Lokalsport
Kirchheim dreht wieder am großen Rad

Kreisbau-Cup Mit der 1. Kirchheimer Radsportnacht feiert das Rennen durch die Altstadt nach acht Jahren die Wiederauferstehung. Am Samstag wird die Fußgängerzone zur großen Bühne. Von Bernd Köble 

Die gute Nachricht platzt mitten hinein ins Vorgespräch fürs Rennen am Samstag. Die Mail vom Radsport-Weltverband UCI signalisiert: grünes Licht. Keine Wünsche mehr offen, keine Beanstandungen. Kirchheims Rückkehr auf die Radsportbühne steht nichts mehr im Wege. Die beiden Hauptorganisatoren Jürgen und Verena Wastl können aufatmen. Sogar die Wettervorhersage spielt mit:  Sonne, angenehme 26 Grad. Passt.

Der rote Teppich ist ausgerollt. Die 1. Kirchheimer Radsportnacht unter dem Dach des Hauptsponsors Kreisbau kann steigen. Die deutsche Amateur-Elite wird am Start sein. Dazu die Kontinentalteams von Sparta Prag und das österreichische Team Vorarlberg. Aber auch bekannte Gesichter aus der Region, wie die der beiden Altmeister Steffen Greger und Andi Mayr, der das Kirchheimer Rennen bereits 2011 gewonnen hat. 

Diesmal dürften es die Fahrer aus der zweiten Reihe allerdings schwer haben, auch wenn der eng gezogene Innenstadtkurs mit seinen vielen Tempowechseln seine eigenen Gesetze hat. Die Richtschnur werden vermutlich drei Worldtour-Profis ziehen, die zu den größten Talenten in Deutschland zählen: Der 22-jährige Herrenberger Kim Heiduk, der sein Premierenjahr im Trikot von Ineos feiert, wo er an der Seite des ehemaligen Tour-Gewinners Egan Bernal und Olympiasieger Richard Carapaz in die Pedale tritt. Dazu ein Allrounder wie Marius Mayrhofer (21) aus Tübingen, seit diesem Jahr bei DSM unter Vertrag. Und natürlich Jannik Steimle, der als Mitveranstalter großen Anteil daran hat, dass dieses Rennen überhaupt stattfindet und dass Kollegen aus der Beletage des Radsports mitziehen.

Der frischgebackene deutsche Vizemeister im Zeitfahren hat sich bis Freitag eine kurze Auszeit gegönnt. Ein paar Tage Wellness mit Freundin im Nordschwarzwald, kurze Wege, Reisestress ist schließlich genug. Bereits am Sonntag nach dem Rennen geht es mit seinem Team Quick-Step ins Höhentrainingslager nach Livigno. „Den Samstag werde ich trotzdem noch genießen“, sagt der Weilheimer, der sich auf ein tolles Spektakel in Kirchheims guter Stube freut. „Nur das Wetter muss passen“, meint er. „Für alles andere haben Jürgen und Verena gesorgt.“

„Cycling Friends Passione powered by Jannik Steimle“ – so sperrig der Vereinsname klingt, so sehr ist er Programm. Zusammenhalt und Leidenschaft für den Radsport verbindet nicht nur den harten Kern mit zehn Köpfen, sondern die gesamte Schar der etwa hundert Helferinnen und Helfer, die sich ums Radhändler-Ehepaar aus Kirchheim scharen. Stadt, Handwerker, Sponsoren und Gastronomen – „Wie hier alle an einem Strang ziehen, ist schon beeindruckend“, sagt Jürgen Wastl, der auf eine eigene Radkarriere als Nachwuchsfahrer im Trikot des RKV Kirchheim zurückblicken kann und mit inzwischen 58 Jahren in der württembergischen Szene so gut wie jeden kennt. Jetzt packen alle mit an, jeder weiß, was zu tun ist. Papa Steimle befehligt das Team für die Streckenabsperrung, Tochter Ina sorgt für Kaffe- und Kuchennachschub auf der „Fressmeile“ am Marktplatz, wo lokale Gastronomen bewirten. Jannik Steimles Lebensgefährtin Lara kümmert sich um die Sponsoren.

