Vereinsausschluss nach Schlägerei
Kinder sind die Verlierer

Der 1. FC Eislingen hat entschlossen und rasch auf die Vorfälle am Sonntag in Holzmaden reagiert, wo Familienangehörige zweier Jugendspieler eine Massenschlägerei ausgelöst haben. Die beiden beteiligten Familien wurden bereits am Montag in einer Blitzaktion vom Verein ausgeschlossen und erhielten Hausverbot. Verlierer sind zwei achtjährige Buben, die nun nicht mehr Fußball spielen dürfen.

Eislingen. Die Verantwortlichen beim FC Eislingen haben keine Minute gezögert. Den Familien, die am Sonntag beim Jugendturnier des TSV Holzmaden eine blutige Schlägerei am Spielfeldrand angezettelt haben, wird demnächst Post ins Haus flattern. „Für uns war sofort klar, dass es keine andere Konsequenz aus diesem Vorfall geben kann, als ein Vereinsausschluss“, sagt der FC-Vorsitzende Rainer Interwies, der sich noch am Montag in einer Blitzaktion mit seinen Vorstandskollegen darauf verständigte. Das Problem dabei: Die schuldigen Eltern und Verwandten sind gar nicht Mitglied im Verein, können also nur mit einem Hausverbot belegt werden. Leidtragende sind die zwei achtjährigen Buben, die durch den Ausraster der Erwachsenen nun ihr Trikot ausziehen müssen.

„Dass es am Ende die Kinder trifft, bedauern wir sehr“, gesteht Rainer Interwies. Eine andere Möglichkeit, die Eltern vom Verein fernzuhalten, gebe es jedoch nicht. „Uns tut es auch um den Veranstalter TSV Holzmaden aufrichtig leid.“ Auch Filip Bilac, der Trainer der beiden betroffenen Jungs, bedauert den Schritt, zumal beide sehr talentierte Spieler seien, die sich trotz jüngeren Jahrgangs in der Mannschaft behauptet hätten. „Leider gehören in diesem Alter die Eltern dazu“, meint Bilac. „Deshalb muss ich die Entscheidung des Vereins akzeptieren. Der 29-Jährige, der sich am Montag nach der brutalen Schlägerei überlegt hatte, sein Traineramt abzugeben, will nun doch weitermachen. Er habe viel Zuspruch und aufmunternde Anrufe von Eltern erhalten, sagt er. Heute Abend vor dem Training wird es im Vereinsheim in Eislingen einen Elternabend geben, bei dem die Ereignisse noch einmal aufgearbeitet und anschließend auch mit der Mannschaft diskutiert werden sollen. „Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, meint Bilac. „Viele der Kinder haben das noch immer nicht verarbeitet.“

Beamte des Polizeipostens in Weilheim und ihre Göppinger Kollegen hatten gestern alle Hände voll zu tun, Zeugen und Verdächtige zu vernehmen. Gut ein halbes Dutzend Personen, die an der Schlägerei beteiligt waren, konnten bisher ermittelt werden, darunter auch der 47-Jährige, der im Kirchheimer Krankenhaus behandelt werden musste und als Hauptperson in der Auseinandersetzung gilt. Die Ermittlungen gestalten sich offenbar schwierig, weil die meisten der Beschuldigten zu den Vorfällen schweigen. Unabhängig davon, ob einer der Geschädigten Strafanzeige stellt, wird sich die Staatsanwaltschaft in Stuttgart mit dem Fall beschäftigen. „Wir haben noch nicht alle Informationen und Unterlagen auf dem Tisch“, sagt Staatsanwältin Claudia Krauth. Man werde den Fall jedoch ganz sicher strafrechtlich aufarbeiten. „Schließlich hat dies in der Öffentlichkeit weite Kreise gezogen.“ Für gefährliche Körperverletzung sieht das Gesetz Haftstrafen von sechs Monaten bis zu maximal zehn Jahren vor.

Die Polizei in Weilheim bittet Zeugen, die Fotos oder Videos von der Schlägerei gemacht haben, sich unter der Telefonnummer 0 70 23/90 05 20 zu melden.