Beuren. 2011 war es, als Karoline Brüstle, damals noch im Juniorinnenalter, beim Hohenneuffen-Berglauf antrat. Sie landete im vorderen Mittelfeld. 14 Jahre später steht die Neidlingerin rund 47 Minuten nach dem Startschuss im Burghof, muss kurz durchschnaufen und strahlt dann in die Kamera. „Es hat Spaß gemacht“, lautet ihre erste Reaktion nach dem Triumph in der Frauenwertung. Die flotte Zeit sorgt gar für Platz 37 in der ewigen Bestenliste des renommierten Rennens.
Dominik Notz hatte zu diesem Zeitpunkt das Durchschnaufen bereits hinter sich. Mit seiner Zeit von 36,37 Minuten katapultierte sich der Leichtathlet vom LAV Stadtwerke Tübingen in die Top 20 der ewigen Bestenliste. „Anstrengend“ sei der 9300 Meter-Kurs vom Bahnhof Linsenhofen hinauf in die Burg zwar gewesen, gab der Sohn des einstigen Winter-Olympioniken Dieter Notz zu Protokoll. Der souveräne Sieger, 2019 Deutscher Halbmarathon-Vizemeister, sieht aber für sich grundsätzlich noch Potenzial. „Die meiste Zeit bin ich vorne allein gelaufen, traue mir hier deshalb mit mehr Konkurrenz durchaus zu, die Strecke noch 30 Sekunden bis eine Minute schneller zu laufen.“ Gewinner Notz wurde bei der Siegerehrung in der Beurener Turn- und Festhalle nach seinem zweiten Triumph in Folge jedenfalls gebührend gefeiert.
Pünktlich um 9.30 Uhr wurde das Feld von Beurens Bürgermeister Daniel Gluiber per Startschuss auf die Reise geschickt, rund 350 Läuferinnen und Läufer erreichten hoch droben das Ziel. Ein Wert ganz im Sinne des Organisationsleiters. „Damit sind wir hinsichtlich der Teilnehmerzahl stabil“, stellte Frank Klass fest, außerdem habe es keinerlei negatives Feedback gegeben. Dass immerhin rund 130 Schülerinnen und Schüler beim Mini-Berglauf auf deutlich kürzeren und einfacheren Strecke unterwegs waren, stimmte Klass ebenso froh. Zum Rahmen passten zudem fast perfekte äußere Bedingungen bei läuferfreundlichen Temperaturen deutlich unter 20 Grad und einem Sonne-Wolken-Mix.
Der Hohenneuffen-Berglauf, 1989 erstmals ausgetragen und mittlerweile vom TSV Beuren und TSV Frickenhausen in Kooperation organisiert, lockt alljährlich zum einen etliche Routiniers, zum anderen auch zig Debütanten an. Anton Palesch lief zum 35. Mal als Finisher über die Ziellinie, ist der Teilnehmer mit den meisten Lauf-Teilnahmen. Benjamin Martin aus Beuren stellt quasi das Palesch-Gegenstück dar. Der Beurener wagte sich erstmals heran, aufgrund einer verlorenen Wette. „Ich hatte als Wetteinsatz die Wahl, Surströmming zu essen oder hier zu starten“, erklärte der 34-Jährige lachend im Zielbereich, wo der Berglauf-Novize seine gelungene Premiere mit Freunden und echtem Champagner feierte. Die schwedische Fischspeise Surströmming, konserviert durch Milchsäuregärung, wird laut Wikipedia ein „intensiver, fauliger und stinkender Geruch“ nachgesagt. Somit war der Beurener mit seiner Entscheidung, die Lauf-Qual auf sich zu nehmen, zufrieden: „Es war extrem anstrengend, aber andererseits ist es auch klasse, hier oben im Ziel zu stehen.“ Der Einsteiger benötigte rund 64 Minuten für die 9,3 Kilometer.
Auch gesichtet im Zielbereich: der einstige Toplangstreckenläufer der Region, Peter Schweizer, Burg-Pächter Pascal Vetter mit seinem extra formierten „Team Burg Hohenneuffen" und Fußballer Migel Horeth. Frank Klass war noch aus einem weiteren Grund mit dem Eventverlauf zufrieden, denn das neue Zeitmesssystem funktionierte zuverlässig. Der Transponder für die Messung ist nunmehr in die Startnummer integriert. „Ein großer Fortschritt" sei dies, meinte Klass. An solch eine Modernität war vor 36 Jahren bei der ersten Auflage noch nicht im Traum zu denken. Reimund Elbe