Lokalsport
Kira Böhm vor EM-Start: Motiviert, aber ohne Druck

Mountainbike Die Weilheimerin liebäugelt bei der EM, die am Donnerstag in Rumänien beginnt, mit einer Medaille. Luca Schwarzbauer verzichtet auf den Start. Von Armin Küstenbrück

Nach ihren vier Weltcuperfolgen in Brasilien zählt Kira Böhm bei den Europameisterschaften in Rumänien zum Favoritenkreis.  Foto: Armin Küstenbrück

Ungewöhnlich früh findet im Olympischen Jahr 2024 die Europameis­terschaft der Mountainbiker statt. Von Donnerstag bis Sonntag kämpfen mit Kira Böhm (U23) und Pia Pflüger (Juniorin) auch zwei Fahrerinnen aus der Teckregion in Rumänien um Trikot, Medaillen und Punkte. Luca Schwarzbauer (Elite) verzichtet hingegen auf einen Start in der riesigen Ferienanlage Cheile Gradistei, die in den südlichen Karpaten auf 1300 Metern Höhe nahe der Großstadt Kronstadt (Rumänisch: Brasov) in Siebenbürgen liegt.

Für Schwarzbauer steht die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris Ende Juli im Vordergrund: „Diese Erholungs- und Trainingsphase nach den Weltcups in Brasilien ist für eine optimale Vorbereitung unglaublich wichtig für mich, denn jetzt kann ich die Basis für die nächsten drei Monate legen“, so Schwarzbauer, der entscheiden musste, ob er trainingstaktisch jetzt die Europameisterschaft oder die Deutsche Meisterschaft in Obergessertshausen am 9. Juni auslässt: „Ich habe mir zusammen mit meinem Team schon Anfang des Jahres den Kalender angeschaut – und es war klar, dass beide Meisterschaften eine zu viel sind.“ Letztlich habe er sich für den geringeren Reiseaufwand und den besseren Zeitpunkt entschieden, so Schwarzbauer, der vor einem Jahr bei den Europameisterschaften in Polen Vierter geworden war.

Damit wäre Kira Böhm diesmal nicht zufrieden. Mit viel Selbstbewusstsein aus ihren vier brasilianischen Weltcupsiegen (je zweimal Shortrack und olympische Distanz) geht sie in Cheile Gradistei an den Start: „Ich habe noch nie bei internationalen Wettkämpfen eine Medaille geholt“, gibt die Weilheimerin, die letztmals in diesem Jahr in der U 23-Klasse starten darf, die Zielrichtung vor: „Am besten wäre es natürlich, wenn ich auch hier das Trikot gewinne.“ Von Druck will sie allerdings nichts wissen: „Ich sehe die Erfolge in Brasilien als Motivation und nicht als Druck“, sagte Böhm vor ihrem Abflug nach Rumänien: „Und die Motivation ist: einfach sehr gut sein“, so die Lehramtsstudentin.

Premiere für Pia Pflüger

Ähnlich sieht es auch Pia Pflüger vom MTB Teck, die mittlerweile wie Böhm in Freiburg lebt und dort die Schulbank drückt. Sie wird erstmals in der Junioren-Klasse im Nationaltrikot an den Start gehen. Obwohl sie offiziell gar nicht zum Kader gehört, wurde sie von Nachwuchs-Bundestrainer Marc Schäfer als eine von gerade einmal zwei Juniorinnen kurzfris­tig für die Europameisterschaft nominiert. „Ich bin noch nie zu einem Rennen geflogen, so weit weg, ohne Papa, das ist schon ziemlich ungewohnt alles“, berichtete Pflüger, nachdem sie am Montagabend in Cheile Gradistei angekommen war. „Dabei konnte ich mich gar nicht speziell auf die Europameisterschaft vorbereiten“, so Pflüger. „Aber momentan bin ich sicher gut in Form.“ Sie wird Deutschland am Freitagnachmittag zunächst bei der gemischten Staffel vertreten, ehe sie am Samstag um 12 Uhr (MESZ) in ihr Rennen über die olympische Distanz starten wird.

Böhm winken zwei Titel

Für Kira Böhm beginnt die Europameisterschaft schon am Donnerstag mit dem Shorttrack-Rennen, in denen sie bereits mit der Bronze-Medaille im vergangenen Jahr und nicht zuletzt mit ihren beiden Siegen in Brasilien gezeigt hat, dass ihr die Hatz über 20 Minuten liegt. 2023 gab es keine eigene U 23-Wertung, für 2024 wollte der europäische Radsportverband UEC aber sogar ein eigenes Rennen durchführen. Weil das olympische Reglement aber eine Trennung von Elite und U 23 im Shorttrack im Rahmen der Qualifikationsperiode nicht vorsieht, werden in Rumänien Elite und U 23 gemeinsam an den Start gehen – und einen Overall-Europameister und eine(n) U 23-Europameister(in) küren. Böhm hätte damit die Chance, in einem einzigen Rennen gleich zweifache Europameisterin werden zu können – oder zumindest mit zwei Medaillen nach Hause zu kommen.

Start der Shortrack-Wettbewerbe ist am Donnerstag um 15 Uhr MESZ. Danach hat sie zwei ganze Tage Zeit, sich zu erholen: Ihr Start über die olympische Distanz ist am Sonntag um 9.30 Uhr MESZ. „Bisher hatte ich keine Probleme mit Rennen in der Höhe, da habe ich – abgesehen von den Weltcups in Brasilien – bisher sogar meine besten Rennen bestritten“, gibt sich Böhm zuversichtlich. „Der Kurs erinnert in den Videos, die ich bislang gesehen habe, sehr an Andorra“, wo Ende August die Weltmeisterschaft ausgetragen werden wird. „Es sieht auf jeden Fall sehr bergig aus. Aber wenn du fit bist und Form hast, ist es eigentlich egal, wie der Kurs ist.“