Der geneigte Zuschauer mochte gestern am Oberen Wasen seinen Augen und Ohren kaum trauen - zumindest wenn er kurz vor dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Erkan Özcelik das Sportgelände betrat. Die bislang sieglosen Naberner führten vor einer ansehnlichen Kulisse gegen den Meisterschaftsfavoriten SF Dettingen mit 2:1 - Bierflaschen ploppten, Rote Würste schmeckten, die Stimmung ausgelassen bis misstrauisch. Am Ende behielten die Zweifler jedoch Recht, denn nach 90 Minuten hatten die Dettinger das Spiel gedreht, siegten 7:2. „Das war eine gnadenlose Bestrafung“, wusste Axel Maier, Sportlicher Leiter bei den Grün-Weißen.
Tatsächlich nutzten die Gäste jeden Ballverlust der Naberner gnadenlos aus und setzten Konter wie Nadelstiche - vor allem durch die schnellen Außenspieler Benjamin Hubert und Tino Jungblut. „Wir stellen uns in manchen Situationen einfach zu naiv an“, beschreibt Maier die Problematik der Naberner. Da half auch die Einwechslung von Marco Hiller nichts. Der Routinier kam nach 20 Minuten Spielzeit frisch vom Gletscher-Skifahren und half den Laden „hinten“ zusammenzuhalten. Dennoch soll es in Nabern keine Panikhandlungen geben. Und so manches Vereinsmitglied lehnte sich gar aus dem Fenster: „Bevor wir Trainer Marcel Geismann entlassen, steigen wir mit ihm ab.“ Wohl dem, der solche Rückendeckung hat.
Timo Stümpflen und Yusuf Cetinkaya haben diesen Rückhalt beim TV Unterlenningen momentan auch - noch. Das Trainergespann kassierte mit dem TVU gestern im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen die SPV 05 Nürtingen eine empfindliche 0:3-Niederlage. „Wir hatten einen rabenschwarzen Tag“, befand Abteilungsleiter Marc Schmohl nach Spielende. Die SPV, so der TVU-Funktionär weiter, sei nicht wirklich gut gewesen - aber die Unterlenninger noch schlechter. Die Personaldecke auf dem Bühl scheint aufgrund vielfacher verletzungsbedingter Ausfälle deutlich zu dünn. Klar, dass Marc Schmohl die Winterpause schon jetzt herbeisehnt.
Schlecht einzuschätzen scheint derzeit der TSV Weilheim II zu sein. Einer Niederlage folgt meist ein Sieg - wie gestern beim 2:0 über den TSV Raidwangen. Am Ende steckt aber so etwas wie System dahinter: Die Heimspiele gewann die Truppe von Robert Walter bis auf eines - die Auswärtsspiele gingen allesamt in die Binsen. Coach Walter, dessen junge Truppe noch in der Lernphase ist, sieht‘s realistisch: „Wenn wir die Klasse halten, ist das für uns wie eine Meisterschaft.“
Eine Klasse tiefer bieten die beiden Mannschaften des TSV Owen meist ein Kontrastprogramm. Während die erste Mannschaft im vorderen Tabellendrittel der Staffel 6 trotz einiger Abgänge immer noch einigermaßen erfolgreich agiert, fristet die Reserve in der Staffel 5 ein eher bescheidenes Dasein. Null Punkte und 11:60 Tore sprechen eine deutliche Sprache. Frustriert ist deshalb aber niemand. „Das sind ordentliche Jungs. Auch nach einer deftigen Niederlage gehen die Jungs anschließend miteinander Pizza essen“, weiß TSVO-Sprecher Harry Streicher. Und Aufsteigen steht weder für die erste noch die zweite Mannschaft zur Debatte. Streicher: „Wir haben keinen Leistungsdruck und freuen uns, dass wir Fußball spielen dürfen.“
Ganz so locker geht man in Notzingen nicht mit dem Thema um. Spielertrainer Michael Panknin nach dem gestrigen 7:4 über den KSV Nürtingen: „In dieser Spielzeit wollen wir nur besser sein als in der Vorsaison. Aber im Jahr darauf wollen wir um den Titel mitspielen.“ Da passen Niederlagen wie letzten Sonntag in Holzmaden, als sich die Notzinger in die 1:4-Niederlage ergaben, nicht ins Bild. Panknin: „Wir haben manchmal noch ein Mentalitätsproblem.“