Ein Problem ist allein der Zeitplan, denn der ist – passend zur Veranstaltung – sportlich. Obwohl die Markthändler das Feld bereits um 12 Uhr und damit eine Stunde früher als üblich räumen, bleiben nur wenige Stunden Zeit zum Aufbau. Spätestens um 16 Uhr müssen Absperrgitter errichtet sein, muss

 

„Wie hier alle an einem Strang ziehen,
ist schon beeindruckend.
Jürgen Wastl
Der Organisationschef über seinen Stab an Unterstützern.
 

die Zuschauertribüne zwischen Rathaus und Marktbrunnen stehen, wo neben Start und Ziel mit dem Technikwagen der Rennleitung auch die Bühne für die Siegerehrung zu finden sein wird. Um 17 Uhr beginnt das Rennprogramm mit einem Parallelsprint durch die Fußgängerzone mit Start am Wachthaus, bei dem 16 Fahrer im K.o.-Modus paarweise gegeneinander antreten. Ein Format, das es schon in früheren Versionen des bis 2014 ausgetragenen Rennens in Kirchheim gab. Spätestens um 23 Uhr muss Schluss sein, rund zwei Stunden nachdem der Sieger des Hauptrennens feststehen wird.

Natürlich erwartet jeder, dass er das Ding hier reißt. Mitveranstalter sein heißt aber auch, die Spannung hochzuhalten. „Wir haben am Samstag ein renommiertes Starterfeld“, schränkt Jannik Steimle deshalb ein. Die kurze Renndistanz von lediglich 78 Kilometern, die vielen kurzen Antritte, das ist nicht das, was Worldtour-Profis kennen. Dort heißt es, nach 200 Kilometern und mehr, die Beine für den finalen Punch zu haben.

Es ist ein Testballon, der am Samstag steigt. Nach der ersten Idee im Spätherbst war die Zeit knapp bemessen. „Nächstes Jahr wird vieles einfacher“, ist Jürgen Wastl überzeugt. Und es gibt  weitere Pläne. Für ein zusätzliches Frauenrennen beispielsweise.

 

Kreisbau eröffnet Programm mit Sternfahrt

Hauptsponsor Kreisbau wird die 1. Kirchheimer Radnacht mit einer Sternfahrt, an der sich auch Bürgermeister und Politiker beteiligen, eröffnen. Die Fahrt geht von Stuttgart über Esslingen und die Filder nach Kirchheim, wo die Gruppe gegen 16.30 Uhr eintreffen wird.
Um 17 Uhr beginnt der erste Teil des Rennprogramms mit einem Parallelsprint über 200 Meter durch die Marktstraße. Start ist am Alten Wachthaus, das Ziel liegt auf Höhe des Marktbrunnens. Insgesamt 16 Fahrer werden in einem Ausscheidungsrennen den Sieger ermitteln.
Um 18 Uhr beginnt das Jedermann-Benefizrennen zugunsten der Initiative „Starkes Kirchheim“, die sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen hilft. Die Rennzeit beträgt 45 Minuten, für jede Runde bezahlen Sponsoren einen vorher vereinbarten Betrag. Teilnehmende erhalten ab 17.30 Uhr am Marktbrunnen ihre Startnummer.
Um 19 Uhr ist Start des Hauptrennens. Die Strecke folgt leicht bergauf der Marktstraße und über den östlichen Teil des Alleenrings bis zur 180-Grad-Wende an der Einmündung der Plochinger Straße. Gefahren werden 60 Runden, was einer Renndistanz von 78 Kilometern entspricht. Erwartete Zieleinfahrt ist kurz vor 21 Uhr. Es geht um Prämien im Gesamtwert von 5000 Euro. bk