Radsport
Kirchheim erlebt ein packendes Renn-Finale

Die Stimmung bei der 3. Radsportnacht in der Teckstadt trotzt dem miesen Wetter. Der Stuttgarter Benedikt Willi fasst sich auf der Schlussrunde ein Herz und sprintet zum Sieg.

Verdienter Sieger nach 65 kräftezehrenden Runden: Benedikt Willi von der Equipe Stuttgart-Vaihingen. Foto: Carsten Riedl

Regen, kühle Temperaturen, rutschige Straßen und einige Stürze – alles egal. Kirchheim hat bei der 3. Auflage der Radsportnacht den erhofft packenden Rennverlauf erlebt. Vor einer trotz Nässe beeindruckenden Kulisse in der Innenstadt holte sich Benedikt Willi von der Equipe Stuttgart-Vaihingen nach einer beherzten Attacke auf der Schlussrunde den Sieg. Auf Platz zwei landete der als Topfavorit gehandelte deutsche Kriteriumsmeister Dario Rapps vom RSC Kempten vor dem Stuttgarter Wilhelm Buchmüller und dem erst 19-jährigen Oscar Schempp, der für den VfL Pfullingen startet. 

Eine fünfköpfige Spitzengruppe, zu der auch Jonas Tenbruck vom Fratelli Racing Team gehörte, bestimmte im letzten Drittel des Rennens über 65 Runden oder 78 Kilometer in und um die Kirchheimer Altstadt das Geschehen. Als das Rennen in die entscheidende Phase ging, zahlte sich die starke Mannschaftsleistung der Stuttgarter Equipe aus. Vor allem Buchmüller rieb sich mit der Nase im Wind auf und leistete über weite Strecken kraftraubende Tempoarbeit. In den letzten zehn Runden war er es, der immer wieder Nadelstiche setzte und so dafür sorgte, dass die Fünf an der Spitze sich uneinholbar absetzen konnten. Dario Rapps, der Mann im deutschen Meistertrikot auf seiner Rennmaschine in Schwarz-Rot-Gold war unter den Ausreißern früh auf sich allein gestellt. Der Kemptener ließ wertvolle Körner, indem er immer wieder Lücken schließen musste, die sich kurzzeitig an der Spitze auftaten. Das Team aus dem Allgäu war erst am frühen Nachmittag von einem Rennen tags zuvor im westfälischen Münster zurückgekehrt und hatte bei der Ankunft in Kirchheim 500 Autobahnkilometer hinter sich. Eine Strapaze, die vor allem den beiden Helfern Steffen Greger und Markus Blume anzumerken war. Immerhin: Der 41-jährige Greger, der seit vielen Jahren Stammgast in Kirchheim ist, landete als zweitbester Fahrer des RSC in der Verfolgergruppe auf Platz zehn.

„In den letzten fünf Runden kamen abwechselnd die Attacken, da war es schwer alleine zu kontern,“ zog Rapps im Ziel ein Fazit. „Wir hatten letzte Nacht fünf Stunden Schlaf und saßen danach sieben Stunden im Auto,“ fand der Favorit eine Erklärung. „Meine Jungs sind schon stark gefahren, aber als die Spitzengruppe ging, war halt keiner dabei.“ Rapps hätte auf den letzten Metern um ein Haar noch Platz zwei verschenkt, nachdem er zu früh rausgenommen hatte und vom drittplatzierten Wilhelm  Buchmüller fast noch übersprintet worden wäre.

Das Team aus Stuttgart um den Sieger Benedikt Willi lag sich dagegen im Zielbereich in den Armen. Für den 27-jährigen Champion war es nach zehn Top-Ten-Platzierungen in dieser Saison der erste Sieg. „Unser Ziel war es, das Rennen von Beginn an schnell zu machen,“ meinte Willi. „Das ist uns gut gelungen. Am Ende mit zwei Mann in der Spitzengruppe zu sein, war dann perfekt.“

Das Glanzlicht aus lokaler Sicht setzte der Weilheimer Nico Kautter (Team Edelsten), der bis 20 Runden vor Schluss in der Spitzengruppe mithielt, dann aber reißen lassen musste und am Ende auf einem starken 15. Platz landete. Leo Ebner vom MTB Teck fuhr auf Platz 26, gefolgt von Marc Hepperle von Cycling Friends Passione, dem Kirchheimer Team des Veranstalters. „Wir haben heute das gesehen, was wir uns alle erhofft hatten: ein super spannendes Rennen“, war Organisator Jürgen Wastl zufrieden. 

Zufrieden waren auch die Mitglieder des Vereins Starkes Kirchheim, der sich für Chancengleichheit für Kinder in der Teckstadt einsetzt. Zwar blieb die beim Benefizradeln erstrampelte Summe mit 5.082 Euro deutlich unter der Marke vom Vorjahr. Angesichts des strömenden Regens, bei dem sich die Freizeitradler angeführt von Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer und Bernd Weiler, Vorstandssprecher des Hauptsponsors Kreisbau, auf den Weg gemacht und zusammengerechnet 1443 Runden absolviert hatten, ist das Ergebnis dennoch beeindruckend.

Vom Regen nicht aus der Ruhe respektive aus dem Gleichgewicht ließen sich auch die knapp zwei Dutzend Dreikäsehochs beim Laufrad-Rennen vom Wachthaus bis zum Ziel am Marktbrunnen bringen. Das kuriose Rennen, bei dem es keine Verlierer gab, war zum ersten Mal im Programm und ein Herzenswunsch von Mitveranstalter Jannik Steimle. Der Sieger der letzten beiden Jahre auf dem Alleenring musste diesmal passen und stand am Samstag bei der Sibiu-Tour in Rumänien am Start. Die Siegerehrung der U3-Rennfahrer übernahm kurzerhand Lara Lochmann, die seit vergangener Woche mit Steimle verheiratet ist. Ihr Mitbringsel: ein kompletter Satz goldener Medaillen.