Rückschlag oder Ausrutscher? Nach zehn Punkten aus vier Spielen in diesem Jahr war der VfL Kirchheim fast so etwas wie die Mannschaft der Stunde. Die „Blauen“ hätten sich etwas Luft im Tabellenkeller verschafft, Anschluss an die Nichtabstiegsplätze gefunden und mit einem Heimsieg am Ostersamstag gegen FC Srbija Ulm tabellarisch sogar „über dem Strich“ einsortieren können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Am Ende waren es die Gäste, die den Kirchheimer Wembley-Platz mit einem 2:1 (1:0)-Sieg verließen.
Die Eingangsfrage dazu beantwortete Felix Lache, Sprecher des VfL-Trainergespanns, eindeutig: „Ich denke das war ein Ausrutscher. Wir konnten am Samstag nicht das umsetzen, was wir geplant hatten. Und bei jedem Akteur fehlten fünf bis zehn Prozent im Vergleich zu den vier Spielen zuvor.“ Die Spielanalyse im Kreise der Mannschaft erfolgte tatsächlich noch am Samstagabend im Rahmen eines zuvor (ergebnis-unabhängig) geplanten gemeinsamen Abendessens: zu wenig Kurzpassspiel, dafür mehr sprichwörtliches „Langholz“, verbunden mit den entsprechenden Ballverlusten und individuelle Fehler hätten, so Coach Lache, zu der Niederlage geführt.
Dabei hatten die Kirchheimer die körperliche Präsenz der als robust geltenden Gäste aus Ulm angenommen und waren gut ins Spiel gekommen. Trotz anfänglicher optischer Ausgeglichenheit sahen sich die VfL-Akteure dennoch nach gerade einmal zehn Minuten im Rückstand: VfL-Verteidiger Theo Gut hatte eine Gästeflanke bei seiner Rettungsaktion unglücklich zum 0:1 ins eigene Tor gelenkt. Die Ulmer nutzten die solchermaßen erfahrene Gunst der Stunde und erspielten sich ein von Kirchheimer Fehlern und mangelndem Zugriff befeuertes Übergewicht. Torchancen blieben jedoch Mangelware, und so musste VfL-Keeper Nico Nagel nur zweimal beherzt eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern (25., 30.).
Für den zweiten Spielabschnitt hatten sich die „Blauen“ viel vorgenommen und mit Gazi Boylu frischen Wind in die Mannschaft gebracht. Die Kircheimer übernahmen die Regie auf dem Platz – und liefen prompt in einen klassischen Konter der Gäste. Nach einem Ballverlust in der Kirchheimer Vorwärtsbewegung wurde Nikola Milicevic mustergültig auf die Reise in Richtung Nico Nagel geschickt. Mit einem starken Abschluss markierte er das 0:2 (51.). Der VfL setzte nun alles auf eine Karte, brachte mit dem spielenden Coach Tobias Heim (60.), Argjend Shalaj (67.) sowie Nico Bihn (70.) nochmals Frische ins Spiel, die tatsächlich zum Erfolg führte. Meksud Colic war in der 73. Minute in Torjägermanier zur Stelle und erzielte den 1:2-Anschlusstreffer.
Das Spiel wurde nun etwas ruppiger und führte nach zwei Ulmer Abseitspositionen zu ersten Gelben Karten und in der 81. Minute zur „Ampelkarte“ für Torschütze Milicevic, dessen Mannschaftskameraden in der Folge den Riegel vorschoben und sich aufs (erfolgreiche) Verteidigen verlegten. „Aufstehen, Mund abputzen, Weitermachen“ war dann nach dem Schlusspfiff auch die Ansage von Coach Lache.
Tabellarisch hatte das Ei zu viel im Kirchheimer Osternest nur bedingt Folgen: Aufgrund der Ergebnisse der direkten Konkurrenten passierte „nach hinten“ zwar nichts, allerdings konnte der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen auch nicht verringert werden. Am heutigen Dienstag und morgen stehen Spielanalyse und Trainingseinheiten auf dem VfL-Programm, und am Freitagabend das Gastspiel bei Tabellenführer FC Esslingen. „Da können wir befreit aufspielen, weil jeder mit einer Niederlage rechnet“, nimmt Lache schon mal Druck aus dem Kessel.