Lokalsport
Keglern bleiben die Hände gebunden

Sportkegeln Nach dem vorzeitigen Abbruch der Saison hoffen Vereine wie der TV Unterlenningen auf eine baldige Rückkehr zum Trainingsbetrieb. Von Reimund Elbe

Sie haben keine guten Karten im Lockdown: Kegler gehören zu denen im Sport besonders hart von den Anti-Coronamaßnahmen Betroffenen. Dartsakteure können daheim ihre Scheibe aufhängen, Tänzerinnen und Tänzer zumindest den Wohnzimmertisch für Schrittübungen beiseite schieben, Fußballer vor der Haustür mit den Ball jonglieren, Läufer wie Radfahrer zu einsamen Trainingsrunden ins Freie aufbrechen - Keglern bleiben die Hände gebunden.

„Die wenigsten haben eine eigene Kegelbahn im Keller“, sagt Unterlenningens Abteilungsleiter Herbert Zwick mit einem Anflug von Galgenhumor. Auf dem Bühl herrscht seit 2. November gespenstische Ruhe. Die vier modernen Bahnen, auf technisch neuestem Stand, liegen brach. Kein Wunder, dass der Lockdown auch den ansonsten so fröhlichen und geselligen Akteuren dieser Präzisionssportart aufs Gemüt schlägt. Seit fast 45 Jahren kegle er, eine solche Phase wie jetzt habe er „noch nie erlebt“, erklärt Zwick, den ernsthafte Sorgen umtreiben. „Die Punktrunde ist unterbrochen, und es gibt aktuell lediglich Kontakt per Telefon oder in den sozialen Medien“, berichtet Zwick von einer Situation, die auch Betroffenen anderer Sportarten nicht fremd vorkommt.

Und doch gibt es im Kegeln einen bedeutenden Unterschied. Die Möglichkeiten für ein Alternativtraining sind begrenzt. „Wir brauchen eine Bahn, um zu trainieren“, sagt Zwick. Aktuell bleibe allen nur übrig, per gezieltem Krafttraining vornehmlich die Rücken- und Oberschenkelmuskulatur zu stärken. „Weil auch alle Fitnessstudios zu sind, machen wir solche Stärkungsübungen notgedrungen daheim“, berichtet der 67-Jährige von dieser besonderen Art des Home Office.

Hoffen auf September

Noch mehr geht bei den TVU-Keglern die Sorge um, Mitglieder zu verlieren sowie auf absehbare Zeit keine neuen zu gewinnen. „Es sieht düster aus“, bringt es Richard Hohensteiner, stellvertretender Vorsitzender des TV Unterlenningen und aktiver Spieler der Zweiten Mannschaft, auf den Punkt. In der Tat: Anfang der Woche hat der Württembergische Kegler- und Bowlingverband (WKBV) die Spielrunde 2020/2021 für den Aktivenbereich ohne Wertung komplett abgebrochen. Der Spielbetrieb der Saison 2021/20 soll im September starten, sofern die Corona-Pandemie einen geregelten Spielbetrieb zulässt. Grundlage sind die ursprünglichen Ligeneinteilungen zu Beginn der Saison 2020/2021.

„Kegeln ist keine Trendsportart, Corona macht die Sache nicht einfacher“, denkt der TVU-Funktionsträger bereits an Folgen für Klub und Kegelsport nach einem etwaigen Krisenende. WKBV-Präsident Siegfried Schweikardt schickt derweil aufmunternde Worte an die Kegelgemeinde. „Mit Stolz kann ich feststellen, dass im Verband die Funktionäre noch voll dabei sind und sich ständig Gedanken um die Zukunft unseres Sports machen“, schreibt der Verbandschef in seinem Neujahrsgruß an die Mitglieder.

Aufmunternde Worte, die in Lenningen gut ankommen. „Wir hoffen, dass alle zur Stange halten, auf allen Ebenen“, sagt Horst Grolig, Chef der Tecksportkegler, die als ehemalige VfL-Kegler vor rund sieben Jahren unter dem Dach des TVU ein neues Zuhause gefunden hatten. Das Frauenteam spielt in den 2. Bundesliga, die erste Männermannschaft in der Landesliga. Doch auch in diesen höherklassig agierenden Mannschaften herrscht Sendepause.

Auf dem Bühl gibt es für die Kegelabteilung aktuell nur einen Muss-Job. Ab und an schauen fachkundige Mitglieder nach dem Rechten. „Die Anlage muss regelmäßig gewartet werden“, betont Herbert Zwick. Die Steuerung der Kegel, Spielprogramme, das Hochziehen der Kegel - überall spielt moderne Technik eine große Rolle. Um Kälteschäden zu vermeiden, herrschen zudem auf den Bahnen konstant zehn Grad.

Den Humor haben die TVU-Kegler in Unterlenningen zumindest noch nicht ganz verloren. TVU-Sportwart Oswald Wolf verschickte mit seinem Weihnachtsgruß augenzwinkernd Kegel-Lehrbücher mit. Motto: Wenn schon die Praxis fehlt, darf es gerne etwas mehr Theorie sein.