Wenn am Sonntagmorgen um 9 Uhr Ortszeit (15 Uhr Mitteleuropäische Zeit) im kanadischen Mont Sainte Anne die Ampel auf Grün schaltet und das letzte Weltcup-Rennen der U23-Frauen startet, dann hat Mountainbikerin Kira Böhm aus Weilheim schon gewonnen: Denn mit dem Sieg beim Shorttrack-Rennen am Donnerstagabend können die Konkurrentinnen der 21-Jährigen auch den Gesamtsieg über die olympische Distanz nicht mehr streitig machen.
Nachdem Böhm schon in der vergangenen Woche in Lake Placid vorzeitig den Shorttrack-Gesamtweltcup gewonnen hatte, ist das nun ihr zweiter großer Erfolg in ihrer letzten U23-Saison: „Ich kann es kaum glauben, dass ich zweifache Gesamtsiegerin geworden bin“, sagte sie voll Freude: „Ich bin glücklich und stolz. Seit dem ersten Rennen habe ich beide Leadertrikots getragen, immer die Startnummer eins gehabt, bin nie ausgefallen und konnte alle Rennen fahren“, fasste die Studentin vom Cube-Factory-Racing-Team die aktuelle Weltcup-Saison zusammen.
Der Druck ist weg
Doch noch ist das letzte Rennen auf der traditionsreichen Weltcup-Strecke nicht gestartet: „Ich bin ehrgeizig. Ich möchte mein letztes Rennen in der U23 nochmal gut abschließen“, kündigt Böhm an. „Auch wenn der Druck weg ist – ich bin einfach nur motiviert“, freut sich Böhm auf das letzte Rennen der Saison. „Die Strecke ist wie immer anspruchsvoll und hart – sowohl bergauf als auch bergab“, so Böhm, die sich nach eigenen Worten gut vom kräftezehrenden Rennen in Lake Placid erholt hat: „Jetzt zum Saisonende ist die Form richtig gut. Im Shorttrack am Donnerstagabend musste ich nicht so viel Energie aufwenden wie letzte Woche.“
In dem schnellen Rennen über 20:26 Minuten siegte sie mit zwei Sekunden Vorsprung vor ihrer Dauerkonkurrentin Isabella Holmgren aus Kanada und der Schweizerin Lea Huber. „Isabella war heute am Berg nicht ganz stark“, wunderte sich Böhm ein wenig – und hofft daher darauf, die Kanadierin auch am Sonntag bei ihrem Heimweltcup zu schlagen.
Für Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV), der in Mont Sainte Anne nördlich von Quebec schon einmal den großen Pokal als Shorttrack-Gesamtsieger entgegennehmen durfte und sicher Hoffnungen hatte, diesen Erfolg 2024 zu wiederholen, wird es allerdings schwer, einen Podiumsplatz bei den Gesamtwertungen zu ergattern, nachdem er in Lake Placid mit viel Pech im Shorttrack nach einem Kettenklemmer nur 31. geworden war: 89 Punkte fehlen dem aktuell Fünftplatzierten in der Shorttrack-Gesamtwertung zu Platz drei. Über die olympische Distanz, wo Schwarzbauer derzeit Sechster ist, kann er maximal noch den vierten Platz erreichen: „Mein Gefühl sagt mir, dass noch ein bisschen mehr im Tank drin ist, als ich letzte Woche zeigen konnte“, so der 27-Jährige aus Weilheim. „Aber es wäre schon ein Weltwunder, wenn ich die beiden letzten Rennen noch gewinnen könnte.“
Spannend, was noch drin ist
Der Start für Schwarzbauer beim Shorttrack startete am Freitagabend erst nach Redaktionsschluss. Das XCO-Rennen beginnt am Sonntag um 14 Uhr. „Das hier ist eine richtige Mountainbike-Strecke“, freut sich Schwarzbauer schon auf „so etwas Klassisches“. Und auch der Shorttrack sollte mehr nach seinem Geschmack sein: „Sehr hart, sehr physisch“, beschreibt er die Strecke am Fuß des Skiressorts. Schwarzbauer erwartet ein weniger hektisches Rennen als noch vor einer Woche in Lake Placid. „Aber natürlich lockt auch schon die Winterpause“, gibt er zu.
Schließlich begann die heiße Wettkampfphase schon Mitte April in Brasilien: „Letztes Jahr war ich zu diesem Zeitpunkt schon sehr müde“, sagt Schwarzbauer, „doch jetzt fühlt sich der Körper optimal an. Ich hoffe, dass ich nochmal was zeigen kann. Aber jetzt am Ende des Jahres weiß man eh nicht mehr so richtig, was der Körper noch so zu leisten im Stande ist.“ Und da das vermutlich auch für seine Konkurrenten gilt, dürfte das Weltcup-Finale spannend werden.