Mountainbike
Kira Böhm und Cube bleiben ein Gespann

Die 22-Jährige fährt auch in der neuen Saison für den deutschen Rennstall. Nach dem ersten Profijahr starten bereits in drei Wochen die Planungen für den nächsten Karriereschritt.

Immer schön positiv bleiben, auch wenn‘s mal schlechter läuft – ein Markenzeichen von Kira Böhm. Foto: Monica Gasbichler

Der Weg vom Flughafen in Basel bis zur Wohnung in Freiburg war der angenehmste, weil kürzeste Teil des Programms. Eine Nacht mit Jet Lag, Wecker nicht gehört, Koffer auspacken, Wäsche waschen, am Nachmittag gleich weiter mit dem Auto ins 500 Kilometer entfernte Waldershof. In der 4300-Seelengemeinde in der Oberpfalz liegt die Teamzentrale von Cube. Atemlos verlief die Saison für Kira Böhm in ihrem ersten Jahr in der Mountainbike-Elite und atemlos klingt sie aus, nachdem die 22-Jährige am Dienstag vom letzten Weltcuprennen aus Kanada zurückkehrt ist.

Die schlechte Nachricht: Das Sportjahr endete anders als geplant. Nachdem sie bis dahin jeder Krankheit erfolgreich aus dem Weg gegangen war, hat es sie in Übersee doch noch erwischt. Totalausfall im vorletzten Rennen in Lake Placid, erkältet hinterhergefahren beim Finale im kanadischen Mont-Sainte-Anne. Zwei Rennen, auf die sich gefreut hatte. An zwei Orten, mit denen sie ihren bisher größten Erfolg im Jahr zuvor verbindet: Den Gewinn des U23-Gesamtweltcups, sowohl im Shorttrack wie über die olympische Distanz. 

Die gute Nachricht: Die Zukunft der Wahl-Freiburgerin ist nicht länger ein Geheimnis. Es läuft weiter wie bisher – mit Cube als Partner. Mit der deutschen Bike-Schmiede, aus deren Nachwuchsprogramm sie im vergangenen Jahr ins Profilager gewechselt ist, hat Kira Böhm nun verlängert. Ein Kontrakt, der für beide Seiten passt, nach „Verhandlungen auf Augenhöhe“, wie sie betont. Ohne langfristige Bindung – das war ihre Bedingung – aber lange genug, um Ruhe und Sicherheit zu finden. Zum ersten Mal hat sie einen eigenen Manager an ihrer Seite, der ihr Vertragsdetails vom Hals hält. Andere Angebote gab es. Ein Wechsel freilich hätte bedeutet, an einer sensiblen Nahtstelle in der Karriere ins Risiko zu gehen. „Ich fühle mich wohl hier im Team“, sagt sie. „Die ganze Staff mit Mechanikern und Physios machen einen richtig guten Job“.

Ich weiß nach diesem Jahr nun besser, wo ich stehe.

Kira Böhm

Jetzt wird es darum gehen, aus dem ersten Lehrjahr die richtigen Schlüsse zu ziehen. An Intelligenz und Intuition mangelt es der Aufsteigerin, die in wenigen Wochen ihren 23. Geburtstag feiert, nicht. Gesamtplatz  22 in ihrem ersten Elitejahr im Weltcup ließe sich als erwartbar betiteln, durchaus auch als respektabel. Schließlich weht im engen Kreis der weltbesten Mountainbikerinnen ein anderer Wind als zuvor in den Nachwuchsklassen. Wäre da nicht die Gewissheit: Es war mehr drin. Der Motor ist für höhere Leistung ausgelegt, aber Ellbogen-Mentalität beim Start, die Wiederauferstehung nach Stürzen oder Defekten und das Gefühl für den eigenen Rhythmus – das muss man lernen. Erst recht nach einem Jahr, in dem die Konkurrenz in der U23 meist hinterher fuhr. Sich in schwächere Gruppen einzureihen aus Furcht, zu überziehen. Nicht dem eigenen Tempo zu folgen, wenn es sein muss, auch solo; dieser Fehler ist ihr zuletzt mehrfach unterlaufen. 

Jetzt ist erstmal drei Wochen Pause. Zeit, sich ums Lehramtsstudium in Freiburg zu kümmern. Zeit für eine Woche zum Kite-Surfen nach Ägypten. Einfach mal abhängen. Danach beginnt schon wieder die Vorbereitung auf die neue Weltcup-Saison, die diesmal eine Woche später im Mai mit einer Premiere startet: im Mountainbike-Entwicklungsland Südkorea. Bis dahin heißt es, an Schwachstellen zu feilen. Um künftig weniger Zeit auf technisch schwierigen Abfahrten zu verlieren, legt Cube zu einem frühen Zeitpunkt in der Vorbereitung den Fokus auf Fahrtechnik. Im Winter steht ein gemeinsames Trainingslager mit dem Downhill-Team in Italien auf dem Programm.

Ansonsten ist Kontinuität das, was für Kira Böhm im Moment am wichtigsten ist. Das Team ist bis auf eine Stelle, die im Moment noch vakant ist, unverändert. Ihre Teamkollegin bleibt die Britin und letztjährige U23-Vizeweltmeisterin im Shorttrack, Ella Maclean-Howell. Sie sei mental stärker geworden, „und ich weiß nach diesem Jahr nun besser, wo ich stehe“, sagt Kira Böhm. Mehr Aufschluss darüber gibt es erst am 3. Mai nächsten Jahres im südkoreanischen Yongpyong, wenn in der Ski-Arena, sechs Autostunden von der Hauptstadt Seoul entfernt, der Startschuss in die neue Weltcuprunde fällt.