Vortrag
Joey Kelly: Das macht der Extremsportler in Kirchheim

Musiker, Unternehmer und Extremsportler Joey Kelly war im Fitnessstudio 2020 in Kirchheim zu Gast und sprach über Ziele, Werte und Erfolge. 

Melanie Schäfer, Inhaberin des Fitnessstudios 2020, hat Joey Kelly vor Jahren bei einem Vortrag gesehen und war so begeistert, dass sie ihn unbedingt bei sich im Studio begrüßen wollte. Foto: Michele Danzè

Ein Marathon ist ihm lieber als ein Zehn-Kilometer-Lauf. Im Kirchheimer Fitnessstudio 2020 hat Joey Kelly am Sonntag allerdings einen Sprint durch seine bislang 52 bewegten Lebensjahre hingelegt. Einiges davon war bekannt, ganz vieles nicht. Doch so ziemlich alles hat beeindruckt und das Bild eines Mannes gezeichnet, der schafft, was er sich vornimmt, mögen die Widerstände auch noch so groß sein.

Angefangen bei der Kindheit und Jugend als Kelly-Family-Mitglied über seine zahlreichen Abenteuer und Wettkämpfe bis hin zu seinen Fähigkeiten als Unternehmer und Teamplayer gab der vierfache Vater Einblicke in die Art und Weise, wie er an Aufgaben herangeht und aus Erfahrungen lernt. „Eigentlich sind Niederlagen gut, weil die einen weiterbringen“, erklärte der Extremsportler, der bei seinem ersten Volkstriathlon mächtig Lehrgeld zahlen musste. „Ich dachte wirklich, ich gewinne das Ding. Beim Schwimmen hab‘ ich gleich mal mit Butterfly angefangen, um dann fast unterzugehen“, berichtete er unter dem Gelächter des Publikums. Nachdem er sich an einer Boje festgehalten und dann erstmal wieder zum Start zurückgeschwommen ist, begann er den Wettkampf von vorne – und kam ins Ziel. Jahre später beim Langdistanz-Triathlon in Roth stürzte er bei Kilometer 120 vom Rad und brach sich das Schlüsselbein. „In der Wechselzone habe ich dem Arzt klargemacht, dass ich für den anschließenden Marathon nur die Beine brauche, und bin das Ding zu Ende gelaufen.“ Bis heute fragt er sich, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er aufgegeben hätte.

Ohne Geld unterwegs

Dass „never give up“ für ihn nicht nur eine Floskel ist, hat er bei weiteren sportlichen Herausforderungen wie dem Ultraman auf Hawaii über zehn Kilometer Schwimmen, 421 Kilometer Radfahren und 84 Kilometer laufen, dem Marathon des Sables durch die Sahara, dem Badwater-Run im Death Valley und einem 100-Meilen-Race in Alaska bis hin zum Bike-Rennen „Race across America“ oder seinem 18-tägigen Marsch durch Deutschland bewiesen. Aber auch Abenteuer, die mit dem Sport nichts zu tun haben, zeigen sein Durchhaltevermögen. So startet er meist ohne Reisekasse und schlägt sich so durch. „Mein Vater hat damals zu uns Kindern schon immer gesagt – das Geld liegt auf der Straße.“ Mit leeren Taschen ging es daher 27 Tage lang im Bulli von Berlin nach Peking, und mit der ganzen Familie im Wohnmobil 104 Tage lang auf der Panamericana auf 30.000 Kilometern durch 15 Länder. „Das lehrt Demut und Dankbarkeit dafür, dass wir hier in Frieden leben dürfen.“

Tipps für Unternehmer

Dass der 52-Jährige einen öffentlichen Vortrag hält, sei eine Ausnahme. „Normalerweise mache ich das nur noch für Firmen intern.“ So waren auch nützliche Tipps für Unternehmer dabei, wie sie ihre Vorhaben erfolgreich umsetzen können. „Ich gehe einfach immer auf Menschen zu und frage sie, wenn ich was möchte. Man hat nichts zu verlieren. Nicht zu fragen, ist schon wie ein Nein“, sagte er und nahm als Beispiel die Rallyefahrerin Jutta Kleinschmidt, die er einfach angesprochen hat, ob sie mit ihm das „Race across America“ macht. Werte wie Fairness, Loyalität und Zusammenhalt sprach er ebenso an wie Vertrauen und Flexibilität. Als TV-Moderator Kai Pflaume ihm erklärte, er müsse sich mehr um Social Media und neue Formate kümmern, nahm er das in die Hand und rief den Produzenten der Survival-Reality-Show „7 vs. Wild“ so lange an, bis er ihn in die Sendung genommen hat. „Veränderung muss man als Chance sehen.“ Melanie Schäfer mit ihrem Studio sei das beste Beispiel. „Wer ist ‚No Limits‘ wenn nicht sie.“

Als Kelly-Family seien sie lange pleite gewesen, hätten aber alles gehabt, was man braucht, um erfolgreich zu sein: „Wir waren ein Team.“ Manchmal seien die Geschwister aber auch sauer auf ihn gewesen. Zum Beispiel als er zum Auftritt als Vorband von Michael Jackson beinahe zu spät gekommen wäre, weil er in Roth noch den Triathlon zu Ende bringen wollte. „Ich hatte keine Zeit mehr zum Umziehen und stand mit Laufshirt und Startnummer auf der Bühne.“ Am Ende war‘s egal, das Konzert war ein Erfolg, und er hat geschafft, was er sich vorgenommen hat.