abgelehnt. „Sie wollten mir zurufen, ob es beispielsweise abseits war oder nicht“, berichtet der lädierte Referee schmunzelnd, dies hätte aber Probleme gegeben. Der einzig anwesende Schiedsrichter, der für ihn einspringen hätte können, hatte zudem nach eigenem Bekunden schon zwei wohlverdiente Sonntagsbierchen intus gehabt, sei deshalb als Joker nicht infrage gekommen. „Diesen Tag in Neidlingen werde ich auf jeden Fall nicht so schnell vergessen“, sagt Oesterle. rei