Kira Böhm aus Weilheim ist U23-Europameisterin im Mountainbike-Shorttrack. Bei unwirtlichen Bedingungen im rumänischen Cheile Gradistei holte die 21-Jährige nach ihrem triumphalen Weltcupauftakt mit vier Siegen in Brasilien auch im ersten EM-Rennen überlegen den Titel in der Nachwuchsklasse. In der gemeinsamen Wertung mit der Elite wird Böhm als Fünfte geführt. „Ziel erreicht“, freute sie sich nach ihrem Erfolg: „Das Rennen lief so wie geplant.“
Bereits am Vortag hatte sie in einer zwölfminütigen Qualifikation gezeigt, dass sie nicht nur in der Hitze Brasiliens, sondern auch bei den nasskalten Bedingungen in den südlichen Karpaten Topleistungen abrufen kann. Mit dem dritten Platz im Qualifikationslauf sicherte sich Böhm einen Platz in der ersten Startreihe des 40-köpfigen Feldes, das am Donnerstagnachmittag bei leichtem Regen und Temperaturen um sieben Grad auf den kurzen Kurs geschickt wurde. „Das Rennen gestern war mir definitiv zu kurz“, sagte Böhm später: „Aber heute habe ich sofort meinen Rhythmus gefunden, bin mein Tempo gefahren – und es hat gereicht.“
Nach langen 25:48 Minuten und sechs Runden durch die Biathlon-Arena von Cheile Gradistei überquerte sie die Ziellinie – und hängte dabei im Sprint noch die Italienerin Giada Specia ab: „Eigentlich hätte ich ja gar nicht sprinten müssen, denn ich wusste ja, dass sie eine Elite-Fahrerin ist. Aber auch diesen fünften Platz im Elite-Rennen wollte ich mir nicht nehmen lassen.“ Am Ende war sie so darauf fokussiert, dass sie fast vergaß, sich über ihren Titel in der U23-Klasse zu freuen. „Ich habe das eigentlich erst nach der Ziellinie realisiert“, musste sie nach dem Rennen zugeben.
Mit dem Sieg ist viel Druck vor dem Rennen am Sonntag abgefallen. „Ich wollte unbedingt mit einem Trikot nach Hause kommen“, meinte die Weltcup-Führende, die schon in Brasilien zwei Leaderjerseys ergatterte. Das weiße EM-Trikot mit den blauen Streifen und den goldgelben Sternen wird man bei ihr deshalb vorerst noch nicht in einem Rennen zu Gesicht bekommen. Das rote Trikot des Gesamtführenden ist im Weltcup Pflicht. „Erst wenn ich die Gesamtführung verliere, kann ich das EM-Trikot auch einmal im Rennen anziehen“, meint Böhm. Kein schlechter Trost.
Mit bereits erreichtem Minimalziel kann sie am Sonntagmorgen nun relativ entspannt ins Rennen um den Titel über die olympische Distanz gehen. „Ich werde mir am Freitag erstmals die lange Runde über 3,4 Kilometer ansehen und ganz locker ein paar Runden drehen“, meint sie. „Ich habe ja jetzt zwei Tage Zeit mich zu erholen.“
Carla Hahn holt Bronze
Zweite im Rennen der U23-Klasse wurde mit 14 Sekunden Rückstand die Britin Ella Maclean-Howell, Bronze ging mit Carla Hahn (+39 Sekunden) ebenfalls an eine Deutsche. Durch die gemischten Klassen und die schlechten Wetterverhältnisse war das Rennen unübersichtlich. „Die Bundestrainer haben mich immer wieder über die Abstände informiert“, berichtete Böhm nach dem Rennen, das sie wie immer sehr offensiv angegangen war. Früh reihte sie sich hinter der späteren Europameisterin Pauline Ferrand-Prevot (Frankreich) und der Silbermedaillen-Gewinnerin Puck Pieterse (Niederlande) ein. Pieterse, wie Böhm erst 21 Jahre jung, startet bereits seit letzter Saison in der Elite. „Mit den beiden mitzufahren, war ein echt gutes Gefühl“, freut sich die Weilheimerin. Als die beiden in der zweiten Runde dann allerdings die Schlagzahl erhöhten, konnte sie nicht mehr folgen: „Ich bin dann mein Tempo weitergefahren“, berichtete sie später. An den rutschigen Anstiegen und in den heiklen Abfahrten konnte sie den Konkurrentinnen dadurch ihr Tempo vorgeben und hatte nach vorne freie Bahn.