Lokalsport
Jetzt hat auch Nürtingen sein „Watergate“

Energiekrise Die Handball-Bundesliga der Frauen hat Beschwerde bei der TGN eingelegt, weil es kein Warmwasser gibt. Von Matthäus Klemke

Nürtingen. Seit Anfang September fließt in den Sporthallen der Stadt Nürtingen kein warmes Wasser mehr. Das hatte der Krisenstab der Stadt entschieden. Damit wollte man dem Ziel, 20 Prozent Energie einzusparen, einen Schritt näher kommen. Im Netz erntete die Stadtverwaltung viel Kritik für das Vorhaben. Sportvertreter kritisierten vor allem, bei der Entscheidung nicht einbezogen worden zu sein.

Nun hat sich auch die Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) eingeschaltet. In einem Schreiben legt der Verband der beiden höchsten deutschen Spielklassen im Frauen-Handball Beschwerde bei der TG Nürtingen ein. Mehrere Vereine, die bei Zweitliga­spielen in Nürtingen zu Gast waren, hätten die kalten Duschen in der Theodor-Eisenlohr-Sporthalle bemängelt. „In Spielen der beiden höchsten deutschen Spielklassen im Handball der Frauen sollte aus leistungssportlicher Sicht und gesundheitlichen Aspekten das Duschen mit warmem Wasser ermöglicht werden“, so HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt.

Zu den Ligaspielen bei der TGN reisen Mannschaften unter anderem aus Berlin, Mainz und Leipzig an. „Es ist nicht vertretbar, dass Auswärtsmannschaften keine Möglichkeit einer warmen Dusche nach einem Bundesligaspiel haben, wenn Heimreisen mit dem Bus von bis zu 800 Kilometern angetreten werden müssen. Auch andernorts wurden Lösungen im Sinne der Leistungssportlerinnen gefunden“, schreibt Wendt.

Die Mannschaft der Füchse Berlin war die erste, die von den kalten Duschen in Nürtingen überrascht wurde. „Damals war das aber kein Problem, weil es draußen ziemlich warm war“, erinnert sich Füchse-Managerin Britta Lorenz: „Da haben die Spielerinnen kalt geduscht.“ Bei den aktuellen Temperaturen sehe die Sache anders aus. „Da wird am falschen Ende gespart“, sagt Trainer Fabian Kunze, der mit seinem Team im November aus Leipzig angereist war.

Und auch beim TGN-Heimspiel am vergangenen Wochenende gegen die SG Schozach-Bottwartal waren die kalten Duschen Thema. „Ich finde das eine Frechheit von der Stadt. Dass es in Nürtingen in der zweiten Liga kalte Duschen gibt, ist einfach inakzeptabel. Aus unserer Mannschaft haben nach dem Spiel eher wenige oder ich glaube sogar gar keine geduscht“, so die deutlichen Worte von Gästetrainer Jürgen Krause.

Ab Januar wieder Warmwasser?

Von der Beschwerde des HBF habe die Nürtinger Stadtverwaltung bereits Kenntnis genommen. Laut Oberbürgermeister Johannes Fridrich könnte das warme Wasser in allen städtischen Sporthallen sukzessive ab Januar wieder angestellt werden. „Vorausgesetzt, dass es keine Gasmangel­lage gibt. Sollte sich die Lage im Januar nicht gravierend verschlechtern, wird der Krisenstab das Go für das warme Wasser geben“, so der Rathauschef. Beim nächsten Heimspiel der TGN-Handballerinnen am 21. Januar könnte also wieder warm geduscht werden.

Schon jetzt stünde fest, dass das Ziel, 20 Prozent der Energie einzusparen, nicht erreicht werden kann, sagt Fridrich. Dennoch möchte man nicht gleich wieder alles auf Anfang setzen, sondern nach Möglichkeit weiter Energie sparen. „Wir werden zum Beispiel schauen, dass wir in der Theodor-Eisenlohr-Halle nicht alle drei Wasserboiler sieben Tage in der Woche aufheizen, sondern vielleicht nur einen davon“, so Fridrich.

Hauptproblem bleiben die veralteten Heizungsanlagen in den Sporthallen, sagt der OB. Mit Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen hätte das warme Wasser niemals abgestellt werden müssen.

Mit der Aussicht auf warmes Wasser im Januar könne man leben, sagt Hartmut Binder, Vorsitzender der TGN: „Wir sind froh, dass die Stadt das warme Wasser im Januar wieder anstellen möchte, jetzt, da sich sogar die Liga eingeschaltet hat. Es ist ein dankbarer Weg.“