Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich – das Sprichwort könnte kaum treffender für die Situation nach dem Spiel beim TSV Jesingen sein. Eben hatten die Gerstenklopfer den bislang souveränen Tabellenführer FC Esslingen 2:0 bezwungen, rieben sich doch einige der wenigen Zuschauer verwundert die Augen. Es war nicht etwa ein Sieg der glücklichen Sorte, sondern vielmehr ein hochverdienter Erfolg der Haußmann-Crew. Von Beginn an waren die Einheimischen das aktivere und tatsächlich ballsicherere Team. Die Gäste, bestückt mit guten und pfeilschnellen Technikern, und um diese Jahreszeit den eigenen feinen Kunstrasen gewohnt, taten sich sehr schwer mit dem tiefen Geläuf. Der TSV hingegen nahm den Kampf an, versteckte sich nicht und verkraftete auch zwei frühe verletzungsbedingte Ausfälle: Zunächst musste Mittelfeldrenner Philipp Haußer vom Platz (7.), dann folgte ihm 25 Minuten später Goalgetter Kevin Sen mit Verdacht auf Innenbandschaden. Für den etatmäßigen Torjäger wurde Youngster Marvin Schleich (19) eingewechselt. Und der machte seine Sache bis zur verletzungsbedingten Auswechslung sehr gut, hatte Pech, dass sein Schuss aus zehn Meter von FCE-Goalie Johannes Lipp per Fuß geklärt wurde (55.). Gut zehn Minuten später holte Schleich einen Freistoß an der Strafraumgrenze heraus, den Simon Kottmann zum 2:0-Endstand nutzte. Zuvor hatte schon Lukas Preuß per Kopf das 1:0 erzielt. Die Esslinger antworten zwar jeweils mit wütenden Angriffen, doch die verpufften. FCE-Trainer Christian Ehrenberg: „Wir wussten, dass es bei diesen Platzverhältnissen schwer würde und haben eine verdiente Niederlage kassiert.“ Glücklich war hingegen das Jesinger Trainergespann Stefan Haußmann und Thomas Reinöhl: „Wir haben eine läuferisch und kämpferische Topleistung gezeigt. Ich bin stolz auf die Mannschaft, und wir widmen den Sieg unseren verletzten Akteuren.“
Remis im Derby
Weilheims Verteidiger Marco König hätte unterm Reußenstein zum Helden des Tages werden können, als er unmittelbar vor dem Abpfiff einen platzierten Kopfball aufs Tor brachte. Stattdessen wurde die Ehre Andreas Gienger zuteil. Der Neidlinger Torspieler fischte das von König geköpfte Leder per Glanzparade aus dem oberen Toreck. So blieb es im immer jungen Derby beim Remis. Es war ein Unentschieden, mit dem beide Teams leben können. Der TVN vermutlich etwas besser als die Weilheimer, die sich nach der durchwachsenen Vorbereitung auf einem guten Weg befinden. Wieder einmal war die Mannschaft mit Akteuren aus der U19 und der zweiten Mannschaft komplettiert und neu zusammengestellt worden. „Darauf können wir aufbauen, denn Wille und Kampf haben gestimmt“, bestätigte dann auch Max Pradler, spielender Co-Trainer der Limburg-Elf.
TVN-Sprecher Stefan Hummel bestätigte eine Mehrzahl an Spielanteilen für die Gäste und kritisierte den nicht ausreichenden Druck und das zu ungenaue Spiel in die Spitze. Auf tiefem Neidlinger Geläuf war zudem von beiden Seiten an ein schönes und technisch versiertes Spiel nicht zu denken. Stefan Hummel: „Das war ein ziemliches Gemurkse.“
VfL muss nachjustieren
Der TSV Jesingen gab mit dem Sieg gegen Tabellenführer FC Esslingen die Vorlage – der VfL nutzte sie in der Partie gegen den TSV Deizisau aber nur zum Teil. 1:1 stand es am Ende. Und das Ergebnis ist auch nach der Meinung von VfL-Trainer Armin Ohran leistungsgerecht – wenngleich die Gäste kurz vor Schluss Glück und einen überragenden Reflex von Goalie Dennis Eiberle hatten. Der fischte nämlich in der letzten Aktion des Spiels einen Schuss von Melvin Alavac in unglaublicher Manier gerade noch aus dem Torwinkel. Zuvor haderte der VfL in der ersten Halbzeit noch mit unpassenden Abständen und zu hektischen Aktionen. In der Halbzeit justierte Coach Ohran nach und die vor der Winterpause gewohnte Ballsicherheit und der Zugriff waren wieder da. Am Ende war Armin Ohran nicht unzufrieden: „Für das erste Spiel waren Aktionen und Ergebnis in Ordnung. Gutes Reinkommen in die Rückrunde ist wichtig.
Esslinger Beispiel macht Schule
Ziemlich genau sechs Monate nach der 2:7-Klatsche des TSV Jesingen beim FC Esslingen gab es gestern ein Wiedersehen auf dem Jesinger Sportgelände. Was vor sechs Monaten bei hochsommerlichen Temperaturen im nagelneuen Esslinger Sportpark Weil begann, fand gestern in zweierlei Hinsicht ein rundes Ende: zum einen gewannen die Jesinger die gestrige Partie gegen den Tabellenführer. Zum anderen erfolgt gegen Ende dieses Monats der Spatenstich zur lange geplanten Freilufthalle in den Lehenäckern.
Was das mit dem FC Esslingen zu tun hat? Ganz einfach: die Freilufthalle, die in Jesingen geplant ist, steht quasi baugleich schon auf dem Esslinger Sportgelände und wurde anlässlich des Jesinger Fußball-Gastspiels seinerzeit von Sven Andler besichtigt und inspiziert. Der Vorstand Fußball bei den Gerstenklopfern holte sich wertvolle Ideen, die in die Beantragung der eigenen Halle mit eingeflossen sind. Es war sozusagen ein Beispiel, welches Schule machte. Der offizielle Spatenstich zur sogenannten „Keller-Lufttechnik Arena“ in Jesingen erfolgt am 29. März um 16.30 Uhr. wai